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KrebsligaBlogKrebsInfo – vom Pilotprojekt zur Institution

KrebsInfo – vom Pilotprojekt zur Institution

120 000 Beratungen, vier Kanäle, viel Herzblut: Was vor 30 Jahren als mutige Idee begann, ist heute eine unverzichtbare Anlaufstelle für Krebsbetroffene, Angehörige und Fachleute. Mit dem neuen Namen KrebsInfo zeigt das Krebstelefon, wie breit sein Angebot ist.

Im Jahr 1995 starten vier Mitarbeiterinnen den kostenlosen Beratungs- und Informationsdienst Krebstelefon – vorerst nur in Deutsch und Französisch. Die Idee des Angebots: Krebsbetroffenen und ihren Angehörigen schnell und anonym Unterstützung und Halt geben. «Zu Beginn meldeten sich vor allem Direktbetroffene», erinnert sich Christine Meuwly-Leuenberger. Sie leitet den Dienst von 1995 bis 2005. Die Anonymität am Telefon erweist sich als ideal. «Die Menschen wollen am nächsten Morgen beim Einkauf im Grossverteiler nicht erkannt werden.» 

1995 bedienen die Beraterinnen das Telefon wochentags zwischen 16 und 19 Uhr und beantworten dazu Briefe. «Viele Anrufende hatten nach der Ersttherapie Fragen, wie sie ihren Alltag neu strukturieren oder ihre Ängste verarbeiten können», erzählt Christine Meuwly-Leuenberger. «Wir halfen ihnen, ihre Diagnose zu verstehen, indem wir die medizinische Fachsprache herunterbrachen.» Vielen tut es aber auch einfach gut, über ihre Sorgen zu sprechen und so etwas Ballast abzuwerfen. Das Krebstelefon erweitert seine Öffnungszeiten von drei auf acht Stunden täglich unter der Woche. 

 

1995: 1550 Anfragen 

Zusätzlich unterstützt das Krebstelefon auch Fachpersonen mit Informationen. Alle Beraterinnen sind ausgebildete Pflegefachfrauen und verfügen über Zusatzausbildungen in Onkologie und Psychoonkologie. Im Jahr 1995 beantwortet der Dienst rund 1550 Anfragen.

In den 90er Jahren schlägt das Thema Ernährung bei Krebs hohe Wellen. Randensaft-Kur, Blutgruppen-Diät, solche Begriffe und Ideen tauchen immer wieder auf. Die damals vier Beraterinnen verfolgen diese Trends. Hat jemand dazu eine Frage, argumentieren sie sachlich und weisen auch auf Gefahren hin. Oder wenn jemand Ergebnisse zu neuen Studien sucht, recherchieren sie und melden sich spätestens nach 72 Stunden zurück. «Obwohl es damals das Internet schon gab, stützten wir uns noch mehrheitlich auf Fachliteratur aus der Bibliothek oder griffen auf medizinische Datenbanken zurück», sagt Christine Meuwly-Leuenberger.

«Das kleine Pilotprojekt ist zu einer festen Institution für Betroffene und Angehörige gewachsen.»

Christine Meuwly-Leuenberger
Erste Leiterin Krebstelefon

Immer mehr Kanäle und Beratungen 

Neben dem Telefon kommen mit der Zeit neue Kommunikationskanäle dazu. Im krebsforum.ch tauschen Betroffene seit 2005 ihre Erfahrungen untereinander aus. In der Expertinnen- und Expertensprechstunde können Ratsuchende seit 2009 Fragen rund um Krebs an Fachspezialistinnen und -spezialisten richten und erhalten eine individuelle Antwort. Und für Kinder und Jugendliche steht seit 2012 mit der Cancerline ein Live-Chat zur Verfügung. Zwei Jahre darauf ist der Dienst neu auch für Erwachsene offen. Zudem kommt mit Skype ein audiovisueller Kanal dazu. 

Nach Christine Meuwly-Leuenberger führt Sylvia Den das Krebstelefon-Team, ehe Erika Gardi von 2008 bis 2015 übernimmt.  

2013 startet das Projekt «Krebstelefon plus», bei dem interessierte deutschsprachige Krebsligen ihre Telefone bei Büroschluss oder Abwesenheit auf das Krebstelefon umschalten können. Betroffene erhalten so persönliche Auskunft. Dank neuem Schichtbetrieb ist das Krebstelefon von 9 bis 19 Uhr erreichbar. 

Die elektronische Post ersetzt die Briefe nahezu vollständig. Zwischen 2015 und 2018 verdoppeln sich die Anfragen via E-Mail von rund 700 auf 1565 Anfragen und im Chat nehmen die Beratungen um das Fünffache zu auf 400 pro Jahr. 

 

Beständig und doch am Puls der Zeit 

Seit 2016 leitet Anna Zahno den Beratungsdienst. In ihrem ersten Jahr führt sie mit dem Team die Rubrik «Neulich am Krebstelefon» (NAK) ein. Dabei wird eine Frage anonymisiert und im Forum aufgeschaltet, damit möglichst viele Menschen von der Antwort profitieren können. Seit 2022 finden sich die NAKs monatlich auch auf den Sozialen Medien. Zudem führt das Spendenmagazin der Krebsliga, aspect, die Rubrik «Neulich am Krebstelefon» mit einer Auswahl von Fragen und Antworten ein.  

 

Rekord im Pandemiejahr: 6000 Beratungen 

Die allermeisten Beratungen gibt es im Jahr 2020 – während der Coronazeit. Da stösst das Team an seine Grenzen. «Teilweise waren wir wirklich am Schwimmen», erinnert sich Anna Zahno. Rund 6000 Anfragen, vor allem von Betroffenen und Angehörigen, beantwortet das Team im Pandemiejahr. Die Menschen suchen Halt in einer Zeit, die Unsicherheit und Ängste – auch im Zusammenhang mit Krebs – noch erhöht.  

Auch die geopolitischen Krisen gehen nicht spurlos am Krebstelefon vorbei: Als Anfang 2022 viele ukrainische Geflüchtete in der Schweiz Schutz suchen, reagiert das Krebstelefon rasch. Es schaltet auf der Webseite Informationen in Ukrainisch und Russisch auf und richteten in diesen Sprachen auch eine E-Mail-Beratung ein. Zuerst übersetzte eine Frau die Fragen und Antworten, später griff das Team auf moderne KI-Übersetzungsdienste bei der schriftlichen Beratung zurück.  

 

Neu: Webinare und Beratung via WhatsApp 

Nicht alle Veränderungen kriegen die Ratsuchenden direkt mit. So läuft zum Beispiel der Live-Chat in einem neuen Online-Beratungstool, das die noch strenger gewordenen Regeln des Datenschutzes garantiert.  

Sowieso: Das Krebstelefon geht mit der Zeit. Das zeigt auch die Einführung der Webinare. Im Jahr 2023 startet die Reihe im Prostatakrebsmonat mit einem Webinar zum Thema Männergesundheit. Expertinnen und Experten geben einen fachlichen Input, Betroffene erzählen von ihren Erfahrungen und die Teilnehmenden können anonym Fragen stellen im Live-Chat. «Wir spürten schnell, dieses Format ist ein wirkliches Bedürfnis», sagt Anna Zahno. Weitere Webinare folgen und sind auch in Zukunft geplant. 

Der neuste Coup: Damit sich Ratsuchende möglichst niederschwellig melden können, ist das Krebstelefon seit November 2024 auch via WhatsApp erreichbar.

 

Mit Herz und Fachwissen 

Die Technologien ändern sich, neue Kanäle kommen dazu, Und die Expert:innen- und Expertensprechstunde heisst seit 2024 Online-Sprechstunde. Doch vieles ist gleich: So sind heute noch Kompetenz und Glaubwürdigkeit das A und O von KrebsInfo. Ebenso das Herzblut des Teams, das Gespräch auf Augenhöhe und das Angebot, die Menschen ein Stück auf ihrem Weg zu begleiten. Und das alles anonym und kostenlos. 

«Wenn wir auch nur einen kleinen Beitrag zum Wohlbefinden eines Menschen leisten können, ist das für uns von grossem Wert.»

Anna Zahno
Aktuelle Leiterin KrebsInfo

Die Nöte und Sorgen durch eine Krebserkrankung sind in den vergangenen 30 Jahren nicht kleiner geworden: Schwierigkeiten in der Kommunikation mit dem Umfeld, das Zurückfinden in den Arbeitsprozess, die Mehrfachbelastung der Nahestehenden, die Trauer um das Verlorene, die Angst um die Zukunft oder finanzielle Engpässe belasten Betroffene und ihre Liebsten. 

 

Täglich acht Stunden erreichbar 

Die Beraterinnen und Berater bilden sich laufend weiter. Alle aktuell sieben Beratenden sind erfahrene Pflegefachpersonen mit Zusatzausbildungen in onkologischer Pflege, Psychoonkologie, Schmerzbehandlung, Psychologie, Sozialarbeit, psychosozialer oder systemischer Beratung. Acht Stunden pro Tag, von 10 bis 18 Uhr, sind sie für Ratsuchende erreichbar – über welche Kanäle auch immer. Neben Betroffenen und ihren Angehörigen helfen sie auch Interessierten weiter – zum Beispiel mit Informationen zu Prävention oder Früherkennung. «Oder wir bieten Entlastung für Fachleute, wenn Zeit oder Kapazitäten fehlen und stehen mit fachlich fundierten Informationen zur Seite.»  

 

Namenswechsel zum Geburtstag 

In diesem Jahr feiert das Krebstelefon seinen 30. Geburtstag. Und beschenkt sich mit einem neuen Namen: KrebsInfo; InfoCancer, InfoCancro. So wird es den veränderten Kommunikationskanälen gerecht und zeigt mit diesem Schritt offiziell, wie breit das Angebot inzwischen ist. 

«Das kleine Pilotprojekt ist zu einer festen Institution für Betroffene und Angehörige gewachsen», sagt Christine Meuwly-Leuenberger stolz. Und Anna Zahno ergänzt: «In 30 Jahren haben wir rund 120 000 Menschen begleitet. Wenn wir auch nur einen kleinen Beitrag zum Wohlbefinden eines Menschen leisten können, ist das für uns von grossem Wert.»