Da sitzt sie nun – zehn Jahre nach der ersten Diagnose – mit zwei kleinen Kindern, darf sie nicht heben oder mit ihnen herumtollen. Gleichzeitig lenkt die Familie ab: «Man macht einfach. Zusammenbrechen geht ja nicht.» Andrea gibt alles – ausser auf.
Ihre dritte Krebsdiagnose folgt ein Jahr nach der zweiten. Diesmal ist der Brustkrebs in der rechten Brust fortgeschritten. Auf die Mastektomie (Brustentfernung) folgen eine Chemo- und eine fünfjährige Antihormontherapie. Lange hadern? Das ist nicht Andreas Ding. Ihr Mann, ihre Eltern, Freundinnen und eine Spitex unterstützen die Familie, Andreas positives Naturell hilft nicht nur ihr selbst, sondern auch den andern. Diesmal rasiert sie sich die Haare augenblicklich im Beisein der Familie ab.
Heute geht es Andrea gut. Sie spürt kaum Nachwehen der Therapien. «Nur meine Hände sind häufig kalt und ich muss aufpassen wegen Osteoporose.» Ihre Kinder sind unterdessen 16- und 14-jährig – das Loslassen der beiden fällt ihr «nicht so leicht». Andrea vermutet, dass dies mit ihren Erlebnissen zu tun hat. Die eigene Geschichte und Pascales Schicksal haben sie geprägt. Andrea ist «unendlich dankbar», dass es ihr gut geht.
Was sie sich damals mit 18 Jahren gewünscht hätte, möchte sie nun selbst sein: eine Stütze für andere krebsbetroffene Menschen. So meldet sie sich auf der Peer-Plattform der Krebsliga Schweiz an. «Ich möchte anderen Mut machen und Zuversicht schenken. Alles kann wieder gut kommen.» Ihr Dasein für andere Krebsbetroffene gebe ihr viel. So hilft Andrea beispielsweise auch bei Schmink- und Pflegekursen mit. Denn in der Zwischenzeit hat sie auch eine Ausbildung zur Kosmetikerin gemacht.
Steht die jährliche Nachsorgekontrolle an, schlägt Andreas Puls höher. Dann versucht sie, bewusst zu atmen, meditiert oder hört Mantra-Musik. «Ich lasse die Angst aber auch zu und sage mir, es ist völlig okay, Angst zu haben.»
Herzensprojekt: «Pascale Star»
Andrea brauchte viele Jahre Abstand, doch im Winter 2023 ist sie bereit, ihr Herzensprojekt für Krebsbetroffene zu lancieren: pascale-star.ch. Sie begleitet andere Krebsbetroffene, «um ihnen eine Perspektive zu schenken», teilt ihre Erfahrungen, steht anderen vor Untersuchungen bei. Und ganz wichtig: «Wenn jemand einen positiven Bescheid erhält, feiern wir zusammen.» Andrea ist da.