«Jesses, mit diesem steifen Metallding muss ich nun leben, dachte ich, als ich zum ersten Mal die Prothese sah. Mit 17 Jahren musste ich mein linkes Bein amputieren lassen wegen Knochenkrebs. Ich fragte mich: ‹Wird mich so überhaupt noch jemand liebhaben?› Gleichzeitig hatte ich einen riesigen Hunger aufs Leben. Seit da begleitet mich das Motto: Man kann gegen die Wellen ankämpfen oder sich von ihnen in die Zukunft tragen lassen.
Ich war immer ein Bewegungsmensch. Weil Seckle, Karate und Jazzdance nicht mehr möglich waren, suchte ich ein neues Ventil. Ich landete bei PluSport Behindertensport Schweiz im Schwimmen. Dort lernte ich meinen Freund und späteren Mann kennen. Er war Leistungsschwimmer, sechs Jahre älter und auch beinamputiert nach Krebs. Sein Selbstbewusstsein hat mir imponiert. Roland hat mir geholfen, mich trotz Behinderung als Frau gut zu fühlen. Wir bereisten die Welt und genossen das Leben. Doch er erkrankte an Herzinsuffizienz – eine Spätfolge der Chemotherapie. Ich begleitete ihn mit Hilfe einer Spitex zu Hause in den Tod. Das mitzuerleben, brachte mich an meine Grenzen. Ich reduzierte mein Pensum, gab meine Leitungsfunktion in der Buchhaltung auf und begann eine Ausbildung zur Resilienz-Trainerin.