Patricia Multari – Sie sagen, dass der Brustkrebs Ihr Leben gerettet hat. Was war der Grund dafür?
Nach dem Tod meines Lebensgefährten hatte ich die Freude am Leben verloren und wusste nicht mehr, wer ich war. Ich schaltete mein Leben auf Autopilot. Als ich meine Krebsdiagnose erhielt, weinte ich allein (während Corona), aber diesmal weinte ich, weil ich leben wollte!
Sie haben Ihren Job wegen Ihrer Brustkrebserkrankung verloren. Was hat Ihnen geholfen, positiv zu bleiben?
Am Anfang fühlte ich mich an einem Abgrund; ohne Arbeit und Einkommen, mit Krebs und einer herausfordernden Behandlung. Dann lernte ich die Sozialarbeiterin der Krebsliga Freiburg kennen, die mir half, Krankentaggeld zu erhalten, da ich sonst Sozialhilfe riskiert hätte. Diese Begleitung hat mir gezeigt, dass es Perspektiven für mich gibt. Das wiederum hat meinen Überlebensinstinkt geweckt. Die Fachleute, die mich unterstützt haben (Psychoonkologin, Pflegefachfrau, Sozialarbeiterin, ...), haben meine Qualitäten gesehen und an mich geglaubt. Sie haben mir geholfen, Vertrauen und Hoffnung zu finden.
Sie wollten nach der Krankheit erfolgreich ins Job Coaching Berufsleben zurückkehren. Wie hat die Krebsliga Freiburg Sie dabei unterstützt?
Ich nahm an monatlichen Treffen für Berufsrückkehrende teil. In dieser Gruppe teilten wir unsere Erlebnisse und Erfahrungen. Die Sozialarbeiterin der Krebsliga informierte mich über die Unterstützung durch die Invalidenversicherung (IV). Nach einer Spontanbewerbung wurde ich zu 40 % angestellt, mit einer geplanten Erweiterung bis auf 80 %. Die IV ernannte eine Beraterin für berufliche Wiedereingliederung, die eine Wiedereingliederungsmassnahme einleitete und meinem Arbeitgeber während meiner Wiedereingliederung IV auszahlte, was für ihnen und mich eine Win-win-Situation war.
Sie haben ein Buch geschrieben. Was hat Sie dazu inspiriert und was möchten Sie Personen in einer ähnlichen Situation vermitteln?
Ich wollte meinen Weg mit anderen teilen, um zu zeigen, dass man trotz aller Widrigkeiten wieder aufstehen kann. Ich war ganz unten und glaubte, dass ich das Glück nicht mehr finden würde. Dieses Buch war eine Therapie für mich und soll denjenigen Mut machen, die auch etwas durchmachen müssen. Ich möchte bekräftigen, dass Krebs nicht ansteckend oder beschämend ist. Ich möchte aufzeigen, dass es möglich ist, nach einer Krebserkrankung wieder ins Leben zurückzufinden.
Wie definieren Sie Glück und Zufriedenheit?
Für mich bedeutet Glück, jeden Moment zu leben und die einfachen Dinge zu geniessen. Das Leben und die schönen Menschen um mich herum zu schätzen. Nachdem ich dachte, ich sei nichts mehr, merke ich jetzt, dass ich in meinem Beruf kompetent bin und geschätzt werde, und das gibt mir viel Befriedigung.
Interview: Joëlle Beeler, Foto: Thomas Delley, La Gruyère