Es ist kurz vor Feierabend. Konzentriert blickt Roa Tobler in den Computer und studiert die Patientendossiers für den nächsten Tag. Der 19-Jährige absolviert am Felix-Platter-Spital in Basel eine Ausbildung zum Fachmann Gesundheit. Auf seinem rechten Unterarm lugt unter der Spitaluniform ein Tattoo hervor: Marika steht in grossen Lettern auf seiner Haut. Dabei handelt es sich nicht um Roas Freundin, sondern um seine Grossmutter, die im August 2022 verstorben ist. «Sie war meine beste Freundin», erinnert sich Roa. Als er während seiner Krebserkrankung lange Zeit stationär im Spital behandelt wurde, schlief seine Oma abwechselnd mit seinen Eltern bei ihm. Auch später war Marika immer an der Seite ihres Enkels. «Zwei Monate vor ihrem Tod liess ich mir ihren Namen tätowieren», erzählt Roa.
Der Basler erkrankte im Alter von 23 Monaten an Leukämie. Seine Mutter Maja Nidecker, die nach Roas Arbeitsende zum Gespräch dazukommt, erinnert sich noch gut an die ersten Warnsignale. Es begann damit, dass Roa oft antriebslos war. «Ein paar Treppen steigen? Das ging für ihn nicht. Ich dachte, er widersetzt sich», sagt die 48-Jährige. Zudem fallen Maja die blutleeren Lippen und der blasse Teint ihres Sohnes auf. «Wir sind in der Familie alle blass, aber bei Roa war es extrem.» Bei den Untersuchungen sind die Blutwerte nicht messbar, ferner stellt der Hausarzt fest, dass Roas Milz vergrössert ist. Roas Vater ist Kardiologe und ahnt zu diesem Zeitpunkt bereits, dass sein Sohn Leukämie haben könnte. «Als ich das hörte, bekam ich Angst», so Maja nachdenklich. Noch am gleichen Tag wird im Kinderspital Basel bestätigt, dass Roa tatsächlich an akuter lymphatischer Leukämie erkrankt ist. «Ich war geschockt«, fährt Maja fort.