Das Unerwartete hat manchmal eine verteufelt grosse Handschuhnummer. Zu spüren bekam das Danijel Valcic, als bei ihm vor elf Jahren ein Tumor im Hirn diagnostiziert wurde. Und dann vor drei Jahren ein zweites Mal. Wieder ein Hirntumor. «Ich fühlte mich niedergeschlagen und angezählt. Aber ich stemmte mich hoch», sagt Danijel Valcic, und sein Lächeln klingt hell, als würde er Grinsen. Und dann sagt er: «Ich fragte mich nicht, warum bin ich an Krebs erkrankt. Ich fragte ich mich: Was will mir die Krankheit sagen?» Danijel Valcic, ortet den Auslöser für seinen Krebs in seinen Hemmungen. Zu schüchtern sei er vor der Diagnose gewesen. Sagt er.
Wissenschaftlich betrachtet sind Erklärungen, die psychische Faktoren für die Entstehung von Krebs verantwortlich machen, nicht haltbar. Wer seine Gefühle unterdrückt oder zu wenig selbstbestimmt handelt, erkrankt nicht eher an Krebs als extrovertiert und selbstbewusst auftretende Menschen. Die psychische Verfassung löst keinen Krebs aus. Krebs ist eine verflixte Lotterie: Rund zwei Drittel aller krebsverursachenden genetischen Veränderungen des Erbguts, beruhen auf zufälligen Fehlern beim Kopieren der DNS. Krebs, so der Stand der Forschung, ist grösstenteils Zufall oder salopp ausgedrückt: Krebs ist eine Pechsache, die jede und jeden treffen kann. Und jetzt hatte es ihn getroffen, Danijel Valcic, der sein Leben umstellen, selbstbestimmter angehen wollte, wenn denn seine Erkrankung im Hirn erfolgreich behandelt werden kann.
«aspect», Januar 2018