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KrebsligaAgendaZwischen Unterstützung und Selbstfürsorge: Webinar für Angehörige

Zwischen Unterstützung und Selbstfürsorge: Webinar für Angehörige

Wenn ein geliebter Mensch an Krebs erkrankt, stehen Nahestehende vor grossen emotionalen und praktischen Herausforderungen. Wie Sie diese meistern können und welche Strategien wirklich helfen, erfahren Sie in unserem kostenlosen Webinar von KrebsInfo.

06.02.2025
17:00 Uhr
Online
Kategorie: Webinar
Zielgruppe: Betroffene, Nahestehende, Öffentlichkeit

Aufzeichnung

Fragen an Dr. med. Bruno Pfammatter

Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie FMH, Psychoonkologe SGPO, Leitender Arzt im Zentrum für Psychoonkologie und ambulante Onko-Reha, Krebsliga Zürich

Bruno Pfammatter: Das ist ein häufig gehörtes Problem. Die Onkologie ist ein sehr komplexes Gebiet, in dem sich alle Beteiligten, insbesondere die Ärzte, bemühen zu helfen und das Leben der Patienten zu erhalten. Generell ist aber der Zeitfaktor für Gespräche oft ein Problem. Es gibt zwar Ausnahmen, die sich mehr Zeit nehmen und gut kommunizieren können. Daher sind Fachpersonen, die sich gezielt Zeit nehmen können, besonders wichtig. Dazu gehören zum Beispiel Psychoonkologen und Psychoonkologinnen, Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen, die sich auf dieses Gebiet spezialisiert haben. Sowie auch regionale Krebsligen, die beratend tätig sind und Begegnungszentren, wie sie beispielweise von der Krebsliga Zürich angeboten werden.  

In diesen Einrichtungen kann man mit Menschen zusammenkommen, die sich Zeit nehmen, um Informationen weiterzugeben, Erfahrungen auszutauschen, Literaturempfehlungen zu geben oder bei Bedarf eine Peergruppe zu vermitteln. Diese Anlaufstellen sind wichtig, um an die benötigten Informationen zu kommen. Leider ist es oft so, dass diese wichtigen Informationen zu spät oder zu kurz kommen. Es ist daher von grosser Bedeutung, dass Betroffene und Angehörige aktiv nach solchen Unterstützungsangeboten suchen und sie in Anspruch nehmen. 

 
Antwort aus dem Chatverlauf: Ich gehe konsequent an die Besprechungen mit meiner Frau zu den Ärzten. Insistiere ruhig noch mehr, um alle Informationen zu bekommen. 

Bruno Pfammatter: Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Fatigue – auch bekannt als chronisches Müdigkeitssyndrom – eine komplexe Herausforderung darstellt. Es handelt sich nicht um eine Erschöpfung, die durch gesunde Ernährung oder eine Nacht mit gutem Schlaf einfach verschwindet. Fatigue betrifft drei Ebenen: die kognitive, die emotionale und die körperliche Ebene. Es ist häufig eine direkte Folge der Krebserkrankung selbst oder der belastenden therapeutischen Massnahmen, wie beispielsweise einer Chemotherapie. Diese Behandlungen sind oft paradox: Der Zustand der Patienten verschlechtert sich zunächst, bevor er sich verbessert. Es ist ein Marathon, der viel Kraft erfordert. Das Bewusstsein für diese Belastung ist bereits ein wichtiger Schritt. Es ist essenziell zu verstehen, dass Fatigue Zeit braucht und es keine magische Tablette gibt, die das Problem löst. Die am besten dokumentierte Massnahme gegen Fatigue ist jedoch körperliche Aktivität. Dabei geht es nicht zwingend um intensiven Sport, sondern um regelmässige Bewegung, angepasst an die individuelle Situation der Betroffenen wie zum Beispiel:  

  • Regelmässige Spaziergänge an der frischen Luft, bei denen die Dauer schrittweise gesteigert werden kann (z. B. heute 10 Minuten, nächste Woche 20 Minuten). 
  • Leichte Fitnessübungen oder Physiotherapie unter professioneller Anleitung. 
  • Teilnahme an ambulanten onkologischen Rehabilitationsprogrammen, insbesondere für Menschen, die noch im Arbeitsprozess stehen oder dorthin zurückkehren möchten. 

Neben körperlicher Aktivität spielen auch Kreativität und soziale Kontakte eine wichtige Rolle. Aktivitäten wie Malen, Musizieren oder andere kreative Beschäftigungen können helfen, den Geist zu stimulieren und Freude zu bringen. Ebenso ist es hilfreich, mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben und offen über die Belastungen zu sprechen – sei es in der Familie, im Freundeskreis oder in Selbsthilfegruppen.  

Fazit: Bewegung, Kreativität, soziale Kontakte und das offene Gespräch sind zentrale Ansätze, um das Fatigue-Syndrom zu lindern und Betroffenen sowie ihren Angehörigen Unterstützung zu bieten. 

Anna Zahno, Krebsliga Schweiz: Auch als Angehörige haben Sie Anspruch auf psychoonkologische Unterstützung. Auf unserer Homepage finden Sie unter der Rubrik «Psychoonkologische Unterstützung» weiterführende Informationen. Bei LAPOS (Landschaft Psychoonkologie Schweiz) finden Sie Kontaktadressen von psychoonkologischen Beraterinnen und Beratern sowie von psychoonkologischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten.  
Auch die Beraterinnen und Berater der regionalen Krebsligen können Ihnen bei der Suche nach einer geeigneten Fachperson im Bereich der Psychoonkologie behilflich sein. Teilweise können sie auch selbst eine psychoonkologische Beratung anbieten, sofern sie eine entsprechende Weiterbildung absolviert haben. Die psychoonkologische Beratung ist nicht im Leistungskatalog der Grundversicherung enthalten. Im Rahmen der Angebote der Krebsligen und von KrebsInfo wird die psychoonkologische Beratung kostenlos angeboten. 

Auf Anordnung der Hausärztin oder des Hausarztes übernimmt die Grundversicherung der Krankenkasse eine psychoonkologische Therapie durch eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten.  

Fragen an die Peers Mirjam und Gregor: 

Mirjam und Gregor engagieren sich freiwillig für Betroffene auf der Peer-Plattform der Krebsliga. 

Mirjam: Ich gehe nach wie vor in die Kinesiologie. Dort arbeite ich mit meinem Unterbewusstsein, um Dinge, die noch festsitzen, herauszuholen. Das tut mir sehr gut, weil viele Dinge, von denen ich dachte, ich hätte sie gut verarbeitet, hochkommen. Ich merke dann, dass mich das doch sehr gestresst hat, und kann es dort loslassen. Es geht mir von Mal zu Mal besser.  

Gregor: Für mich war das Schlüsselelement, als ich in der NZZ am Sonntag von diesem Peer-Programm gelesen habe. Ich habe mich sofort gemeldet, und es gibt mir sehr viel, wenn ich mich mit anderen Leuten zu den Themen austauschen kann. Das ist für mich wie eine Art indirekte Verarbeitung, weil ich glaube, dass ich dann anderen Menschen etwas mitgeben und selber aber auch wieder etwas lernen kann. Für mich ist das so der Weg, sowohl mit der Rolle als Angehöriger wie von Krebsbetroffenen umzugehen. Ich versuche, das einfach offen anzusprechen und anzugehen. Es gibt Höhen und Tiefen, aber ich glaube, grundsätzlich hat diese schwierige Situation für mich und meinen Partner etwas Positives bewirkt. 

Mirjam: Tatsächlich hatte ich während der Krankheit meiner Mama nie das Gefühl, überfordert zu sein. Ich habe einfach funktioniert und kann mich nicht an spezifische Warnsignale erinnern. Es ist eine spannende Frage, aber ich hatte damals das Gefühl, alles gut im Griff zu haben. Vielleicht war das auch ein Mechanismus, um mit der Situation umzugehen – ich habe einfach gemacht, was nötig war, ohne gross darüber nachzudenken.  

Gregor: Bei mir war es ähnlich. Ich glaube, man ist in solchen Situationen so fokussiert darauf, die betroffene Person zu begleiten und zu unterstützen, dass man eigene Warnsignale gar nicht bemerkt. Erst später hat mich meine eigene Erkrankung gelehrt, besser auf meinen Körper und solche Signale zu achten. Wenn die Reihenfolge der Ereignisse anders gewesen wäre, hätte ich damals vielleicht schon Warnsignale erkannt. Heute bin ich mir sicher, dass ich solche subtilen Zeichen – sei es körperlich oder mental – bemerken würde. Vor acht Jahren habe ich darauf nicht geachtet, aber jetzt achte ich bewusster auf meinen Körper und meine Grenzen. 

Gregor: Rezidivängste sind eine sehr anspruchsvolle Herausforderung. Mein Mann ist vor acht Jahren an Krebs erkrankt. Obwohl das schon länger her ist, verschwindet die Angst nie ganz – die Möglichkeit eines Rezidivs bleibt immer im Hinterkopf. Ich bin aktuell in einer ähnlichen Situation wie die Person, die die Frage gestellt hat: Ich bin jetzt etwa 1,5 Jahre krebsfrei. Ich glaube, es ist wichtig, auf sich selbst zu hören und nicht jedes kleine Symptom überzubewerten. Wenn zum Beispiel nach einer schlechten Nacht etwas Nachtschweiss auftritt, sollte man nicht sofort das Schlimmste annehmen. Das ist natürlich eine schwierige Gratwanderung. Man muss versuchen, von Tag zu Tag zu leben und kleine Dinge nicht überzubewerten. Was mir hilft, ist darüber zu sprechen – auch über die Ängste. Indem ich diese Ängste teile, kann ich sie oft relativieren und ein Stück weit loslassen. Dennoch bleibt es anspruchsvoll, denn diese Angst wird wahrscheinlich auch in der Partnerschaft ein lebenslanger Begleiter sein. Die Unbeschwertheit kann man im Moment noch leben, aber es bleibt einfach jetzt die Realität da, dass das Leben endlich ist und diese neue Perspektive kann auch etwas Positives mit sich bringen. 

Informationen zum Webinar

Dr. med. Bruno Pfammatter Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie FMH, Psychoonkologe SGPO
Gregor, Peer
Mirjam, Peer

Dr. med. Bruno Pfammatter
Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie FMH, Psychoonkologe SGPO

Seit 2021 Leitender Arzt im Zentrum für Psychoonkologie und ambulante Onko-Reha, Krebsliga Zürich

Nach seiner Berufslehre bei der Schweizerischen Post holte Bruno Pfammatter die Matura nach und begann ein Medizinstudium. Während seines Werdegangs sammelte er internationale Erfahrung: Biologiestudium in San Francisco, Medizinstudium in New York sowie Studienaufenthalte in der Karibik und in London. 2010 schloss er sein Studium ab und kehrte in die Schweiz zurück. Nach Assistenzjahren in Psychiatrie, Psychotherapie und Innerer Medizin erlangte er 2017 das Schweizer Staatsexamen und 2021 den Facharzttitel. Seit 2023 ist Bruno Pfammatter zudem Psychoonkologe SGPO.

 


Gregor
Peer

Gregor kennt sowohl die Perspektive von Angehörigen wie auch von Betroffenen. Seine eigene Behandlung gegen Krebs hat er vor einem Jahr abgeschlossen. Vor acht Jahren musste sein Partner ein Prostatakarzinom operieren lassen. Diese Zeit empfand er schwieriger als seine eigene Erkrankung. «Da ist man voll eingespannt und weiss, wie es einem geht. Als Partner hingegen fühlt man sich hilfloser, und für mich war es auch beängstigender.» Was Gregor mitnimmt: «Eine Beziehung gewinnt an Tiefe und Qualität, wenn man gemeinsam so etwas durchmacht.» Als Peer der Krebsliga begleitet Gregor andere Betroffene, die den Austausch wünschen.

 


Mirjam
Peer

Vier Jahre lang unterstützte Mirjam ihre krebskranke Mutter – es war eine Achterbahn der Gefühle. «Mich begleiteten eine tief empfundene Trauer, eine unbeschreibliche Wut über die Ungerechtigkeit und Hilflosigkeit, eine Heidenangst meine Mutter zu verlieren und dadurch auch mich selber. Doch ich erlebte auch eine unendliche Dankbarkeit, dass wir gemeinsam das Leben bewusst erleben durften und bewusst Lebwohl sagen konnten.» In dieser Zeit besuchte Mirjam eine Ausbildung in Trauerbegleitung. Anfang 2022 starb Mirjams Mutter. Bis heute sind ihre Gefühle gemischt. Als Peer der Krebsliga begleitet Mirjam andere Betroffene, die den Austausch wünschen.

Krebs trifft alle – auch die Nächsten. Wenn ein geliebter Mensch die Diagnose Krebs erhält, ist das Leben auch für die Nahestehenden nicht mehr dasselbe. Sorgen um die Gesundheit des/der Betroffenen, Ängste vor der Zukunft und die Organisation des Alltags lasten schwer auf den Nächsten. Dabei bleibt häufig das eigene Wohlbefinden auf der Strecke. In diesem Webinar zeigen wir Ihnen Wege der Entlastung auf und teilen praktische Tipps für den Umgang mit der Erkrankung im Alltag. Erfahren Sie, wie Sie für Ihre Liebsten da sein können, ohne sich selbst zu verlieren. 

  • Begrüssung: Anna Zahno, Leiterin KrebsInfo, Krebsliga Schweiz  
  • Fachinput zu Bewältigungsstrategien für Angehörige durch Dr. med. Bruno Pfammatter, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie FMH, Psychoonkologischer Psychotherapeut SGPO 
  • Fragen aus dem Chat an Bruno Pfammatter. Moderation: Anna Zahno und Carine Neyens, KrebsInfo 
  • Gespräch mit den zwei Angehörigen und Peers, Gregor und Mirjam. Interview. Erika Gardi, Spezialistin Peer und Patient Advocacy, Krebsliga Schweiz.  
  • Fragen aus dem Chat an die Peers Gregor und Mirjam. Moderation: Anna Zahno und Carine Neyens 

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