Ein Melanom ist meist als dunkler oder schwarzer Fleck auf der Haut sichtbar. Es kann aus einem Muttermal entstehen oder sich an jeder beliebigen Stelle des Körpers entwickeln. Das sogenannte maligne Melanom entsteht in Hautzellen, die Pigmente bilden und sich unkontrolliert teilen. In den meisten Fällen tritt es in Hautbereichen auf, die der UV-Strahlung der Sonne oder von Solarien ausgesetzt waren. Vor allem Sonnenbrände in der Kindheit stehen im Verdacht, zu einem Melanom zu führen.
Auch vor jüngeren Menschen macht diese Krebsart nicht halt: Fast ein Viertel der Betroffenen ist zum Zeitpunkt der Diagnose unter 50 Jahre alt. Menschen mit heller Haut haben ein höheres Risiko, daran zu erkranken (siehe auch Seite 16).
Je früher, desto besser
Melanome sind für Laien äusserst schwer zu erkennen. Dabei wäre eine frühe Diagnose besonders wichtig: Wird es im frühen Wachstumsstadium entdeckt, kann es mit einem chirurgischen Eingriff leicht entfernt werden. Im fortgeschrittenen Stadium sieht es weniger gut aus, denn das Melanom breitet sich schnell auf andere Organe aus.
Es ist kein Zufall, dass Melanome als die gefährlichste Form aller Hautkrebsarten gelten: Bei jedem fünften Betroffenen führen sie zu gestreuten Tumoren – sogenannten Metastasen–, die mit einer Operation nicht mehr behandelt werden können. In solchen Fällen kommen oft Verfahren wie die Immuntherapie ins Spiel.
Hoffnung für Einzelne
Michele De Palma, dessen neuestes Projekt von der Krebsliga Schweiz unterstützt wird, ist ein Experte auf diesem Gebiet. "In unserem Projekt geht es um Krebsimmuntherapien. Ziel dieser Therapien ist es, das körpereigene Immunsystem so zu trainieren, dass es Tumore erkennen und eliminieren kann", sagt der Biologe und Professor an der École polytechnique fédérale in Lausanne (EPFL).
Im Gegensatz zu herkömmlichen Krebstherapien greifen die Wirkstoffe also nicht die Krebszellen selbst an, sondern unterstützen das Immunsystem in seinen Kernaufgaben. "In einigen Fällen sind die Ergebnisse der Immuntherapie bei fortgeschrittenem Melanom hervorragend", hält der 47-jährige Forscher fest. Aber leider spricht ein Grossteil der Behandelten nicht darauf an: "Bei etwa 60 bis 70 Prozent der Melanome bringt die Immuntherapie keinen langfristigen Nutzen für die Patientinnen und Patienten."
Präziserer Angriff auf den Tumor
In diesen Fällen gelingt es den T-Lymphozyten – der Gruppe der weissen Blutkörperchen, die der Immunabwehr dienen – nicht, die Krebszellen als solche zu enttarnen. Genau hier greift das im Juli 2019 gestartete Forschungsprojekt ein: "Wir setzen bewusst einen Schritt früher an, indem wir einen weiteren Zelltyp, sogenannte dendritische Zellen, ins Spiel bringen. Diese Zellen sollen die T-Lymphozyten stimulieren und ihre Aktivität so steigern, dass sie die Tumore besser finden und zerstören können", erklärt De Palma, der für seine Forschungsarbeit bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten hat.
Dank dieses vermutlich entscheidenden Zwischenschritts könnte es den T-Lymphozyten gelingen, den Tumor ein für alle Mal zu bändigen. "Die bisherigen Versuche im Labor sind sehr vielversprechend", verrät der Forschungsleiter aus Lausanne. Für den Impfstoff, den De Palmas Team derzeit entwickelt, sollen in einem nächsten Schritt solche dendritischen Zellen dem Patienten entnommen, im Labor nachgebaut und dann dem Patienten wieder injiziert werden. "Längerfristig ist es unser Ziel, die aktuellen Ergebnisse aus dem Labor in die klinische Praxis zu übertragen, insbesondere für die Behandlung von Melanomen, die gegen die derzeit verfügbaren Immuntherapien resistent sind", kündigt Michele De Palma an.
Interview : Tanja Aebli