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KrebsligaForschung«Wir möchten Kindern mit Krebs den Klinikalltag erleichtern»

«Wir möchten Kindern mit Krebs den Klinikalltag erleichtern»

Bewegung ist auch während einer Krebstherapie wichtig. Besonders für Kinder im Spital. Wie sich Aktivität positiv auf ihr späteres Leben auswirkt, erforscht der Sportwissenschaftler Dr. Valentin Benzing.

«Forschung liegt mir am Herzen»: Dr. Valentin Benzing ist Advanced Postdoctoral Researcher am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern.

Valentin Benzing, Sie sind am Institut für Sportwissenschaft der Uni Bern tätig. Welche Rolle spielt Bewegung, nicht nur für die körperliche Gesundheit?
Bewegung ist ein wichtiger Faktor, der auch die sogenannten kognitiven Fähigkeiten beeinflusst. Zu den kognitiven Fähigkeiten zählen unter anderem die exekutiven Funk tionen. Diese beinhalten das Lernen, Planen oder auch die Aufmerksamkeit. Studien für verschiedene Altersgruppen zeigen, dass Bewegung genau solche kognitiven Leistungen fördert. Dies beginnt bereits im frühen Kindesalter und ist etwa für die Sprache sehr wichtig.

Führen Sie deshalb eine Studie mit krebskranken Kindern durch?
Ja, denn schon früh in meiner Karriere habe ich gesehen, dass Bewegung Kinder und Jugendliche in ihrer Entwicklung fördert. Spitäler sind oft nicht anregend, Kinder bleiben dort meist untätig. Deshalb will ich kranke Kinder unterstützen. Sie haben es schon schwer genug.

Welche Schwierigkeiten könnten junge Betroffene sonst im späteren Leben haben?
In Studien, an denen ich auch beteiligt war, haben wir ehemals krebskranke Kinder und Jugendliche untersucht. Wir fanden heraus, dass viele von ihnen auch Jahre nach der letzten Behandlung noch kognitive und motorische Defizite hatten. Beispielsweise konnten sie sich Dinge weniger gut merken oder sie hatten schlechtere koordinative Fähigkeiten. Die Leistung in den motorischen Fähigkeiten lag im Durchschnitt unter dem, was gesunde Kinder desselben Alters erreichen. Wir haben zudem festgestellt, dass solche Fähigkeiten im Zusammenhang mit dem Wohlbefinden stehen. Kinder mit guten motorischen Fähigkeiten fühlen sich oft besser. Deshalb ist es wichtig, diese früh zu fördern.

Wer ist alles an Ihrer Studie beteiligt?
Erst durch unsere Arbeit wurde uns richtig bewusst, was für ein komplexes System ein Krankenhaus ist. Wir sind ein Team bestehend aus Ärztinnen und Ärzten, Sportwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern sowie Psychologinnen und Psychologen. Unsere Bewegungs- und Sporttherapeutin ist täglich mit grossem Engagement vor Ort und stellt einen engen Kontakt zwischen den Kindern, den Eltern und den Fachpersonen im Spital her.

Wie gehen Sie für Ihr Projekt konkret vor?
In unserem Forschungsprojekt, das von der Krebsliga Schweiz unterstützt wird, schauen wir, ob eine gezielte Bewegungs- und Sporttherapie den kognitiven Leistungen von Kindern und Jugendlichen mit Krebs hilft. Wir führen unser Projekt direkt vor Ort während der Behandlung durch. Damit möchten wir den Kindern den Klinikalltag etwas erleichtern und sie möglichst frühzeitig fördern. Da wir die Bewegungstherapien in den Abteilungen für pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Kinder spitäler Bern sowie Basel machen, sind Kinder mit Leukämie die grösste Gruppe.

Willkommene Abwechslung im Spital: Die Bewegungstherapie unterstützt Kinder und Jugendliche mit Krebs.

Was sind Ihre Hauptziele?
Erstens wollen wir, dass viele Kinder und Jugendliche mit Krebs Bewegungsangebote im Krankenhaus nutzen können. Zweitens prüfen wir, ob unser Bewegungsprogramm die Denkleistung verbessert und die körperliche sowie seelische Gesundheit stärkt. So könnte die Bewegungsund Sporttherapie Teil der Standardbehandlung werden.

Welche Bewegung eignet sich dafür am besten?
Grundsätzlich möchten wir Über- und Unterforderung vermeiden. Nicht jede Art der Bewegung fördert automatisch auch die kognitive Leistung. Besonders eignen sich Aktivitäten, in denen ich meinen Kopf anstrengen muss. In einem Tanztraining beispielsweise muss ich mir Bewegungsfolgen merken. So trainiere ich automatisch auch mein Gedächtnis.

Haben Sie schon erste Ergebnisse?
Unsere Studie steht erst noch am Anfang. Die Kinder berichten aber, dass sie sich durch das Programm besser fühlen und die Nebenwirkungen der Therapie weniger spüren. Zudem biete es eine willkommene Abwechslung: Sie müssen nicht immerzu an ihre Krankheit denken. Mit unserer Studie erreichen wir einen spürbaren und sehr direkten Nutzen für Kinder und Jugendliche mit Krebs. Dafür bin ich sehr dankbar. 

Interview : Danica Gröhlich

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