Dr. Isotta Martha Magaton, weshalb setzen Sie sich als Gynäkologin und Co-Leiterin der Kinderwunsch-Sprechstunde für Frauen mit Brustkrebs ein und forschen dazu?
Dr. Isotta Martha Magaton: Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Er betrifft auch junge Frauen, die ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben. Eine herausfordernde Situation in der Sprechstunde. Diese Frauen müssen fachlich gut und einfühlsam beraten werden. Dank der Forschung können wir den meisten von ihnen heute mehrere Möglichkeiten zur Erfüllung ihres Kinderwunschs anbieten. Das ist ein wenig Licht am Anfang des Tunnels!
Warum haben es Frauen nach einer Brustkrebserkrankung schwerer, schwanger zu werden?
Die grössten Schwierigkeiten für eine Schwangerschaft haben Frauen tatsächlich nach Krebs. Einerseits kann die Dauer der Therapien, insbesondere bei Brustkrebs, sehr lang sein und somit die reproduktive Phase kürzen. Andererseits kann eine Chemotherapie die Fruchtbarkeit deutlich beeinträchtigen.
Es gibt aber die Möglichkeit, vor einer Krebstherapie Eizellen entnehmen zu lassen.
Genau. Hat die Frau vor der Chemotherapie genug Eizellen eingefroren, können diese aufgetaut, befruchtet und eingesetzt werden. Die Chancen auf eine gesunde Schwangerschaft sind gut. In anderen Fällen kann die Situation komplexer sein.
Das Risiko einer Fehlgeburt ist meistens nicht erhöht. Mögliche Komplikationen während Schwangerschaft und Wochenbett erfordern jedoch eine intensivere Beobachtung.
Ist das Thema Kinderwunsch generell immer noch ein Tabu?
Der Kinderwunsch ist ein sehr emotionales und persönliches Thema – gerade nach einer Krebserkrankung, bei der auch eine Angstkomponente dazukommen kann. Ja, es ist auch immer noch ein Tabuthema. Zu viele Paare mit unerfülltem Kinderwunsch leiden immer noch allein. Wir unterstützen Frauen dabei, offen mit ihren Vertrauten zu sprechen. Das kann sehr erleichtern.
Und was erleben Sie in Ihren Sprechstunden, wenn eine Frau gerade die Diagnose Brustkrebs erhalten hat?
Für viele Frauen mit Brustkrebs ist eine mögliche Unfruchtbarkeit nach der Therapie schwer zu verarbeiten. Es löst häufig Tränen aus.