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KrebsligaSprechstundeStrahlentherapie bei KrebsSprechstunde
Online-Sprechstunde

Strahlentherapie bei Krebs

Expertinnen und Experten beantworten Ihre Fragen

Die Strahlentherapie bei Krebs ist eine wichtige Behandlungsmethode, die viele Patienten beschäftigt. Sie kann jedoch nur dann effektiv sein, wenn die richtigen Informationen und angemessene Unterstützung zur Verfügung stehen. In der Schweiz sind viele Menschen mit Fragen zur Strahlentherapie konfrontiert, die mit fachkundiger Hilfe effektiv bewältigt werden können. 

Auf dieser Seite finden Sie eine Auswahl von Fragen und Antworten, die im Rahmen der Online-Sprechstunden an unser Team von Expertinnen und Experten getragen wurden. 

Fragen & Antworten der Expertinnen und Experten

Nebenwirkung bei Strahlentherapie und Pflege

«Mein Vater hatte vor 3 Jahren einen Tumor in der Nebenhöhle. Der Tumor wurde damals operativ entfernt und nach der OP noch bestrahlt.
Seit der Bestrahlung hat er Probleme mit den Augen, diese brennen und schmerzen solange er die Augen geöffnet hat, also den ganzen Tag. Nun hat er einen Lokalrezidiv. Da sich der Tumor sehr nah am Augennerv befindet, muss sein rechtes Auge entfernt werden.Nach der Operation ist erneut eine Strahlentherapie vorgesehen. Nun ist unsere Angst,dass das linke Aug noch mehr geschâdigt wird. Eine Lösung für das Brennen und Schmerzen haben wir seit Jahren nicht gefunden. Er hat wortwörtlich alle Augentropfen und Gele ausprobiert. Hat noch jemand solch eine Erfahrung gemacht und evtl. eine Lösung dafür gefunden?»
— Frage von edkan (20. März 2023)

Fabiola In-Albon, Pflegefachfrau HF mit Höhere Fachausbildung Onkologie, Inselspital Bern (Radio-Onkologie) und Krebsliga Schweiz (Krebstelefon):

Guten Tag edkan

Bestrahlungen nahe am Auge können dazu führen, dass das Auge nicht mehr genügend Tränenflüssigkeit von den Tränendrüsen erhält oder der Abfluss der Tränenflüssigkeit über die Nasenhaupthöhle gestaut wird. Das kann zu Brennen und Schmerzen in den Augen führen. Aber die Tränendrüsen sind aussen seitlich oberhalb der Augen und sollten eigentlich bei der Bestrahlung geschont werden können. Warum Ihr Vater nun bei beiden Augen Probleme hat, lässt sich mit der damaligen Bestrahlung alleine nicht so richtig erklären. Cremen und Gelee haben bis jetzt keine Wirkung gezeigt. Möglicherweise können warme oder kalte Kompressen den Juckreiz und das Brennen in den Augen ein wenig lindern. Die Kompressen sollten mit Wasser oder mit schwachem Schwarztee ausgeführt werden.

Nun muss Ihr Vater sich erneut einer Operation unterziehen, bei der das rechte Auge entfernt werden soll. Sie befürchten, dass die erneute Radiotherapie das linke Auge zusätzlich schädigt. Ob und wie stark das verbleibende Auge im Strahlenfeld liegt kann Ihnen der zuständige Radioonkologe:In sagen. Sprechen Sie das Behandlungsteam unbedingt auf Ihre Ängste an und die bisherigen Probleme an. Denn mit einer modernen Bestrahlungsplanung können solche zusätzlichen Einschränkungen bestmöglich umgangen werden.

«Ich habe Brustkrebs und muss eine Strahlentherapie machen. Und das 4 bis 6 Wochen täglich.
Was muss ich vor und nach der Bestrahlung beachten?
Vielen Dank für Ihre Beantwortung.
Freundliche Grüsse, B. K.»
— Frage von Brike (28. Februar 2022)

Fabiola In-Albon, Pflegefachfrau HF, Höhere Fachausbildung Onkologie:

Guten Tag Brike

Sie sind an Brustkrebs erkrankt und möchten nun wissen was Sie vor und nach der Bestrahlung beachten sollten.

Sie müssen nichts Spezielles vor oder nach der Bestrahlung machen, ausser einer guten Hautpflege. Diese ist vor, während und nach der Strahlentherapie wichtig.

Vor der Bestrahlung ist es wichtig, dass die Operationswunde gut verheilt ist. Möglicherweise hat man Ihnen eine fettende Salbe oder ein Öl empfohlen um die Brust zu pflegen. Dies sollten Sie bis zur Bestrahlung verwenden. Während der Bestrahlung ist es besser eine Hydrolotion zu verwenden. Das Behandlungsteam wird Ihnen sicher eine empfehlen, sonst können Sie sich z.B. eine Excipial Hydrolotion kaufen.

In der Broschüre «Die Strahlentherapie» finden Sie auf Seite 37ff, wie Sie Ihre Haut während der Bestrahlung pflegen können.

Nach der Bestrahlung können Sie Ihre Haut noch, solange diese noch gerötet ist, weiter mit der Hydrolotion eincremen. Danach können Sie wieder auf fettende Cremen umstellen, wenn die Haut trocken ist. Nach einer Bestrahlung ist es wichtig, dass die bestrahlte Haut nicht der Sonne ausgesetzt ist.

Ihr Behandlungsteam wird Ihnen vor Beginn der Bestrahlung auch noch Informationen abgeben. Zögern Sie nicht, sich bei Fragen jederzeit ans Behandlungsteam zu wenden.

«Guten Tag
In welchen Situationen kann Strahlentherapie gegen Schmerzen helfen?
Danke»
— Frage von Otto (24. Januar 2022)

Dr. med. Markus Notter, Facharzt für Radio-Onkologie:

Guten Tag Otto

Zuerst geht es darum zu wissen, was die Ursache der Schmerzen ist.

1. Es gibt einerseits tumorbedinge Schmerzursachen: die Schmerzen werden durch Ableger (Metastasen) z.B. im Knochen oder durch Kompression auf ein Organ verursacht. In diesem Fall kann eine gezielte Strahlentherapie sehr schnell wirken und lindern. Man spricht dann von einer palliativen Strahlentherapie. Sie wird unter anderem eingesetzt um:

  • Knochenmetastasen zurückzudrängen. Schmerzen können dadurch rasch abnehmen und das Risiko von spontanen Knochenbrüchen verringert werden. Man gewinnt wieder an Mobilität, benötigt weniger oder gar keine starken Schmerzmittel mehr. Die Lebensqualität wird erheblich verbessert.
    Weitere Möglichkeiten der palliativen Strahlentherapie sind:
  • Tumore, die auf ein Organ drücken, zu verkleinern und dadurch Beschwerden zu lindern.
  • Primäre Hirntumoren oder Hirnmetastasen (Ableger) zu verkleinern, um Beschwerden zu lindern oder Hirnfunktionen wiederzuerlangen.
  • Lungentumoren oder Luftröhrentumoren zurückzudrängen, um Atemnot zu verhindern oder zu lindern.
  • Tumoren in der Speiseröhre zu verkleinern, um dadurch die Schluckfähigkeit zu verbessern.
  • Blutungen zu stoppen, die von Tumoren verursacht werden.

Sprechen Sie Ihren Arzt/Ihre Ärztin auf bestehende oder befürchtete Schmerzen und die Möglichkeiten der Radioonkologie an.

2. Es gibt auch andere Erkrankungen als Krebs, die zu starken und invalidisierenden Schmerzen führen können: z.B. Arthrosen, Entzündungen usw. Hier können schwach dosierte Strahlenwendungen sehr häufig ganz erfreuliche Verbesserungen erzielen. Insbesondere, wenn andere Therapien nicht mehr wirken oder nicht zumutbar sind. Leider sind diese Möglichkeiten heute kaum noch bekannt, obwohl z.T. bereits seit mehr als 100 Jahren bewährt. Ich empfehle, allenfalls mit Ihrem Arzt/Ihre Ärztin darüber zu sprechen und sich durch Fachleute der Strahlentherapie beraten zu lassen.

«Tut eine Bestrahlung weh? Wenn ja:
Wann hören Schmerzen nach einer Strahlentherapie wieder auf?
Danke für die Beantwortung, Oliver»
— Frage von Oliver (24. Januar 2022)

Fabiola In-Albon, Pflegefachfrau HF, Höhere Fachausbildung Onkologie:

Guten Tag Oliver

Tumorzellen sind Zellen, die sich schnell und unkontrolliert teilen. Auf eine Strahlentherapie reagieren sie empfindlich. Die Teilung der Tumorzellen wird durch die Strahlen gehemmt, die Zelle stirbt ab. So wird das Wachstum eines Tumors verhindert oder verlangsamt.

Die meisten Krebspatienten werden von aussen bestrahlt. Die Strahlung wird genau auf die Körperstelle gerichtet und eingegrenzt, wo der Tumor liegt. Die Therapie wirkt somit nur im bestrahlten Bereich des Körpers.Die Bestrahlung dauert jeweils nur wenige Minuten und ist nicht schmerzhaft.

Aber eine Strahlentherapie schädigt nicht nur die Krebszellen, sondern auch die gesunden Zellen im bestrahlten Gewebe. Dadurch können Nebenwirkungen wie beispielsweise eine andauernde Müdigkeit, Reizungen der Haut oder der Schleimhäute auftreten. Da sich das gesunde Gewebe nach der Strahlentherapie wieder erholt, klingen die Nebenwirkungen in der Regel nach Beendigung der Therapie wieder ab.

Hier einige Nebenwirkungen die schmerzen können und wie diese gelindert werden:

  • Hautreaktionen ähnlich einem Sonnenbrand. Es kann zu offenen Hautstellen kommen. Das Behandlungsteam kennt Salben und Cremen, die diese Schmerzen lindern.
  • Reizung der Schleimhäute im Bereich von Mund, Nase, Rachen und Kehlkopf können zu Schluckbeschwerden sowie Problemen und Schmerzen beim Kauen führen. Auch hier kann das Behandlungsteam Schmerzmittel, Tee oder Mundwasser empfehlen.
  • Reizungen der Schleimhäute im Bauch-und Beckenbereich können zu Übelkeit und schmerzenden Durchfällen führen. Das Behandlungsteam leistet auch hier Hilfe mit Medikamenten.

Die meisten Nebenwirkungen klingen ein bis zwei Wochen nach der Bestrahlung ab. Die Haut kann allerdings anhaltend verändert sein und empfindlicher auf Sonneneinstrahlung reagieren. Ein guter Sonnenschutz der bestrahlten Haut ist wichtig.
Die Schmerzmittel können aber in den meisten Fällen weggelassen werden.

Schleimhautreaktionen und Schmerzen im Mund-Speiseröhrenbereich können teilweise länger anhalten.

Brustkrebs

«Guten Tag
Ich bin Onkologiepatientin, 50 Jahre alt, und habe am 21. Juli die Diagnose Triple-negativer Brustkrebs erhalten. Seit Kurzem ist die Chemotherapie beendet, mit OPTIMALEN Ergebnissen und einer kompletten Tumorregression, auch bei den Lymphknoten. Jetzt stehe ich kurz vor einer Quadrantektomie, auf die dann eine Bestrahlung folgen soll.
Welche Auswirkungen hat dies auf die behandelte Brust? Ist nach der Bestrahlung der Wiederaufbau der Brust mit einer Prothese möglich?
Wird sich die Behandlung auf die Empfindsamkeit meiner Brust auswirken?
Besten Dank und einen schönen Tag!»
— Frage von Barbara (28. Februar 2022)

Fabiola In-Albon, Pflegefachfrau HF, Höhere Fachausbildung Onkologie:

Um das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen möglichst gering zu halten, wird bei der Bestrahlung darauf geachtet, dass die gesunden Zellen in der behandelten Region möglichst unbeschädigt bleiben. Nicht alle Frauen reagieren gleich auf die Bestrahlung. Einige Frauen beschreiben keinerlei Nebenwirkungen, während andere unter einer oder mehreren Nebenwirkungen leiden. Zudem können einzelne Nebenwirkungen bei jeder Frau unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Nebenwirkungen können sich während der Bestrahlung, direkt danach oder auch einige Wochen später zeigen. Mitunter kommt es auch zu Langzeitnebenwirkungen, die erst Monate oder Jahre nach der Bestrahlung auftreten.

Die meisten Nebenwirkungen treten direkt auf und lassen sich behandeln, andere dauern länger an oder bleiben bestehen. Zu den möglichen Nebenwirkungen einer Strahlentherapie der Brust gehören: Müdigkeit, Hautveränderungen (Trockenheit, Rötungen oder vorübergehende Entzündungen; dauerhafte Pigmentveränderungen), Veränderungen der Grösse, Form und Empfindsamkeit der Brust, Einschränkungen bei der Mobilität der Schulter, Brustschmerzen, Lymphödeme (Schwellung aufgrund eines gestörten Lymphabflusses). In sehr seltenen Fällen kommt es zu Komplikationen wie Herzproblemen oder einer Lungenentzündung.

Bei bestrahltem Gewebe ist der Brustaufbau mit Prothese nicht möglich. Es gibt jedoch Alternativen zum Brustaufbau mittels einer Prothese: Der Brustaufbau kann mit Eigenfett der Patientin (Lipofilling) oder mit Eigengewebe (Muskel und Haut) vom Bauch oder vom Rücken (Aufbau mit Eigengewebe bzw. Muskeln, Haut) vorgenommen werden. Der Brustaufbau ist ein fester Bestandteil der Behandlung. Lassen Sie sich an eine Fachärztin oder einen Facharzt für rekonstruktive Brustchirurgie überweisen und vereinbaren Sie dort ein Beratungsgespräch. Je nachdem, welche Option des Brustaufbaus sich am besten für Sie eignet, kann die Fachärztin bzw. der Facharzt dann auch Ihre Fragen im Hinblick auf die möglichen Folgen eines solchen Eingriffs sowie auf die Empfindsamkeit der behandelten Brust beantworten.

«Guten Tag Herr Notter.
Ich bin an Brustkrebs erkrankt, musste nur eine Operation und vier Zyklen Chemotherapie machen. Nun steht noch die Bestrahlung aus. Nun habe ich gehört, dass Sie Hyperthermieanwendugen machen. Können Sie mir erklären was das genaus ist und ob ich anstelle der Bestrahlung auch Hyperthermie machen könnte.
Danke für eine Antwort und Gruss, Andrea»
— Frage von Andrea (18. Januar 2022)

Dr. med. Markus Notter, Facharzt für Radio-Onkologie:

Guten Tag Andrea

Mit dem Verfahren der Hyperthermie wird eine Übererwärmung eines Tumors bewirkt. Die natürliche Körpertemperatur eines Menschen beträgt 37°C. Bei der Hyperthermie wird die Temperatur in einer bestimmten Region oder im gesamten Körper kontrolliert auf eine Temperatur von 39°C bis zu 43°C erwärmt. Man weiss heute, dass Krebszellen hitzeempfindlicher sind als gesunde Zellen. Die Hyperthermie kann ein Absterben der Krebszellen fördern, die Reparaturmechanismen der Tumorzellen hemmen und gleichzeitig die Durchblutung des Tumors aktivieren, was zu einer Wirkungssteigerung einer gleichzeitig durchgeführten Strahlen- oder Chemotherapie führt. Daher wird die Hyperthermie bevorzugt zusammen mit einer Strahlen- und/oder eine Chemotherapie eingesetzt, während sie alleine leider nicht die gewünschte Wirkung erreichen kann. Interessant wird die Kombination Hyperthermie – Strahlentherapie dann, wenn die zur Verfügung stehenden Strahlendosen begrenzt sind, sei es, weil schon einmal bestrahlt wurde, sei es, dass die Umgebung und die gesunden Organe nicht eine hoch dosierte Bestrahlung erlauben oder wenn der Tumor als gering bis wenig strahlensensibel eingestuft werden muss. Analoge Überlegungen gelten auch für die Kombination Chemotherapie – Hyperthermie.

Technisch kann man zwischen Ganzkörper- und lokaler Hyperthermie unterscheiden. Die lokale Hyperthermieanwendung wird wiederum zwischen Oberflächenhyperthermie und Tiefenhyperthermie aufgetrennt.
Die Ganzkörperhyperthermie ist relativ belastend, es werden 39°C bis max. 40°C angestrebt und zusammen mit einer parallel laufenden Chemotherapie sollen Ableger (Metastasen) im Körper beeinflusst und zerstört werden.
Bei der Oberflächen-Hyperthermie kann man gezielt Tumoren und/oder Ableger knapp unter der Haut behandeln z.B. wenn ein Brustkrebs lokal erneut wächst, obwohl schon operiert, chemotherapiert, bestrahlt und mit Hormonen behandelt wurde. Solche Rezidive können sehr schwierig zu beeinflussen sein und hier hat sich die Kombination Hyperthermie und niedrigdosierte Wiederbestrahlung sehr bewährt. Auch andere oberflächliche Tumoren können mit dieser Kombination erfolgreich angegangen werden, z.B. Schwarze Hauttumoren (Melanome).
Bei der Tiefenhyperthermie werden Tumore behandelt die tief im Körper liegen z.B. Blasen-, Prostata- oder Gebärmutterhalskrebs. Auch hier erfolgt immer eine Kombination mit Strahlen- und/oder Chemotherapie.
In der Regel erfolgt die Behandlung 1-2 pro Woche über einen Zeitraum von 3-6 Wochen. In der Schweiz werden potentielle Behandungsindikationen am Tumorboard der SHN (swiss hyperthermia network) vorgestellt und besprochen. Das gewährt eine gute Behandlungsqualität in anerkannten Therapiezentren.

In Ihrer Situation würde ich die Kombination Hyperthermie – Bestrahlung nicht empfehlen, da die Aussichten bereits mit der Ihnen vorgeschlagenen alleinigen Bestrahlung lokal sehr gut sein sollten. Eine zusätzliche Hyperthermie brächte Ihnen kaum einen Mehrgewinn.

Tumore im Hals-Nasen-Ohren Bereich

«Guten Tag, meine Frage bezieht sich auf die Strahlentherapie bei Tumoren der Mundhöhle. Ist sie auch dort möglich und wenn ja, unter welcher Voraussetzung?
Vielen Dank und viele Grüße»
— Frage von Andreas F. (6. April 2023)

Dr. med. Markus Notter, Facharzt für Radio-Onkologie, Lindenhofspital Bern:

Die Indikation zu einer Radiotherapie bei Patient:innen mit Tumoren der Mundhöhle wird aufgrund folgender Kriterien gestellt:

  • des Stadiums der Erkrankung
  • der biologischen Eigenschaften der Tumorzellen
  • allfälliger Begleiterkrankungen
  • der Operabilität bzw. Inoperabilität des Tumors
  • des individuellen Rezidiv- und/oder Progressionsrisikos und
  • des Allgemeinzustandes der Patient:innen

Im Rahmen der Therapie des Mundhöhlenkarzinoms kann die Strahlentherapie

  • mit heilender Absicht (primäre radikale Strahlentherapie)
  • zur Verbesserung der örtlichen Tumorkontrolle nach oder vor chirurgischer Therapie (adjuvante oder neoadjuvante Strahlentherapie)
  • zur Linderung von tumorbedingten Symptomen (palliative Strahlentherapie)

eingesetzt werden.

Allerdings ist die Bestrahlung im gesamten Ohrennasenrachenraum, so auch der Mundhöhle trotz modernster Technik mit z.B. optimaler Schonung der Speicheldrüsen oder der Zähne usw. immer noch relativ belastend. Schleimhautreaktionen können vorübergehend stark ausfallen, sind für den Betroffenen mühsam und bedürfen intensiver Pflege (Mundspülungen etc.), der Geschmack kann ausfallen, es entstehen Schluckschmerzen und die Ernährung kann schwierig werden. Manchmal muss man zur passageren Sondenernährung übergehen. Trotz diesen temporären Reaktionen sind die Vorteile der Radiotherapie gegenüber einer alleinigen Operation, dass schlussendlich weniger mutilierend = verstümmelnd vorgegangen werden kann, z.B. kann die Zunge erhalten werden, somit auch die Sprache usw. Und ganz wichtig: man kann sich wieder gut von diesen akuten NW erholen, insbesondere, da heute die meisten Radio-Onkologien in ein Gesamtkonzept zur Betreuung der Patienten eingebunden sind. Ihre Klinik und zugeordnete Radio-Onkologie wird Sie hierzu sicherlich gut beraten können, ob die Bestrahlung für Sie in Frage kommt, mit welchen Zielen sie eingesetzt werden soll, sowie mit welchen Nebenwirkungen Sie vorübergehend rechnen müssen.

«Guten Tag, betr. Adenokarzinom Speiseröhre mit Lympfknotenbefall, Staging: cT2N+M0 AJCC, Grading G3, bei meinem Stiefvater, wird im März 80, KEINE(E) Sodbrennen/Schluckbeschw./Reflux. Welche real. Nebenwirk./Beschw. von der Therapie zu erwarten: Zahnverlust? Uebelkeit? Fatigue? Schmerzen?. Therap. Vorschl.: 5 Wochen Bestrahlung tgl., außer Wochenenden, insg. 45-50 Gy, je nach Verträglichkeit und Meinung des Strahlentherapeuten. Chemo-Infusion von Carboplatin+Paclitaxel niedrig dosiert einmal pro Woche (5 Verabreichungen in der Tagesklinik). Gem. Onkologe hiess es: ‹Ich kann Ihnen nochmals bestätigen, dass die Behandlung im Allgemeinen sehr gut vertragen wird, ohne dass es zu größeren Beeinträchtigungen im täglichen Leben kommt.› Vielen Dank»
— Frage von MICH (28. Februar 2022)

Fabiola In-Albon, Pflegefachfrau HF, Höhere Fachausbildung:

Guten Tag MICH

Ihr Stiefvater muss sich einer fünfwöchigen Strahlentherapie sowie einer Chemotherapie unterziehen. Sie möchten wissen welche realistischen Nebenwirkungen diese Therapien haben können.

Gerne gebe ich Ihnen einige Angaben zu möglichen Nebenwirkungen der Radiotherapie im Bereich der Speiseröhre.

Es kann zu einer leichten Rötung der Haut im Bereich des Strahlenfelds kommen, diese kann Ihr Stiefvater mit einer Hydrolotion z.B. Excipial Hydro pflegen. Es kann zu leichter Übelkeit kommen, wenn der Magen im Strahlenfeld liegt. Eine leichte gute verdauliche Kost ohne blähende Speisen kann dabei hilfreich sein. Es kann vorkommen, dass die Schleimhaut der Speiseröhre durch die Bestrahlung leicht gereizt wird, dies kann zu Schmerzen und/oder Sodbrennen führen. Der behandelnde Arzt:Ärztin kann Ihrem Stiefvater Medikamente gegen die Beschwerden verschreiben

In der Broschüre«Die Strahlentherapie» finden Sie wertvolle Informationen rund um die Bestrahlung und mögliche Nebenwirkungen der Therapie.

Müdigkeit (Fatigue) ist ein Symptom, welches bei vielen krebsbetroffenen Personen auftreten kann. Tägliche leichte Spaziergänge von ca. 20-30-Min. können helfen die Fatigue besser zu ertragen. In der Broschüre «Rundum müde» wie auch in der oben erwähnten Broschüre «Die Strahlentherapie» finden Sie ab Seite 35 ff weitere hilfreiche Tipps im Umgang mit Fatigue.

Bei einer Radiotherapie der Speiseröhre kommt es zu keinem Zahnverlust.

«Bei mir wurde im Februar 2019 Zungenkrebs diagnostiziert. OP und Bestrahlungen 2019. Seit Ende der Bestrahlungen muss ich nun täglich für 5 Minuten eine Zahnschiene mit Mirafluor-Gel 1.23 % einsetzten (gemäss Info Mai 2019 auf Lebzeiten). Die Meinungen der Ärzte gehen hier auseinander. Braucht es diese Therapie wirklich ein Leben lang oder ist es überflüssig?
Vielen herzlichen Dank»
— Frage von N.S (10. Februar 2022)

Fabiola In-Albon, Pflegefachfrau HF, Höhere Fachausbildung Onkologie:

Guten Tag

Eine Strahlentherapie kann den Speichelfluss stark reduzieren und zu Mundtrockenheit führen. Dies kann zur Bildung von Karies beitragen. Daher ist es wichtig, während und nach der Bestrahlungstherapie eine Zahnschiene mit Fluor Gel zu verwenden und eine konsequente Mundpflege durchzuführen.

Ob dies lebenslang angewendet werden muss, hängt vom Zahnstatus und dem Speichelfluss ab. Diese Zusatzmassnahmen sollten Sie durchführen bis sich der Speichelfluss normalisiert hat. Das kann über einen langen Zeitraum nötig sein. Oft können Zahnschäden nach einer Radiotherapie durch die häufige und regelmässige Anwendung von geeigneten Fluoridprodukten verhindert werden.

Nach einer Strahlentherapie sollten Patient:innen eng durch einen Zahnarzt/eine Zahnärztin oder die Dentalhygiene betreut werden. Diese Fachpersonen können mit Ihnen zusammen bestimmen, ob und wie lange die Anwendung der Fluorschiene noch notwendig ist.

«Guten Tag
Ich wurde im Februar 2021 mit einem Papillomavirus diagnostiziert, das sich im unteren Teil der Zunge eingenistet hatte. Nach drei Chemotherapien und 33 Bestrahlungen, die zwischen April und Mai desselben Jahres stattfanden, habe ich keine Anzeichen von Krebs mehr.
Ich leide an Langzeitfolgen. Ich habe keinen Geschmackssinn, keinen Speichel oder nur sehr wenig, Tinnitus ist immer noch vorhanden, die Müdigkeit ist schwer zu bewältigen. Ich kann aber immer noch zu 50 % arbeiten. Die große Frage ist: Werde ich eines Tages meine verlorenen Empfindungen wiedererlangen können?»
— Frage von Alex (31. Januar 2022)

Fabiola In-Albon, Pflegefachfrau HF, Höhere Fachausbildung:

Sie haben die Behandlung vor etwa acht Monaten abgeschlossen. Auch wenn diese Zeit lang erscheinen mag kann es ein Jahr oder länger dauern, bis Sie die verlorenen Empfindungen wiedererlangen.

Die Therapien haben die Nerven und das Gewebe geschädigt. Ein allgemeines Rezept gegen die Beschwerden gibt es nicht. Oft benötigt man eine Behandlung, die auf die eigene Situation angepasst ist. Ob sich die Speicheldrüsen noch stimulieren lassen, oder ob man besser gleich zu medizinischem Speichelersatz greift, sollte man mit den behandelnden Ärzten besprechen.
Hier einige Tipps die möglicherweise helfen können:

  • Mund und Lippen durch häufiges Trinken kleiner Schlucke Wasser feuchthalten. Die Lippen können Sie auch mit einem feuchten Schwamm oder Lappen feuchthalten.
  • Den Speichelfluss durch Bonbons, Kaugummis und kühle Getränke anregen. Saures Obst kann ebenfalls den Speichelfluss anregen

Ebenfalls finde Sie in der Broschüre «Ernährung bei Krebs» Tipps wie Sie mit Geschmacksverlust und Mundtrockenheit umgehen können.

Was die Müdigkeit betrifft, finden Sie in der Broschüre «Rundum Müde» ab Seite 28 verschiedene Möglichkeiten, diese zu lindern.

Viele Protokolle zur Symptombekämpfung haben sich als wirksam erwiesen, um die negativen Auswirkungen von Tinnitus zu verringern und die allgemeine Lebensqualität zu verbessern. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, Ihrem Onkologen oder lassen Sie sich von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt beraten.

Hirntumore

«Sehr geehrter Dr. Notter
Bei meinem Vater (1963) wurde anfangs Februar 2022 ein Glioblastom im Sprachzentrum diagnostiziert. Die OP hat er bereits hinter sich und es konnten dabei 95% des Tumors entfernt werden. Nun steht bald die Chemo- und Strahlentherapie nach Stupp-Protokoll an.
Weshalb werden Glioblastome am Paul Scherrer Institut nicht mit Protonen (statt der Photonen-Bestrahlung) bestrahlt? Dadurch kann die Strahlendosis, die auf das Tumorgewebe einwirkt, erhöht werden, während die Strahlenbelastung für das gesunde Gewebe sinkt.»
— Frage von B. F. (28. Februar 2022)

Dr. med. Markus Notter, Facharzt für Radio-Onkologie:

Sehr geehrte:r B.F.,
Protonen sind positiv geladene Atomkernbestandteile, die in einem Ringbeschleuniger auf hohe Energien gebracht werden und in der Therapie seit mehr als 70 Jahren eingesetzt werden. Diese sogenannte Partikelbestrahlung hat den Vorteil, dass sie je nach ihrer Anfangsenergie im Körperinnern relaltiv schnell abgebremst wird und daher sehr umschrieben wirken kann. Für kleine, scharf begrenzte Prozesse wie z.B. bestimmte Augentumoren hat dies enorme Vorteile, sie können ohne Verlust des Auges zerstört werden. Trotz diesen seit langem bekannten Erfolgen hat sich die Protonentherapie nicht durchsetzen können, denn ihr Hauptnachteil ist die zu umschriebene Wirkung: entweder «null oder hundert» wie einem Skalpell gleich. Bösartige Tumoren wie eben auch Glioblastome wachsen diffus in die Umgebung ein, sind deshalb nicht so genau umschrieben beschränkt, sonst könnte man sie auch besser radikal entfernen. Durch die Fraktionierung, das Aufteilen der notwendigen Gesamtdosis in viele kleine Portionen, gelingt es, die Gewebstoleranz nicht zu überschreiten, während Tumorzellen darauf empfindlicher reagieren. Trotzdem nützt das für die Protonentherapie wenig und die «klassische» Photonentherapie kann wesentlich besser, günstiger und bewegungsabhängig geplant genau das gleiche erreichen. Die früher vorgenommen Versuche mit Partikelbestrahlungen bei Glioblastomen mit noch höheren Dosen mussten wegen schweren Nebenwirkungen ohne erkennbaren Vorteil abgebrochen werden. Darum bleibt die Protonentherapie auf sehr wenige Indikationen beschränkt. Diese Situationen werden europaweit dem PSI zugewiesen.

«Sehr geehrter Dr. Notter
Bei meinem Vater (1963) wurde anfangs Februar 2022 ein Glioblastom im Sprachzentrum diagnostiziert.
Die OP hat er bereits hinter sich und es konnten dabei 95% des Tumors entfernt werden.
Nun steht bald die Chemo- und Strahlentherapie nach Stupp-Protokoll an.

  • Weshalb werden erst nach Auftreten eines Rezidivs alternative Behandlungen in Betracht gezogen, obwohl das Stupp-Protokoll nicht allzu erfolgsversprechend ist? Statistisch betrachtet, beträgt die Überlebenszeit von Glioblastom-Patienten nach der Diagnosestellung im Mittel 12 bis 14 Monate.
  • Weshalb werden bei einer solch kurzen Lebenserwartung nicht mehr Therapien ausgeschöpft (bspw. Immuntherapien, Impfungen mit bestimmten Viren, Wirkstoffkombination von Medikamenten namens CUSP9v3 - etc. Wird zunächst das Stupp-Protokoll durchgeführt und Alternativen erst nach der Austherapierung bzw. bei einem Rezidiv in Betracht gezogen?»

— Frage von B. F. (28. Februar 2022)

Dr. med. Markus Notter, Facharzt für Radio-Onkologie:

Sehr geehrte/r B.F.,

vielen Dank für Ihre sehr guten fundierten Fragen. Ich versuche diese bestmöglichst zu beantworten.

Ihr Vater soll nun die postoperative Radio-Chemotherapie gemäss dem „Stupp-Protokoll“ erhalten. Wichtig ist in diesem Zusammenhang der sogenannte Methylierungsstatus. Dieser wird vom Pathologen bestimmt. Liegt eine solche Methylierung von Promotorgenen vor, sind die Reparaturfähigkeiten der Tumorzellen eingeschränkt und das Ansprechen auf die Therapie bedeutend verbessert. Diesen Methylierungsstatus können Sie resp. Ihr Vater von den behandelnden Ärzten erfahren. Deshalb ist das vorgeschlagene Therapiekonzept bei pos. Methylierungsstatus immer noch eines der besten. Bei negativem M-Status können allerdings sämtliche bisher bekannten Therapiekonzepte die schlechte Prognose nicht wirklich verbessern.

Sämtliche von Ihnen erwähnten Überlegungen sind noch nicht etablierte Therapiekonzepte, z.T. mit experimentellem Charakter, und auch mögliche Nebenwirkungen sind noch nicht vollständig erkannt. Deshalb sollten solche Therapien nur in Studien evaluiert werden. In diesem Zusammenhang sind auch die Einnahme von Curcuma-, Weihrauchprodukten oder Pilzen zu sehen, über die immer wieder gesprochen wird. Auch hier haben sich erste Hinweise für einen möglichen Erfolg nicht halten können, mutmasslich sind höchstens kleine Verbesserungen zu erwarten. Vielversprechender scheint die E-Feld-Therapie zu sein: elektrische Felder, die mittels Antennen montiert auf einer Kappe die ganze Zeit über abgegeben werden, scheinen das Tumorzellwachstum zu verlangsamen oder vorübergehend zu stoppen. Es gibt Bestrebungen, dies bereits frühzeitig mit der bisherigen Radiochemotherapie zu kombinieren. Sollen die bekannten wirksamen und möglicherweise wirksamen Therapien alle auf einmal abgegeben werden, wie Sie das suggerieren? Das könnte einerseits eine tatsächliche Verbesserung bewirken, oder leider auch gleich viel/wenig wie bisher, jedoch u.U. mit wesentlich mehr kumulierten Nebenwirkungen. Zudem stellt sich die Frage der Zumutbarkeit. Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht wirklich. Es liegt aber jedem Patienten frei, das zu versuchen zu wollen, was ihm Hoffnung verspricht und er sollte zumindest das Behandlungsteam auf diese Wünsche ansprechen.

Die Situation bei Ihrem Vater ist nicht einfach, umso mehr ist zu bewundern, wie Sie sich engagieren und den traurigen Tatsachen gegenüber realistisch eingestellt sind. Gut, dass an dieser kritischen Lage im Sprachzentrum wenigstens der grösste Teil des Tumors entfernt werden konnte, hoffentlich ohne zu grosse Einbussen der Lebensqualität Ihres Vaters. Ich nehme an, dass Sie bei den jeweiligen Gesprächen Ihres Vaters mit seinen Ärzten mitanwesend zu sein können, um ihn so zu unterstützen und auch von dieser Seite Hilfe und Antworten zu erhalten. Ich wünsche Ihnen und vor allem Ihrem Vater, dass die vorgeschlagenen Therapien zu einer guten Beeinflussung des Tumors führen.

Freundliche Grüsse

«Sehr geehrter Dr. Notter
Bei meinem Vater (1963) wurde anfangs Februar 2022 ein Glioblastom im Sprachzentrum diagnostiziert. Die OP hat er bereits hinter sich und es konnten dabei 95% des Tumors entfernt werden. Nun steht bald die Chemo- und Strahlentherapie nach Stupp-Protokoll an.
Wie kommt man in Studien rein und was sind die Gründe für eine Ablehnung? Kann man eine Ablehnung ‹anfechten›?»
— Frage von B. F. (28. Februar 2022)

Dr. med. Markus Notter, Facharzt für Radio-Onkologie:

Sehr geehrte/r B.F.,

a) Je nach dem in welchem Zentrum ein Patient behandelt wird, können ihm entsprechende laufende Studien angeboten werden. Der Betroffene darf aber auch gezielt danach fragen und normalerweise freuen sich die Studienleitungen über aktive Teilnahmen. Eine Hürde sind ethische Kommissionen, die sämtliche Studien prüfen und bewilligen. Eine bewilligte Studie an einem Zentrum kann aber andere Zentren nicht zur Teilnahme berechtigen, ohne dass dies lokale ethische Kommissionen bewilligt haben. Dadurch soll ein Erkrankter auch geschützt sein.

b) Die Gründe für eine Ablehnung sind vielfältig:

  • Die Einschlusskriterien werden nicht erfüllt.
  • Es gibt Kontraindikationen.
  • Die Studie ist dem Patienten nicht zumutbar.
  • Wie schon gesagt: administrative Gründe, z.B. fehlende Bewilligung ethische Kommission usw.

Daher ist eine Ablehnung kaum «anfechtbar», denn sie hat klare Gründe.

«Hallo
Ich mache mir Sorgen. Meine Mutter hat Lungenkrebs. Sie hat oft Kopfweh und ist manchmal etwas durcheinander. Das sei von den Ablegern im Kopf, sagen die Ärzte. Die sieht man im MRI. Sie haben ihr eine Ganzhirnbestrahlung vorgeschlagen. Hat das nicht schlimme Nebenwirkungen? Sie ist schon so müde von der Chemo. Was nützt eine solche Bestrahlung des ganzen Kopfes?
Danke»
— Frage von Roxana (17. Februar 2022)

Dr. med. Markus Notter, Facharzt für Radio-Onkologie:

Guten Tag Roxana

Ich begreife Ihre Sorgen. Ihre Mutter ist wegen Lungenkrebs mit Hirnmetastasen in Behandlung und hat Beschwerden. Es geht nun darum, ihr bestmöglichst zu helfen. Sicher muss der mögliche Nutzen einer Therapie immer sehr sorgfältig gegenüber möglichen Nebenwirkungen und der Belastung einer Therapie abgewogen werden. Dies gilt insbesondere dann, wenn keine vollständige Heilung mehr erzielt werden kann.

Ableger im Gehirn können sich ohne grundlegende Beeinflussung bald einmal dramatisch auswirken, je nach Wachstum, Grösse und Lage. Daher sollte eine Therapie nach Möglichkeit versucht werden. Die Radiotherapie kann hier sehr viel beitragen. Es gelingt häufig, die Beschwerden wie Gedächtnisstörungen, Funktionsausfälle wie Sprechen, Bewegungen usw. rückgängig zu machen. Das wirkt sich sehr rasch günstig auf die Lebensqualität der Betroffenen aus. Bei einzelnen oder wenigen Herden wird eher eine lokalisierte gezielte Bestrahlung dieser Metastasen bevorzugt, z.B. eine sogenannte stereotaktische Bestrahlung. Bei vielen nachgewiesenen Hirnmetastasen setzt man die Ganzhirnbestrahlung ein.

Wenn nur einzelne Herde bestrahlt werden können, sind z.T. gar keine Nebenwirkungen zu erwarten. Die Ganzhirnbestrahlung wird in der Regel auch gut ertragen, als hauptsächliche Nebenwirkungen sind der Haarverlust und eine vorübergehende Hautrötung zu nennen. Auf lange Sicht können gewisse Einschränkungen des Kurzzeitgedächtnisses und teilweise auch Verlangsamungen der kognitiven Fähigkeiten (wahrnehmen, erinnern, lernen) gesehen werden. Die meisten Patienten sowie Angehörige sind aber froh, wenn die bedrohlichen Auswirkungen der Hirnmetastasierung zurückgedrängt wurden, denn das belastet häufig sehr schwer. Ihre Mutter hätte die Möglichkeit, so lange wie möglich sich selbst zu sein. Das wäre hier der Nutzen. Gut wäre es, wenn Sie bei den Gesprächen Ihrer Mutter mit dem Behandlungsteam anwesend sein könnten, damit alle diese Punkte erörtert werden könnten. Auch die Wünsche Ihrer Mutter können dann zum Tragen kommen.

Aber jeder Patient und jede Patientin hat auch das Recht, Behandlungsmöglichkeiten abzulehnen und sich für eine bestmögliche unterstützende Versorgung (Palliative Care) zu entscheiden.

Ich hoffe, dass diese Informationen Ihnen und Ihrer Mutter weiterhelfen.

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