Diagnose Brustkrebs: Welche Untersuchungen sind notwendig
Bei Verdacht auf Brustkrebs sind mehrere Untersuchungen notwendig. Welche Untersuchung eine betroffene Frau benötigt, ist von Person zu Person verschieden. Sind Sie unsicher? Fragen Sie die Ärztin oder den Arzt.
Oft entdecken betroffenen Frauen selbst einen Knoten oder eine Verhärtung in einer Brust. Seltener entdecken Radiologinnen oder Radiologen (Röntgenärztin oder Röntgenarzt) den Tumor während einer anderen Routineuntersuchung oder während einer Früherkennungsuntersuchung.
Arztbesuch
Bevor der Arzt Sie körperlich untersucht, wird er Ihnen mehrere Fragen stellen, beispielsweise:
Welche Vorerkrankungen haben Sie?
Nehmen Sie regelmässig Medikamente?
Gibt es Personen in Ihrer Familie, die an Brustkrebs erkrankt sind? Lesen Sie mehr zu genetischer Vorbelastung!
Nach Risikofaktoren von Brustkrebs, beispielsweise, ob Sie rauchen oder ob Sie die Pille einnehmen, um nicht schwanger zu werden.
Haben Sie regelmässig Ihre Regelblutung oder haben Sie bereits keine Regelblutung mehr (Menopause)?
Nehmen Sie Hormone, um Beschwerden in den Wechseljahren zu lindern?
Danach wird die Ärztin Sie gründlich untersuchen und schauen, ob Ihre Lymphknoten geschwollen sind. Dabei tastet sie auch Ihre Brüste ab und schaut sich Achselhöhlen sowie den Bereich des Schlüsselbeins (zwischen Hals und Brust) genauer an. Haben Sie selbst bereits einen Knoten ertastet, wird die Ärztin auch diesen untersuchen.
Die körperliche Untersuchung tut nicht weh, kann aber unangenehm drücken.
Mammografie
Eine Mammografie ist eine Röntgenuntersuchung der Brust. Mithilfe dieser Untersuchung erkennen Ärztinnen und Ärzte Veränderungen im Brustgewebe. Diese können sowohl gutartig als auch bösartig sein.
Für die Untersuchung gehen Sie auf die Röntgen-Abteilung im Spital oder in ein sogenanntes radiologisches Institut. Dort wird die Brust während der Untersuchung zwischen zwei Plexiglasscheiben gelegt, jeweils waagerecht und senkrecht. Den Druck der zwei Platten empfinden Frauen manchmal als unangenehm. Sprechen Sie mit der Fachperson vor Ort, falls die Untersuchung Schmerzen verursacht. Die Untersuchung selbst dauert nur kurz.
In der Mammografie können Radiologen auch erkennen, wenn sich Mikrokalk in den Milchgängen abgelagert hat. Das kann auf eine Krebsvorstufe in den Milchgängen hindeuten.
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Ultraschall
Ein Ultraschall ist eine Untersuchung mit Schallwellen. Auf dem Ultraschall-Bild kann die Ärztin oder der Arzt Veränderungen im Gewebe der Brust erkennen. Er untersucht auch die Lymphknoten mit dem Ultraschall. Bei dieser Untersuchung sind Sie keinen Strahlen ausgesetzt. Sie ist nicht schmerzhaft.
Meistens können Ärztinnen und Ärzte nach der Mammografie und dem Ultraschall beurteilen, ob ein Verdacht auf Brustkrebs besteht oder nicht. Dann muss das Gewebe weiter untersucht werden. Besteht der Verdacht auf Brustkrebs, muss eine Biopsie gemacht werden.
MRT- Untersuchung
Bei einer Magnetresonanztomografie (MRT, englisch MRI) liegen Sie auch dem Bauch auf einer Liege, die in ein röhrenförmiges Gerät geschoben wird. Die MRT arbeitet mit Magnetfeldern. Sie bekommen einen Gehörschutz oder Kopfhörer, weil es in der Röhre laut klopft und knattert. Die MRT liefert genaue Bilder der Brust und des veränderten Gewebes.
Biopsie
Die Biopsie ist eine Gewebeentnahme aus der Brust. Dafür gehen Sie in ein Spital oder in ein Brustzentrum. Direkt vor der Biopsie erhalten Sie eine örtliche Betäubung, sodass Sie keine Schmerzen haben. Mit einer Hohlnadel entnimmt die Ärztin verändertes Gewebe aus der Brust. Nach der Entnahme können Sie wieder nach Hause gehen.
Das Gewebe wird dann von einem Gewebespezialisten, einem sogenannten Pathologen, untersucht. Nach der Biopsie kann der Bereich noch einige Tage schmerzen. Fragen Sie Ihren behandelnden Arzt, falls Sie ein Medikament gegen die Schmerzen benötigen.
Nachdem das verdächtige Gewebe untersucht wurde, können Ärzte sicher sagen, ob Sie Brustkrebs haben oder nicht.
Ist der Knoten in der Brust tastbar oder sehen Ärzte ihn im Ultraschall, machen sie eine Stanzbiopsie. Während der Gewebeentnahme schaut der Arzt mit dem Ultraschall, wo sich der Knoten befindet.
Die Vakuumbiopsie führen Ärztinnen seltener durch. Mit ihr kann eine grössere Gewebemenge entnommen werden als bei der Stanzbiopsie. Sie müssen dafür in ein spezialisiertes Zentrum.
Die Einstichstelle wird betäubt. Während der Biopsie sieht die Radiologin oder der Radiologe das verdächtige Gewebe mithilfe einer Mammografie, einer MRT oder auch mit dem Ultraschall. Gutartige Tumoren können mit einer Vakuumbiopsie entfernt werden. Danach können Sie wieder nach Hause gehen.
In den ersten Stunden nach der Biopsie sollten Sie körperliche Anstrengung vermeiden, um ein Nachbluten zu verhindern. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
Gewebeuntersuchung des Tumors: «Steckbrief»
Eine Gewebespezialistin (Pathologin) oder ein Gewebespezialist untersucht das entnommene Gewebe nach folgenden Kriterien:
Handelt es sich um Brustkrebs oder nicht?
Wenn ja: Welche Art von Brustkrebs ist es? Ist er duktal (ausgehend von den Milchgängen), lobulär (ausgehend von den Drüsenläppchen) oder ist es eine Misch- oder Sonderform?
Wie aggressiv wachsen die Krebszellen und wie schnell teilen sich die Krebszellen?
Welche biologischen Merkmale haben die Krebszellen (Hormonrezeptoren, HER2 Rezeptoren)?
Weitere bildgebende Untersuchungen
Manchmal benötigen Frauen zusätzliche Untersuchungen.
Mithilfe der Bilder aus den weiteren Untersuchungen kann Ihr Behandlungsteam folgendes sehen:
Es kann den verdächtigen Brustbereich besser eingrenzen oder beurteilen.
Das Behandlungsteam kann den Krebsverdacht besser beurteilen.
Falls die Biopsie den Verdacht auf Brustkrebs bestätigt:
Wie gross ist der Tumor?
Gibt es mehr als einen Tumor?
Sind Lymphknoten befallen? Wenn ja, welche?
Haben sich bereits Metastasen in anderen Organen gebildet?
Das Behandlungsteam entscheidet dann, welche weiteren bildgebenden Untersuchungen Sie benötigen, und bespricht alles mit Ihnen gemeinsam.
Für diese Untersuchungen müssen Sie in ein Spital oder in ein Röntgeninstitut gehen. Die Untersuchungen sind schmerzlos und dauern wenige Minuten bis eine halbe Stunde. Sie sind während der Untersuchung wach und können danach wieder nach Hause gehen.
Weitere bildgebende Untersuchungen sind: Computertomografie (CT), Positronen-Emissionscomputertomografie (PET-CT), Magnetresonanztomografie (MRT, englisch MRI) und Knochenszintigrafie:
Bei der CT-Untersuchung liegen Sie auf einer Liege. Diese Liege bewegt sich durch einen grossen Ring. In diesem Ring befindet sich ein Röntgengerät, das Röntgenbilder macht. Sie erhalten vor der CT- Untersuchung eine Flüssigkeit direkt in die Vene gespritzt. Diese Flüssigkeit ist ein sogenanntes Kontrastmittel. Dieses Kontrastmittel kann den Ärzten helfen, Metastasen beispielsweise in der Leber, Lunge oder befallene Lymphknoten zu entdecken.
Bei der PET-CT bekommen Sie über eine Infusion schwach radioaktiven Zucker verabreicht. Dieser Zucker reichert sich in den sich schnell teilenden Krebszellen an. In der PET-CT sind allenfalls befallene Lymphknoten oder Metastasen besser sichtbar als in der CT. Diese Untersuchung dauert mehrere Stunden.
Mit dieser Untersuchung können Ärzte feststellen, ob sich in den Knochen Metastasen gebildet haben. Dafür müssen Sie in ein Röntgeninstitut gehen. Die Untersuchung dauert ein paar Stunden. Zuerst bekommen Sie ein schwach radioaktives Mittel in die Vene gespritzt. Das ist nicht schädlich. Mit einer besonderen Kamera (Gammakamera) werden später Bilder gemacht. Dafür müssen Sie eine kurze Zeit ruhig liegen. Nach der Untersuchung sollten Sie viel trinken, um das radioaktive Mittel auszuscheiden.
Fragen Sie Ihr Behandlungsteam und lassen Sie sich die einzelnen Untersuchungen von den Fachpersonen erklären.
Was mache ich, wenn ich Angst vor der Röhre habe?
Sprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam darüber. Vielleicht hilft Ihnen Entspannungsmusik oder ein Beruhigungsmittel.
Bis die Ergebnisse da sind, kann es mehrere Tage dauern. Diese Wartezeit ist oft sehr belastend. Die Beratenden des Krebstelefons und der kantonalen oder regionalen Krebsligen hören Ihnen und Ihren Angehörigen zu.
Welches Krankheitsstadium?
Die Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen zeigen:
Wie gross ist der Tumor?
Ist der Tumor ins umliegende Gewebe eingewachsen?
Hat sich der Tumor in die Lymphknoten ausgebreitet?
Sind Metastasen vorhanden?
Wie ist Ihr allgemeiner Gesundheitszustand?
Wie schnell wachsen die Krebszellen und wie aggressiv ist der Brustkrebs (biologische Merkmale)?
TNM-Klassifikation
Die TNM-Klassifikation beschreibt, wie gross der Tumor in der Brust ist und ob die Lymphknoten befallen sind. Zudem zeigt diese Einteilung, ob sich bereits Metastasen gebildet haben. Ärztinnen und Ärzte benutzen dafür die Buchstaben «T, N und M»:
T steht für Tumor.
N steht für Lymphknoten (englisch «nodes»).
M steht für Metastasen.
Die Zahl hinter dem Buchstaben zeigt, wie gross der Tumor (T) ist, die Anzahl der betroffenen Lymphknoten (N) und ob Metastasen vorhanden sind.
TiS Tumor ist örtlich begrenzt, beispielsweise auf den Milchgang. Das ist die sogenannte Krebsvorstufe.
T1 Der Tumor ist bis zu 2 Zentimeter gross.
T2 Der Tumor ist zwischen 2 und 5 Zentimeter gross.
T3 Der Tumor ist grösser als 5 Zentimeter.
T4 Der Tumor ist grösser als 5 Zentimeter und bereits in die Brustwand oder die Haut eingewachsen.
N0 Die nahen Lymphknoten sind nicht befallen.
N1 Krebszellen in 1 bis 3 Lymphknoten, beispielsweise in der Achselhöhle.
N2 Krebszellen in 4 bis 9 Lymphknoten, beispielsweise in der Achselhöhle oder ausschliesslich hinter dem Brustbein.
N3 Krebszellen in 10 oder mehr Lymphknoten.
M0 Keine Metastasen nachweisbar.
M1 Metastasen in anderen Organen vorhanden.
Was bedeuten die Buchstaben und Zahlen?
Steht im Arztbrief beispielsweise «T1 N0 M0» bedeutet das: Der Tumor in der Brust ist höchstens zwei Zentimeter gross, ohne befallene Lymphknoten und ohne Metastasen in anderen Organen. Zusätzlich zu dieser vereinfachten Beschreibung oben können noch andere Buchstaben enthalten sein.
Haben Sie Fragen zur TNM-Klassifikation, sprechen Sie mit Ihrem behandelnden Onkologen (Facharzt für Krebserkrankung) oder mit einer Brustkrebsspezialistin.
Betroffene, Angehörige, weitere Interessierte und Fachpersonen können den Dienst unter der Woche per Telefon, Mail, Chat oder Videotelefonie von 10 Uhr bis 18 Uhr erreichen.