«Dieses seltsame Bauchgefühl war wohl mein Rettungsanker», erzählt Anna, während wir durch Luzern spazieren. Eigentlich fühlt sich die damals 38-Jährige fit, steht mitten im Leben. Doch an einem kalten Januar-Morgen vor zwei Jahren bricht plötzlich ihre Welt zusammen.
Anna arbeitet da als Pflegeassistentin im Nachtdienst und ist bei ihrem Hausarzt. Niemand kann ihre erhöhten Entzündungswerte erklären. Sie meldet sich noch vor der Jahreskontrolle bei ihrer Frauenärztin. Diese entdeckt die geschwollenen Lymphknoten in Annas Bauch. Anna erinnert sich: «Ich verstand die Worte meiner Gynäkologin, gedanklich habe ich mich aber weggebeamt. Es war wie in einem Film, in dem ich jedoch keine Hauptrolle spielen wollte.»
Vor dem Behandlungszimmer wartet Annas beste Freundin. Diese weinte sofort. Anna schluckt, während sie von diesem Moment erzählt. «Sie hat mich aufgefangen. Dafür bin ich ihr unendlich dankbar!» Und sie sagt gleich: «Wir schaffen das, egal, was passiert.»
Der Chemo-Drache
Trotzdem hofft Anna noch bis zuletzt, dass es nichts Schlimmes ist. Dann steht eine Bauchspiegelung an. Ärzte führen eine Kamera durch kleine Schnitte in ihren Bauchraum ein. Sie entfernen einen Tumor im Bauchfell und untersuchen ihn. Die Diagnose: Krebs, ein Hodgkin-Lymphom. Für Anna ein Schock. Damit ist sie eine von etwa 280 Personen, die in der Schweiz jährlich diese Diagnose erhalten.
Hodgkin-Lymphome können überall entstehen, da sich im ganzen Körper lymphatisches Gewebe befindet. Die Krankheit beginnt oft in den Lymphknoten an Hals und Nacken. Dann breitet sie sich über die Lymphknoten im Brustraum zu den Lymphknoten im Bauchraum und zur Milz aus.