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Brigitta: Unbeschreiblich weiblich – trotz Brustkrebs

Drei Frauen, drei unterschiedliche Lebensgeschichten – und doch haben sie etwas gemeinsam: Alle drei erhielten die Diagnose Brustkrebs. Wie sie damit umgegangen sind, was sie zum Thema Weiblichkeit sagen und warum sie anderen Betroffenen Mut machen wollen.

Brigitta Göldi

Wie haben Sie den Knoten in Ihrer Brust entdeckt?  
Ich ertastete den Knoten, als ich mich nach dem Duschen mit Bodylotion einrieb. Das war vor fünf Jahren, ich war damals 54 Jahre alt.  

Was haben Sie dann gemacht?  
Es war ein Freitagabend, als ich den Knoten bemerkte. Das Wochenende war sehr speziell, denn ich hatte viele Fragen, Ängste und Sorgen. Am Montagmorgen habe ich umgehend einen Termin bei meiner Gynäkologin angefragt. Sie war so freundlich und hat mir einen Termin nach meiner Arbeit, um 20 Uhr, angeboten. Als sie den Ultraschall machte, sah ich ihr an, dass etwas nicht stimmte.  

Wie ist es, eine solche Diagnose zu erhalten?  
Die Diagnose Krebs veränderte mein Leben von einem Tag auf den anderen. Meine beiden Töchter Ramona und Elena waren damals Halbwaisen und ich wollte nicht, dass sie auch noch ihre Mutter verlieren. Doch ich war mir bewusst, dass der Ausgang meiner Krankheit nicht allein in meiner Hand lag.  

Was hat Ihnen Kraft gegeben?  
Meine Spiritualität half mir, durchzuhalten. Da ich in meinem Leben schon einige schwierige Aufgaben meistern musste, habe ich gelernt, dass alles einen tieferen Sinn hat. Der eigene Körper gibt mir Hinweise, hinzuschauen, zu fragen und zu wachsen. Jede Krankheit zeigt mir, dass auf seelischer Ebene etwas nicht in Ordnung ist, oder hilft mir, mich weiterzuentwickeln. Diese Harmonie brauche ich, um den richtigen Lebensweg zu finden. Zudem wollte ich für meine Töchter da sein. Das gab mir Kraft.  

Wie ist Ihre Familie damit umgegangen?  
Als ich an Krebs erkrankte, befanden sich meine Töchter in einer wichtigen Lebensphase: Elena stand kurz vor der Matura, Ramona hatte gerade die Hotelfachschule in Luzern begonnen. Sie versuchten, stark zu sein, mich zu unterstützen und mir Mut zu machen. Sie glaubten daran, dass alles gut wird. Auch ihre Freundinnen unterstützten uns. Elena und ihr Freund belebten mich oft durch ihre Anwesenheit. Gemeinsam haben wir eine Patientenverfügung ausgefüllt. Es war ein schmerzhafter Prozess, aber er musste sein. Auch wenn es manchmal «nur» Kleinigkeiten waren, hat es mir sehr geholfen. Ausser-dem war mein Ex-Partner immer für meine Töchter und mich da. Er begleitete mich in die Sprechstunde, als mir das Ergebnis der Biopsie mitgeteilt wurde. Ich bin Fidel sehr dankbar, dass ich meinen Töchtern das ersparen konnte.  

Welche Therapie hatten Sie?  
Ich bekam sechs Monate lang Chemotherapie, eine Mastektomie der rechten Brust mit Brustaufbau und anschliessend ein Jahr lang eine intravenöse Antikörpertherapie. Die Behandlungen waren sehr anstrengend. Häufig konnte ich weder essen noch trinken, weil sich meine Schleimhäute verbrannt anfühlten und ich beim Schlucken immer ein Brennen im Hals spürte. Das Essen und sogar das Wasser schmeckten wie Gift. Manchmal konnte ich gar nichts essen, obwohl ich sehr hungrig war. Einige Wochen lang ernährte ich mich nur von Griessbrei und Wasser. 

«Einige Wochen lang ernährte ich mich nur von Griessbrei und Wasser.»

Sind Ihre Haare ausgefallen?  
Ja, aber ich war darauf vorbereitet und rechnete damit. Als ich schliesslich meine Haare in Büscheln auf dem Kopfkissen liegen sah, beschloss ich, sie abzurasieren. Danach trug ich abwechselnd zwei Perücken, jedoch fühlte ich mich damit nie wohl. Ich entschied mich für Turbane, die ich farblich auf meine Kleidung abstimmen konnte. Heute bin ich sehr dankbar, dass meine Haare wieder nachgewachsen sind. Weitaus schlimmer fand ich den Verlust der Wimpern (meine Augenbrauen sind tätowiert). Daran sieht man, wie krank jemand ist.  

Haben Sie sich noch weiblich gefühlt?  
Ja, ich schminke mich sehr gerne und finde, dass eine Frau ihre Weiblichkeit pflegen sollte. Während der Therapie war das schwierig. Mir wurde ein Schminkkurs für Frauen mit Brustkrebs angeboten, an dem ich teilgenommen habe. Das war interessant.  

Wie hat Ihre Familie reagiert?  
Der Haarverlust war für mein Umfeld nebensächlich. Meine Töchter berieten mich bei der Wahl des Turbans und der Kleidung. Ihnen, meiner Mutter, ihrem Partner und einer Freundin zeigte ich mich ohne Turban. Sonst niemandem.  

Wie geht es Ihnen heute?  
Die Nebenwirkungen verschwanden mit der Zeit, doch leider ist die Cancer-related Fatigue mein täglicher Begleiter. Ich muss mir meine Kräfte jeden Tag gut einteilen. Inzwischen habe ich eine Ausbildung als «MyPeer» absolviert und gebe nun mein Wissen an andere Krebs- betroffene weiter und coache sie, auch als Peer bei der Krebsliga. Ich lerne immer wieder etwas von anderen Krebsbetroffenen. Wenn dich jemand in den Arm nimmt und sagt: «Du hast mir geholfen», dann ist das etwas sehr Wertvolles. 

«Ich bin immer noch eine Frau und bleibe es auch.»

Was raten Sie anderen Frauen?  
Ich bin überzeugt, dass es hilft, wenn sich Betroffene mit Menschen, die etwas Ähnliches erlebt haben, austau- schen können. Wer den Weg der Spiritualität gehen will, muss dafür offen sein. Nicht alle Menschen haben einen Zugang dazu. Darüber hinaus sollte jede Frau versuchen, klare Entscheidungen zu treffen und Vorsätze zu fassen, an die sie sich während der Erkrankung halten kann. In einer neunstündigen Operation wurde mir die rechte Brust amputiert und mit körpereigenem Gewebe aus dem Oberschenkel rekonstruiert. Heute ist nur noch eine kleine Narbe zu sehen und ich kann wieder einen Bikini tragen. Während meiner Erkrankung sagte ich mir oft: «Ich bin immer noch eine Frau und bleibe es auch.» Diese Einstellung half mir sehr!  

Interviews: Christian Franzoso (Oktober 2023)

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