Wie haben Sie den Knoten in Ihrer Brust entdeckt?
Ich ertastete den Knoten, als ich mich nach dem Duschen mit Bodylotion einrieb. Das war vor fünf Jahren, ich war damals 54 Jahre alt.
Was haben Sie dann gemacht?
Es war ein Freitagabend, als ich den Knoten bemerkte. Das Wochenende war sehr speziell, denn ich hatte viele Fragen, Ängste und Sorgen. Am Montagmorgen habe ich umgehend einen Termin bei meiner Gynäkologin angefragt. Sie war so freundlich und hat mir einen Termin nach meiner Arbeit, um 20 Uhr, angeboten. Als sie den Ultraschall machte, sah ich ihr an, dass etwas nicht stimmte.
Wie ist es, eine solche Diagnose zu erhalten?
Die Diagnose Krebs veränderte mein Leben von einem Tag auf den anderen. Meine beiden Töchter Ramona und Elena waren damals Halbwaisen und ich wollte nicht, dass sie auch noch ihre Mutter verlieren. Doch ich war mir bewusst, dass der Ausgang meiner Krankheit nicht allein in meiner Hand lag.
Was hat Ihnen Kraft gegeben?
Meine Spiritualität half mir, durchzuhalten. Da ich in meinem Leben schon einige schwierige Aufgaben meistern musste, habe ich gelernt, dass alles einen tieferen Sinn hat. Der eigene Körper gibt mir Hinweise, hinzuschauen, zu fragen und zu wachsen. Jede Krankheit zeigt mir, dass auf seelischer Ebene etwas nicht in Ordnung ist, oder hilft mir, mich weiterzuentwickeln. Diese Harmonie brauche ich, um den richtigen Lebensweg zu finden. Zudem wollte ich für meine Töchter da sein. Das gab mir Kraft.
Wie ist Ihre Familie damit umgegangen?
Als ich an Krebs erkrankte, befanden sich meine Töchter in einer wichtigen Lebensphase: Elena stand kurz vor der Matura, Ramona hatte gerade die Hotelfachschule in Luzern begonnen. Sie versuchten, stark zu sein, mich zu unterstützen und mir Mut zu machen. Sie glaubten daran, dass alles gut wird. Auch ihre Freundinnen unterstützten uns. Elena und ihr Freund belebten mich oft durch ihre Anwesenheit. Gemeinsam haben wir eine Patientenverfügung ausgefüllt. Es war ein schmerzhafter Prozess, aber er musste sein. Auch wenn es manchmal «nur» Kleinigkeiten waren, hat es mir sehr geholfen. Ausser-dem war mein Ex-Partner immer für meine Töchter und mich da. Er begleitete mich in die Sprechstunde, als mir das Ergebnis der Biopsie mitgeteilt wurde. Ich bin Fidel sehr dankbar, dass ich meinen Töchtern das ersparen konnte.
Welche Therapie hatten Sie?
Ich bekam sechs Monate lang Chemotherapie, eine Mastektomie der rechten Brust mit Brustaufbau und anschliessend ein Jahr lang eine intravenöse Antikörpertherapie. Die Behandlungen waren sehr anstrengend. Häufig konnte ich weder essen noch trinken, weil sich meine Schleimhäute verbrannt anfühlten und ich beim Schlucken immer ein Brennen im Hals spürte. Das Essen und sogar das Wasser schmeckten wie Gift. Manchmal konnte ich gar nichts essen, obwohl ich sehr hungrig war. Einige Wochen lang ernährte ich mich nur von Griessbrei und Wasser.