Was bedeutet Ihnen Ihre Familie?
Eine grosse Familie zu haben – das war immer mein Traum. Als Familie gehen wir durch dick und dünn, sie ist mein Kraftort. Am einfachsten tanke ich auf, wenn wir abends gemeinsam am grossen Tisch sitzen und die Gespräche wild durcheinandersprudeln. Das ist für mich «Pura Vida». Dann kippt der Schalter und die Arbeit ist weit weg.
Sprechen wir doch noch über die Arbeit.
Nach der Matura wollte ich Psychologie oder Medizin studieren. Doch meine Mutter fand, ich solle zuerst mal etwas arbeiten. So habe ich ein Praktikum in einem Heim für verhaltensauffällige
Kinder begonnen. Da hat es mich gepackt: Die Arbeit mit den Kindern und den Eltern, so nah am Leben, das war mein Ding. In meinem Berufsalltag als Sozialarbeiterin lernte ich: Ein Leben kann rasch aus der Balance kommen, und niemand ist davor gefeit. Als Sozialarbeiterin bin ich für diese Menschen in schwierigen Situationen da.
Woher kommt Ihr Engagement für jene Menschen?
Meine Mutter, auch Sozialarbeiterin, hat mir vorgelebt, dankbar zu sein, dass es das Leben gut mit uns meint. Gleichzeitig hat sie mich sensibilisiert und offen gemacht für ganz verschiedene Lebenswelten. Als Kind einer Schweizerin und eines Kenianers kenne ich verschiedene Welten, aber auch das Gefühl, sich manchmal nicht ganz zugehörig zu fühlen. Das hat mich wohl auch geprägt. Jedenfalls macht es für mich Sinn, mich mit Herzblut für jene einzusetzen, deren Weg gerade etwas holpriger ist.
Das Wort «Mensch», es fällt oft in Ihren Antworten.
Ich mag Menschen in ihrer Vielfalt und tausche mich gerne mit Menschen jeglichen Hintergrunds aus – beruflich wie privat. Vielleicht, weil ich selbst in einer grossen Familie aufgewachsen bin. Mein Onkel war Professor an der Uni und Pfarrer, und wir hatten ein sehr offenes Haus. So kam ich schon als kleines Mädchen mit allerlei spannenden Menschen in Berührung: Studierende, Gelehrte und Bekannte aus aller Welt, hilfsbedürftige Menschen, Menschen in Zeiten des Glücks wie auch in Zeiten von Trauer oder Krankheit.
Hand aufs Herz: Wie können Menschen Sie auf die Palme bringen?
Nörgler und Haar-in-der-Suppe-Sucher nerven mich. Auch ärgert es mich, wenn Menschen undankbar und egoistisch sind. Und Menschen, die am liebsten sich selbst reden hören, machen mich ungeduldig.