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KrebsligaForschungZweittumoren früh erkennen: Wie Forschung und Prävention helfen
Forschung

Zweittumoren früh erkennen: Wie Forschung und Prävention helfen

27. Juni 2025

Krebsüberlebende haben auch Jahrzehnte nach der Diagnose ein erhöhtes Risiko, erneut an einem Tumor zu erkranken. Weshalb die Zahl der Menschen mit einem Zweittumor wächst, was diesen begünstigt und welche Nachsorgeprogramme nötig wären, sagt die Forscherin Dr. Lea Wildisen.

Das Risiko für eine zweite Tumorerkrankung bleibt über Jahre und sogar Jahrzehnte hinweg erhöht.

Dr. Lea Wildisen, Sie arbeiten in der Nationalen Krebsregistrierungsstelle. Weshalb forschen Sie für Menschen mit Krebs?
Dr. Lea Wildisen: Als Gesundheitswissenschaftlerin und Epidemiologin interessiert mich, wie Krankheiten entstehen und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Es motiviert mich, durch Auswertungen mehr darüber zu erfahren und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Besonders freue ich mich, wenn unsere Ergebnisse dazu beitragen, das Leben von Krebsbetroffenen zu verbessern.

Warum steigt die Zahl der Menschen mit einem zweiten Tumor nach einer überstandenen Krebserkrankung?
Das hängt mit einer grundsätzlich positiven Entwicklung zusammen: Die Behandlungen in den letzten Jahren sind viel besser geworden. Heute überleben mehr Menschen ihre erste Krebserkrankung. Dadurch wächst allerdings auch die Zahl der Menschen, die grundsätzlich ein Risiko für eine zweite, neue Tumorerkrankung haben. Wichtig ist hier: Ein Zweittumor ist etwas anderes als ein Rückfall oder Ableger (Metastase) des ersten Tumors. Es handelt sich um eine eigenständige, neue Krebserkrankung mit anderen Eigenschaften als der erste Tumor.

Wie hoch ist denn das Risiko für eine zweite Tumorerkrankung?
Das Risiko hängt von vielen Faktoren ab. Unsere Analyse zeigt jedoch, dass Menschen, die bereits an Krebs erkrankt sind, ein 13 Prozent höheres Risiko für eine zweite Krebserkrankung haben – dies verglichen mit Menschen ohne Krebserkrankung unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht. 

Wovon ist dieses abhängig?
Das Risiko für einen zweiten Tumor wird durch mehrere Faktoren beeinflusst, insbesondere aber durch das Alter bei der ersten Diagnose, die Art der ersten Krebs - er krankung und deren Behandlung. Unsere Auswertungen zeigen, dass das Risiko besonders hoch ist bei Personen, die bereits in jungen Jahren eine erste Krebserkrankung hatten. Ausserdem beobachten wir ein deutlich erhöhtes Risiko für weitere Tumoren bei Krebsarten, die eng mit dem Konsum von Alkohol oder Tabak verbunden sind. 

Die Behandlungen in den letzten Jahren sind viel besser geworden.

Dr. Lea Wildisen

Dr. Lea Wildisen

Was hat Sie am Gesundheitsbericht, bei dem Sie mitwirkten, besonders überrascht?
Überraschend ist, dass das Risiko für eine zweite Tumorerkrankung auch viele Jahre nach der ersten Krebsdiagnose erhöht bleibt – zum Teil über Jahrzehnte hinweg. Das unterstreicht, wie wichtig eine langfristig angelegte Nachsorge ist. 

Wo sehen Sie den grössten Handlungsbedarf?
Ein zentrales Thema ist die Digitalisierung. Heute müssen Ärztinnen und Ärzte oft lange nach Dokumenten zu früheren Diagnosen und Behandlungen suchen. Wichtige medizinische Informationen sollten dauerhaft und gut zugänglich gespeichert sein, auch noch Jahre später. 

Was wäre noch nötig?
Unsere Analysen zeigen: Das Risiko für einen Zweittumor ist sehr individuell. Deshalb braucht es eine massgeschneiderte Nachsorge mit persönlicher Risikoabschätzung. Spezialisierte Sprechstunden könnten Betroffene gezielt betreuen und so Zweittumoren früh erkennen oder sogar verhindern. 

Können Betroffene also selbst etwas tun, um nicht in der Angst gefangen zu sein?
Es ist wichtig, keine Angst zu verbreiten, sondern Krebsüberlebende gut zu unterstützen. Nach der Therapie sollten sich Betroffene bei ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über ihr individuelles Risiko für Zweittumoren informieren und einen passenden Nachsorgeplan erstellen lassen. Zudem ist ein gesunder Lebensstil wichtig: ausgewogene Ernährung, kein Tabak, moderater Alkoholkonsum und ausreichend Bewegung. 

Müsste auf dem Gebiet auch mehr geforscht werden?
Absolut. Hier besteht grosser Nachholbedarf, besonders bei den Langzeitfolgen. Über das Risiko für Zweittumoren 30 Jahre oder mehr nach der ersten Erkrankung als Kind oder in der Jugend wissen wir noch zu wenig. Darüber hinaus sind detailliertere Studien zum Einfluss von Krebsbehandlungen, genetischen Faktoren und Lebensstil auf das Zweittumor-Risiko wichtig. Wir brauchen dazu langfristige Studien – idealerweise auch in Zusammenarbeit mit internationalen Projekten. Deshalb ist es unterstützenswert, dass sich die Krebsliga Schweiz dank Spenden auch für die Forschung einsetzt.

Interview: Danica Gröhlich 
(aspect Juli 2025) 

Krebs besser verstehen – dank nationalem Bericht

Der erste Gesundheitsbericht über Krebs in der Schweiz ist 2024 erschienen. Er ist ein gemeinsames Projekt des Nationalen Kinderkrebsregisters und der Nationalen Krebsregistrierungsstelle der Schweiz. Möglich wurde er durch ein Bundesgesetz, das seit 2020 vorschreibt, alle Krebserkrankungen in der ganzen Schweiz zu erfassen. Der Bericht untersucht aktuelle und gesundheitspolitisch relevante Fragen zum Krebsgeschehen und gibt Empfehlungen für Politik, Forschung und Versorgung.  Ein interdisziplinäres Team aus Ärztinnen und Ärzten, Epidemiologinnen und Epidemiologen sowie weiteren Fachpersonen analysierte dafür die schweizweiten Krebsregisterdaten. So sind Analysen zum Risiko für Zweittumoren möglich. Gemäss der Gesundheitsbefragung von 2022 leben in der Schweiz rund 450 000 Menschen nach einer Krebsdiagnose.

Forschungsprojekt dank Spendengeldern 

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