In der Schweiz erkranken jedes Jahr 4500 Menschen an Dickdarmkrebs, 1600 sterben an den Folgen der Erkrankung. Viele dieser Todesfälle wären vermeidbar: Darmkrebs gehört zu den wenigen Krebsarten, bei denen bereits Vorstufen der Erkrankung (sogenannte Polypen) zuverlässig erkannt und entfernt werden können, was die Entstehung von bösartigen Tumoren verhindert. Auch wenn Darmkrebs in einem frühen Stadium erkannt wird, sind die Heilungschancen zudem gut.
Deshalb empfiehlt die Krebsliga die Darmkrebsvorsorge ab 50 Jahren – alle zwei Jahre mittels Blut-im-Stuhl-Test (FIT) oder alle zehn Jahre mit einer Darmspiegelung. Bisher übernahm die Grundversicherung die Früherkennungsuntersuchung von Darmkrebs gemäss der Krankenpflege-Leistungsverordnung (KLV) nur bis zum Alter von 69 Jahren. Über die Hälfte der Dickdarmkrebs-Erkrankungen tritt aber erst ab 70 Jahren auf. Deshalb hat die Krebsliga gemeinsam mit anderen Organisationen einen Antrag zur Erhöhung der Altersgrenze von 69 auf 74 Jahre eingereicht. Das Eidgenössische Departement des Innern (EDI) hat diesen nun gutgeheissen. Ab dem 1. Juli sind die Kosten für die Darmkrebs-Früherkennung bis zum Alter von 74 Jahren gedeckt. Bei der Umsetzung dieser Änderung ist allerdings mit einer gewissen Verzögerung zu rechnen.
Entscheid entspricht internationalen Richtlinien
Die Krebsliga ist sehr erfreut über diese Erhöhung. Die Darmkrebs-Früherkennung bis 74 Jahre entspricht der wissenschaftlichen Evidenz, den internationalen Empfehlungen und der Praxis in vielen Europäischen Staaten. So empfiehlt die EU-Kommission bereits seit 2003 ein Screening bis zum Alter von 74 Jahren, und Länder wie Deutschland, Frankreich, Italien oder das Vereinigte Königreich haben diese Altersgrenze schon seit Jahren in ihre Programme übernommen. In der Schweiz hingegen hängt die Anpassung solcher Programme oft davon ab, dass Organisationen wie die Krebsliga diese aufwändigen Anträge einreichen. Das führt dazu, dass international anerkannte wissenschaftliche Standards hierzulande verzögert umgesetzt werden. Dies belastet nicht nur die gemeinnützigen Organisationen, die dafür personelle und finanzielle Ressourcen aufwenden müssen, sondern bremst auch die evidenzbasierte Weiterentwicklung des Gesundheitssystems insgesamt.
Früherkennung muss weiter optimiert werden
Damit alle Menschen in der Zielgruppe unabhängig ihres Wohnortes oder ihrer finanziellen Situation Zugang zu einer qualitätsgesicherten, franchisebefreiten Früherkennung haben, braucht es die flächendeckende Einführung von Screening-Programmen. In mehreren Kantonen fehlt der Zugang zu organisierten Screening-Programmen jedoch nach wie vor. Die Krebsliga setzt sich dafür ein, dass alle Menschen in der Schweiz Zugang zu einer organisierten Früherkennung erhalten.
Handlungsbedarf sieht die Krebsliga zudem bei der Teilnahmerate, einem entscheidenden Faktor für den Erfolg von Screening-Programmen. Obwohl die Evidenz für die Früherkennung von Darmkrebs aus wissenschaftlicher Sicht klar ist, sind einige Personen von deren Vorteilen noch nicht überzeugt. Andere haben Angst vor möglichen Schmerzen bei einer Koloskopie oder verdrängen das Thema aktiv. Viele Menschen sind sich auch nicht bewusst, dass sich diese Angebote an Personen ohne Symptome richten. Die Krebsliga informiert deshalb regelmässig über die Darmkrebs-Früherkennung.
Die Krebsliga berät, unterstützt und informiert Menschen mit Krebs und deren Angehörige. Sie setzt sich gezielt für Prävention und Früherkennung von Krebs ein und fördert die unabhängige Krebsforschung. Als nationaler Verband besteht sie aus 18 kantonalen und regionalen Krebsligen sowie der Dachorganisation, der Krebsliga Schweiz. Sie ist eine vorwiegend durch Spenden finanzierte Organisation. |