Die Anzahl Menschen, die in der Schweiz mit und nach Krebs leben, steigt von Jahr zu Jahr an. Oft übernehmen Angehörige einen grossteil der Betreuungsarbeit von Krebsbetroffenen. Doch für die meisten von ihnen ist der Spagat zwischen Care-Arbeit, Berufsalltag, Kinderbetreuung und eigenen Bedürfnissen äusserst schwierig.
Neues Gesetz lässt Fragen offen
Nachdem das Gesetz zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit und Angehörigenbetreuung in zwei Etappen in Kraft getreten ist, könnte der Eindruck entstehen, dass die Frage der betreuenden Angehörigen nun umfassend auf Bundesebene geregelt ist*. Doch das Problem ist damit nicht gelöst, denn nicht alle betreuenden Angehörigen sind erwerbstätig. Es fehlen zudem nach wie vor wichtige Massnahmen, insbesondere
- die Anerkennung unentgeltlicher Arbeit durch die Sozialversicherungen, da diese Arbeit häufig auf Kosten der Altersvorsorge der betreuenden Angehörigen geht
- ein Langzeiturlaub für betreuende Angehörige, die sich um erwachsene Personen kümmern.
Alle Vorstösse im Parlament sind aus finanziellen Gründen gescheitert, obwohl das Engagement von Angehörigen, die Erwachsene – ganz auf ihre eigenen Kosten – betreuen, Milliarden von Franken für Gesundheitsleistungen und Betreuungseinrichtungen spart.
Klar definierter Status für betreuende Angehörige
Die Dachorganisation IGAB, der die Krebsliga zusammen mit Travail.Suisse, dem Schweizerischen Roten Kreuz, Pro Infirmis und Pro Senectute als Gründungsmitglied angehört, fordert deshalb eine echte Strategie für alle betreuenden Angehörigen – unabhängig von Alter, Beschäftigung und persönlicher Situation und unabhängig von Beziehung (Familie, Freundeskreis, Nachbarschaft), Alter und Gesundheitszustand der Menschen, für die sie im Alltag Hilfe leisten. Konkret braucht es in der Schweiz einen klar definierten Status für betreuende Angehörige, wie er beispielsweise in Belgien existiert, der Anspruch auf bestimmte Leistungen gibt (Entlastungsangebote, Sozialleistungen usw.). In diesem Sinne haben die Mitglieder der IGAB an ihrer letzten Generalversammlung im Juni eine Resolution verabschiedet: Sie fordern den Bundesrat auf, gemeinsam mit den Vereinigungen betreuender Angehöriger einen solchen Status für betreuende Angehörige zu definieren.
Beratung und Unterstützung für betreuende Angehörige von Krebsbetroffenen
Die Krebsliga bietet betreuenden Angehörigen Beratung und Information. Einerseits können sie an die 18 regionalen und kantonalen Ligen wenden. Andererseits steht ihnen das Beratungsteam des Krebstelefons via Telefon, E-Mail oder Chat zur Verfügung. Und unter www.krebsforum.ch können sie sich untereinander austauschen.