Anlässlich ihres 20-Jahre-Jubiläums hat die Stiftung Swiss Bridge die Preissumme in diesem Jahr verdoppelt. Der Preis war heuer der Erforschung von seltenen Krebsarten gewidmet. Damit sind Erkrankungen gemeint, die weniger als sechs von 100 000 Personen betreffen – und die oft nicht nur ungenügend erforscht sondern auch schwer zu behandeln sind.
Um den Swiss-Bridge-Award haben sich insgesamt 226 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit eigenen Projektvorschlägen beworben. Eine mit angesehenen Expertinnen und Experten besetzte dreizehnköpfige Jury hat sich in einem zweistufigen Evaluationsverfahren schliesslich für je zwei Forschungsvorhaben aus Belgien und aus der Schweiz entschieden, die alle je 250 000 Franken erhalten. Heute wird der Preis feierlich im Schloss Schadau in Thun vergeben.
Analyse der krankheitsrelevanten Vorgänge
Die beiden Projekte aus Belgien haben die akute lymphoblastische Leukämie von T-Zellen – die so genannte T-ALL, eine seltene Form von Blutkrebs – im Fokus. Die Behandlung der T-ALL hat in den letzten 50 Jahren zwar bedeutende Fortschritte erzielt, so dass heute etwa acht von zehn – meist junge – Patientinnen und Patienten erfolgreich behandelt werden können. Doch immer noch haben zwanzig Prozent der Fälle im Kindheitsalter sowie viele ältere Patientinnen und Patienten düstere Aussichten. Durch eine vertiefte Analyse der verschiedenen krankheitsrelevanten Vorgänge im Inneren der entarteten T-Zellen hofft das Team um Jan Cools von der Universität Leuven neue Behandlungsansätze ausfindig machen zu können.
Das Team um Pieter Van Vlierberghe von der Universität Ghent hingegen interessiert sich in erster Linie um epigenetische Prozesse, die in der Entstehung und Entwicklung der Blutkrebszellen eine Rolle spielen. Die Forschenden haben kürzlich gezeigt, dass das Überleben der leukämischen Zellen mit einem Wirkstoff verhindert werden kann, der sich gegen ein Eiweiss namens LSD1 richtet. Dieses Eiweiss beeinflusst die Verpackungsdichte des Erbguts im Zellkern und damit auch, welche Gene wie intensiv abgelesen werden. Mit seinem neuen Projekt möchte Van Vlierberghe an die bisherigen Resultate anknüpfen und das therapeutische Potential von LSD1-Hemmern besser erforschen.
Ähnlichkeiten zwischen Mensch und Zebrafisch
Aus der Schweiz hat das Projekt von Christian Mosimann und seiner Gruppe von der Universität Zürich das Rennen gemacht. Die Forschenden untersuchen die molekularen Entstehungsmechanismen von Chordomen. Das sind seltene und langsam wachsende Tumore, die sich aus Resten des so genannten Notochords – der embryonalen Vorgängerstruktur der Wirbelsäule – entwickeln. Das Team um Mosimann hat herausgefunden, dass die Chordome von Zebrafischen denjenigen von Menschen in vielen Aspekten gleichen – und möchte nun dieses Tiermodell im neuen Projekt nutzen, um das Krankheitsgeschehen zu entschlüsseln und mögliche therapeutische Angriffsstellen zu identifizieren.
Schliesslich gehört auch das Projekt von Sara Meyer und ihrem Team vom Universitätsspital Basel zu den Gewinnern des Swiss-Bridge-Awards. Die Forschenden sind den Prozessen auf der Spur, die myeloproliferative Neoplasien auszeichnen. Das sind seltene chronische Erkrankungen des blutbildenden Systems, die in akute myeloische Leukämien ausarten können. Meyer und ihre Gruppe haben in bisherigen Arbeiten erkannt, dass die krankhaften Zellen redundante Signalwege aufweisen, die für das leider oft beobachtete Therapieversagen verantwortlich sind. In ihrem Projekt untersuchen die Forschenden, ob eine Behandlung, die gleichzeitig zwei komplementäre Signalwege unterbricht, mehr Erfolg zeitigen könnte.
Die Stiftung Swiss Bridge wurde vor 20 Jahren auf Initiative des ehemaligen Geschäftsleiters und heutigen Stiftungsratmitglieds Thomas Hoepli mit Unterstützung der Krebsliga Schweiz gegründet. Ihr Ziel ist es, mit Hilfe von privaten Spendern und Stiftungen qualitativ hochstehende Forschungsprojekte im Kampf gegen Krebs finanziell zu unterstützen. Seit der Gründung der Stiftung hat Swiss Bridge mehr als 30 Millionen Franken Spenden erhalten – um damit Forschungsprojekte in Belgien, Brasilien, Deutschland, England, Frankreich, Israel, Italien, Norwegen, Schweden, Spanien und der Schweiz zu unterstützen.
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