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KrebsligaNews2025Prostatakrebs – die unsichtbare Gefahr2025
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Prostatakrebs – die unsichtbare Gefahr

13. Oktober 2025

Rund 7800 Männern erhalten in der Schweiz die Diagnose Prostatakrebs. Das Fehlen eines systematischen Früherkennungsprogramms erschwert es, die Krankheit rechtzeitig zu erkennen. Aurelius Omlin – Medizinischer Onkologe Hirslanden Kliniken Zürich – über Früherkennung und warum Männer zögern, über ihre Gesundheit zu sprechen.

PD Dr. med. Aurelius Omlin ist Medizinischer Onkologe am Onkozentrum Zürich, Partnerarzt der Hirslanden Kliniken Zürich und Chairman des Uroonkologischen Zentrums Hirslanden Zürich. Seit 2018 ist er beim Beratungsdienst KrebsInfo der Krebsliga Experte für Prostatakrebs. Zudem ist er der Fachbeirat für sämtliche Fragen zu Prostatakrebs.

Dr. Aurelius Omlin, warum gibt es für Prostatakrebs kein vergleichbares Früherkennungsprogramm wie bei Brustkrebs? 

Dr. Aurelius Omlin: Früher wurden grosse Studien durchgeführt, um den Nutzen der Früherkennung bei Prostatakrebs über den PSA-Wert zu prüfen. Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein Blutwert, der Aufschluss über die Aktivität der Prostata geben kann. Bei erhöhtem Wert folgte meist eine Biopsie – oft ohne Krebsbefund, da auch gutartige Prostatavergrösserungen oder Infektionen diesen PSA-Wert erhöhen können. Das führte zu vielen unnötigen Abklärungen und teils zu Überdiagnosen. Zwar zeigte sich, dass Früherkennung die Sterblichkeit senken kann, dennoch empfahlen die meisten Länder kein systematisches Programm. 
Heute ist die Forschung einen Schritt weiter: Mit moderner MRI-Diagnostik lässt sich bei erhöhtem PSA-Wert die Prostata genau darstellen und auffällige Stellen können gezielt biopsiert werden. Die Europäische Union hat das Thema der Früherkennung deshalb neu aufgegriffen und testet aktuell entsprechende Programme – auch in der Schweiz sind solche Initiativen geplant. 

Haben es Frauen hier tatsächlich besser als Männer? 
In der Schweiz bieten viele Kantone strukturierte Brustkrebs-Früherkennungsprogramme an, jedoch nicht flächendeckend. Aus medizinischer Sicht sind solche organisierten Programme deutlich wirksamer und verlässlicher als individuelle, unkoordinierte Vorsorgeuntersuchungen. 

Was empfehlen Sie Männern zur Vorsorge? 
Grundlage der Vorsorge ist ein Gespräch über Nutzen und Risiken des Screenings. Eine Untersuchung wird insbesondere für Männer mit erhöhtem Risiko empfohlen: 

  • Alle Männer ab 50 Jahren  
  • Männer ab 45 Jahren bei familiärer Vorbelastung (z. B. Prostata-, Brust- oder Eierstockkrebs) 
  • Männer ab 45 Jahren mit afrikanischer Herkunft 
  • Männer ab 40 Jahren bei genetischer Vorbelastung (BRCA-Mutation) 

Neuere Studien zeigen, dass das Abtasten der Prostata in der Vorsorge kaum zusätzlichen Nutzen bringt. Bei erhöhtem PSA-Wert folgen weitere Abklärungen, z. B. mit einem Risikorechner (unter Einbezug von PSA, Alter, Familiengeschichte, Prostatagrösse etc.). Je nach Risiko wird ein MRI empfohlen und bei auffälligen Befunden eine gezielte Biopsie. 

Warum tun sich Männer oft schwerer als Frauen, über Gesundheitsthemen zu sprechen?  
Viele Faktoren spielen hier eine Rolle. Junge Frauen sind bereits viel früher mit Gesundheitsthemen konfrontiert. Zum Beispiel bei der Schwangerschaftsverhütung oder auch bei der Krebsvorsorge mit dem Gebärmutterhalsabstrich. Dies fehlt aktuell für junge Männer und der Einstieg in die Krebsvorsorge geschieht oft erst ab dem 50. Lebensjahr (Prostatakrebs- oder Darmkrebsvorsorge). In meiner Prostatakrebs-Sprechstunde empfehle ich allen Männern, die Brüder und/oder Söhne haben, dass sie mit ihnen das Thema besprechen und sie sensibilisieren. Zum Beispiel, dass sie aufgrund der familiären Belastung schon ab dem 45. Lebensjahr mit der Früherkennung beginnen sollten. 

Die Krebsliga arbeitet schon lange mit Ihnen als Experten zusammen und schätzt die Zusammenarbeit sehr. Sie scheinen einen guten Draht zu Ihren Patienten zu haben. Warum ist das wichtig?  
In der Onkologie betreuen wir Krebspatienten häufig über lange Zeit und erleben zusammen Momente der Erleichterung, wenn die Krankheit auf die Behandlung gut anspricht oder wenn der Krebs nicht zurückkehrt. Aber es gibt auch Momente der Unsicherheit und Angst: Wenn neue Befunde auftauchen oder die Krankheit fortschreitet. Bildlich gesprochen sehe ich meine Rolle als Bergführer, der den Patienten und die Angehörigen auf einem schwierigen Weg führt und versucht, ihnen Sicherheit zu vermitteln.  

Welche Rolle haben dabei die Angehörigen oder das Umfeld? 
Der Einbezug der Angehörigen ist sehr wichtig und ich schätze es, wenn sie zu den Konsultationen mitkommen. Denn mir ist bewusst, dass sie sich im Hintergrund auch ihre Gedanken und Überlegungen machen. Oft ist es einfacher, wenn die Partnerin oder der Partner die Informationen direkt im Gespräch hören. 

Kann die Unterstützung durch das Umfeld den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen? 
Die Strategie, wie eine betroffene Person mit einer Krebserkrankung umgeht, ist sehr individuell und es gibt wahrscheinlich keinen richtigen oder falschen Weg. Da ich in meiner uro-onkologischen Sprechstunde sehr viele Männer mit Prostatakrebs betreue, gibt es ab und zu die Situation, dass sich die Partnerin oder der Partner meldet. Dies, weil die betroffene Person sich nicht getraut oder wegen belastenden Symptomen keine Energie hat, sich selbst zu melden. Solche Momente sind wichtig zu erkennen und aufzugreifen im Gespräch. 

Was wünschen Sie Ihren Patienten für die Zukunft in Bezug auf die Krebsfrüherkennung?  
Als Onkologe habe ich keinen neutralen Blick auf die Früherkennung, da in meiner Sprechstunde sehr viele Männer mit Prostatakrebs sind, bei denen keine Früherkennung durchgeführt wurde und deshalb die Krankheit erst entdeckt wurde, als sie bereits fortgeschritten war. Nicht selten hadern solche Betroffene mit der Tatsache, dass niemand mit ihnen über die Früherkennung gesprochen hat. Ich wünsche mir hier in Zukunft, dass die Gesundheitsthemen und insbesondere Themen der Männergesundheit mehr und transparenter kommuniziert werden. Die Frauen sind in dieser Hinsicht, sei es bei der Brustkrebsvorsorge, aber auch bei anderen Gesundheitsthemen, vorbildlich. 

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