«Guten Tag Ich gelange mit Fragen an Sie, da wir unterschiedlich Auskunft bekommen. Vielleicht können Sie uns weiterhelfen. Meine Schwester, 54 Jahre, hat Brustkrebs 3. Grades diagnostiziert bekommen. Im Moment laufen noch Abklärungen wegen Ableger. Ich selber, 58 Jahre, habe sehr dichtes Brustgewebe (C), und viele Zysten und muss so alle 1.5-2 Jahre in die Mamo und anschliessend zum Ultraschall. Ich habe zwei Töchter. Wir haben uns natürlich auch Gedanken gemacht, was das alles für uns heisst. Vor allem kommt noch hinzu, dass die Tante, (Schwester meines EX-Mannes) auch Brustkrebs hat. Wir haben auch schon mit den jeweiligen Frauenärztinnen gesprochen. Jedoch sagt jeder etwas anderes. Der jüngsten Tochter wurde gesagt, dass diejenige, die Krebs hat, einen Gentest machen kann. Der mittleren Tochter wurde gesagt, dass ich als Mutter einen Gentest machen kann. Der Test ist jedoch sehr teuer und wird ja auch nicht einfach so von der Krankenkasse übernommen. Wer muss nun aber wirklich den Gentest machen? Sowie habe ich meine Frauenärztin noch gefragt, ob es nicht Sinn machen würde ein MRI zu machen um die Brust geschichtet zu sehen. Sie meinte, da ich Anfang diesem Jahr eine Mamo, samt Ultraschall hatte, würde die Versicherung das vermutlich ablehnen. Mir wurde jedoch auch schon von einer betroffenen Person gesagt, dass sie in der gleichen Situation war und man erst im MRI die Tumore gesehen habe. Was macht nun Sinn? Ich freue mich von Ihnen zu hören und danke Ihnen im Voraus.» — Frage von Liselotte (12. Oktober 2023) Dr. med. Laura Knabben, Oberärztin Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital: Sie haben zwei Töchter. Ihre Schwester und die Tante Ihrer Töchter väterlicherseits sind an Brustkrebs erkrankt. Sie möchten wissen, wer sich auf allfällige prädisponierende Genveränderungen testen lassen soll, damit risikoabhängige Früherkennungs-Massnahmen individuell geplant werden können. Genetische Beratungen und Testungen werden bei einem Verdacht auf vererbbare Krebserkrankungen und/oder entsprechende Veranlagung durchgeführt. Hinweise können neben einer familiären Häufung bestimmter Krebserkrankungen (z. B. drei Frauen mit Brustkrebs), ein junges Erkrankungsalter (<45jährig) oder bestimmte Subtypen von Krebs (z. B. triple negativer Brustkrebs) sein. Im Moment ist vermutlich noch nicht bekannt, ob Ihre Schwester von einer vererbbaren Brustkrebsart betroffen ist. Eine erste Beschreibung der Tumorzellen wird vom pathologischen Institut aus dem Gewebe der Gewebeentnahme vorgenommen. Eine weitere vollständige Charakterisierung dann aus dem Tumorgewebe, das während der Operation gewonnen wird. Der definitive pathologische Befund wird (in Zusammenschau mit der Familienanamnese) Auskunft darüber geben, ob eine genetische Testung medizinisch sinnvoll ist. Wenn möglich wird eine Testung zunächst bei einer betroffenen Person durchgeführt und bei entsprechender Indikation werden die Kosten dann von der Krankenkasse übernommen. Die mütterliche und väterliche Seite müssen jeweils getrennt betrachtet werden. Hier wäre es noch hilfreich zu wissen, in welchem Alter die Tante väterlicherseits ihrer Töchter erkrankt ist, ob es sich ggfs. um beidseitigen Brustkrebs handelt und um welchen Subtyp (Hormonrezeptorstatus). Anfang dieses Jahres haben Sie sich einer Früherkennungs-Mammographie und einer Echographie unterzogen. Sie möchten wissen, ob eine Magnetresonanztomographie der Brust in Ergänzung dazu notwendig ist. Eine MRI-Untersuchung ist indiziert, wenn die Mammographie und/oder die Echographie Auffälligkeiten zeigen oder nicht ausreichen, um mit hoher Sicherheit Brustkrebs auszuschliessen. Bei Frauen mit stark erhöhtem Brustkrebsrisiko ist oft ein ergänzendes MRI hilfreich. In der Allgemeinbevölkerung der Frauen zwischen 50 und 70 (-75J.) ist die Mammographie die beste Untersuchung zur Erkennung von Brustkrebsfrühstadien. Diesbezüglich sollten Sie sich durch Brustspezialist:innen («Senolog:innen») beraten lassen, um zu erfahren, welche Untersuchungen in welchem Intervall bei Ihnen am sinnvollsten sind. Bitte wenden Sie sich dazu an ein zertifiziertes Brustzentrum.
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