«Ich habe ein hormonrezeptorpositives Mammakarzinom und nehme seit einigen Monaten Tamoxifen. Seitdem bin ich fast ständig müde und erschöpft. Selbst einfache Dinge wie Einkaufen oder Treppensteigen fühlen sich für mich wie ein riesiger Kraftakt an. Ich habe das Gefühl, dass mir meine Energie für alles fehlt. Ist das normal?»
— Frage von E.S. (25.09.25)
Tanja Eschmann, Breast Care Nurse, Hirslanden Brustzentrum Bern Biel
Das, was Sie beschreiben, kann eine Nebenwirkung, der Therapie sein. Bitte sprechen Sie das unbedingt bei Ihrem nächsten Arzttermin an. So kann der Arzt eine andere Ursache wie z.B. ein Nährstoff- oder Blutmangel ausschliessen.
Sind andere Ursachen ausgeschlossen, kann es sich um die Nebenwirkung Fatique handeln. Die Fatigue ist eine besondere Art der Erschöpfung. Sie unterscheidet sich von normaler Müdigkeit, weil sie sich durch Schlaf nicht bessert. Das kann sehr belastend sein und viele Frauen fühlen sich dadurch in ihrem Alltag eingeschränkt.
Hilfreich können kleine regelmässige Bewegungseinheiten sein, zum Beispiel Spaziergänge, sanftes Yoga oder leichte Gymnastik. Auch feste Tagesstrukturen und bewusst eingeplante Pausen unterstützen dabei, die Energie besser einzuteilen. Achten Sie zudem auf eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Flüssigkeit.
Wenn die Fatigue sehr einschränkt, gibt es spezielle Unterstützungsangebote. In manchen Brustzentren werden Fatigue-Sprechstunden angeboten, in denen Betroffene gezielt Informationen, Strategien und Begleitung erhalten. Auch eine Überweisung in spezielle Programme kann sinnvoll sein.
Sie müssen diese Erschöpfung nicht einfach hinnehmen. Gemeinsam mit Ihrem Behandlungsteam können Sie Wege finden, wie Sie Ihre Kräfte besser einteilen und sich Schritt für Schritt wieder mehr Lebensqualität zurückholen.
Zusätzlich empfehle ich Ihnen die Broschüre «Rundum müde» der Krebsliga Schweiz. Dort finden Sie viele hilfreiche Informationen und Tipps, wie Sie im Alltag besser mit Fatigue umgehen können.
Eine Brustkrebsdiagnose kann nicht nur körperlich, sondern auch seelisch sehr belastend sein. Gefühle wie Unsicherheit, Angst oder innere Unruhe sind ganz normal – und auch Müdigkeit kann eine Folge dieser psychischen Belastung sein. Wenn Sie merken, dass sich Ihre Gedanken immer wieder um die Erkrankung drehen, kann es sehr entlastend sein, sich professionelle Unterstützung zu holen. Psychoonkologinnen und -onkologen stehen Ihnen wie ein einfühlsamer Coach zur Seite und begleiten Sie auf Ihrem Weg – durch die Diagnose, die Behandlung und darüber hinaus.