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KrebsligaSprechstundeFrauengesundheit – FrauentumorenSprechstunde
Online-Sprechstunde

Frauengesundheit – Frauentumoren

Expertinnen und Experten beantworten Ihre Fragen

Frauengesundheit und Frauentumoren sind entscheidende Themen, die viele Frauen betreffen. Sie können jedoch nur dann effektiv angegangen werden, wenn die richtigen Informationen und angemessene Unterstützung zur Verfügung stehen. In der Schweiz sind viele Frauen nach einer Krebsdiagnose mit Fragen zu ihrer Gesundheit und spezifischen Tumoren konfrontiert, die mit fachkundiger Hilfe effektiv bewältigt werden können. 

Auf dieser Seite finden Sie eine Auswahl von Fragen und Antworten, die im Rahmen der Online-Sprechstunden an unser Team von Expertinnen und Experten getragen wurden. 

Fragen & Antworten der Expertinnen und Experten

Früherkennung

«Letzte Woche war ich zur Krebsvorsorge und heute lag ein Brief in meinem Postfach. Da steht geschrieben, dass auffällig veränderte Zellen am Gebärmutterhals festgestellt wurden. Ich habe sofort meinen Frauenarzt angerufen, aber er ist bis nächste Woche in den Ferien. Ich will wissen, was das für mich bedeutet. Ich drehe fast durch. Das Wort «auffällig» macht mir solche Angst. Ich bin umso mehr beunruhig, weil der vorletzte Pap-Abstrich zwei Jahre zurückliegt und ich diesmal wegen Beschwerden beim Frauenarzt war: Ich hatte zwischen den Regelblutungen ständigen Ausfluss aus der Scheide, mal blutig, mal gelblich.»
— Frage von Lisa (6. Oktober 2023­)

Dr. med. André Kind, Leitender Arzt der Poliklinik und der Dysplasie-/HPV-Sprechstunde am Universitätsspital Basel:

Ein auffälliges Ergebnis des Pap-Tests ist keine Krebsdiagnose. Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich in der Regel sehr langsam über viele Jahre. Frauen, die über Jahre hinweg regelmässig zur Früherkennungsuntersuchung gehen, müssen damit rechnen, dass Mal nicht alles in Ordnung ist. Oft handelt es sich nur um eine harmlose Entzündung am Gebärmutterhals. Und selbst erste Gewebeveränderungen bilden sich bei vielen Frauen von alleine zurück. Erst wenn solche Gewebeveränderungen nicht von alleine ausheilen, müssen sie entfernt werden. Der restliche Gebärmutterhals und die Gebärmutter bleiben verschont. Nach dem Abheilen der Wunde muss man keine Einschränkungen beachten. Sie können beruhigt abwarten bis Ihr Frauenarzt wieder da ist.

«Hallo. Ich bin 24 Jahre alt. Im letzten März habe ich meinen ersten PAP-Test freiwillig machen lassen (in Perugia, weil ich dort studierte). Der PAP-Test hat ASCUS ergeben. In Trapani habe ich mich einer Kolposkopie unterzogen (LIS niedriggradig. HPV-DNA-Test positiv für die Genotypen 16-53 und Microbiopsie (Portio-Biopsie h 6 h 12 h 10). Die histologische Untersuchung ergab eine CIN 2 - squamöse intraepitheliale Neoplasie hohen Grades. Von da an wurde mir wärmstens einen Eingriff empfohlen. Meine Gynäkologin in Perugia hingegen, die ihrerseits andere Fachleute zu meinem Fall konsultierte, hat mir die Impfung empfohlen (Die erste Dosis wurde mir Anfang September bereits verabreicht; die zweite Dosis ist für Anfang Oktober geplant.) und Nahrungsergänzungsmittel ISIDE CAPS 22 für 3 Monate alternierend am Abend, um zu schauen, ob die Läsion von alleine verschwindet und die Konisation vermieden werden kann. Ehrlich gesagt, habe ich grosse Angst, dass die Läsion sich in ein Zervixkarzinom oder etwas anderes umwandeln könnte. Auch vor einer allfälligen Konisation habe ich Angst. Ist es möglich, dass die Läsion von alleine verschwindet? Danke.»
— Frage von Francesca Paola (22. September 2021)

Dr. med. André Kind, Leitender Arzt der Poliklinik und der Dysplasie-/HPV-Sprechstunde am Universitätsspital Basel:

Guten Tag Francesca Paola

Die Diagnose einer zervikalen intraepithelialen Neoplasie 2 (CIN2) beunruhigt und verunsichert Sie verständlicherweise. Es ist selten, dass sich eine CIN2 in ein Zervixkarzinom entwickelt. Viel häufiger gehen die Veränderungen wieder von alleine weg. Vergleiche Seite 30 der Broschüre Gebärmutterhalskrebs und seine Vorstufen. Gebärmutterhalskrebs entwickelt sich langsam. Diese beiden Faktoren veranlassen uns heute eine CIN2 nicht automatisch zu operieren, insbesondere nicht in Ihrem jungen Alter. Regelmässige Kontrollen sind dann aber zwingend nötig (bei uns alle 6 Monate). Wenn sich die Zellveränderungen in eine CIN3 verschlechtern, würden wir ebenfalls die Konisation empfehlen.

Die HPV-Impfung ist sehr gut, wirkt aber nur gegen die HP-Virus-Typen, mit denen Sie noch nicht in Kontakt gekommen sind. Sie wird nicht dazu beitragen können, dass die Zellveränderungen, die Sie jetzt haben, verschwinden.

Was können Sie sonst tun? Das einzig wirklich bewiesene ist, dass Tabakrauchen das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs und seinen Vorstufen zu erkranken, erhöht. Deshalb wäre eine dringende Empfehlung, dies zu stoppen, falls Sie rauchen. Die Rauchstopplinie bietet Rauchern und Raucherinnen eine Fernbegleitung im Entwöhnungsprozess über Telefon.
Nahrungsergänzungsmittel haben keinen nachgewiesenen Nutzen.

«Sehr geehrte Doktorinnen und Doktoren,
bei mir wurde 2007 Brustkrebs festgestellt und es wurde eine Mesektomie der rechten Brust durchgeführt. Metastasen waren zum Glück keine vorhanden und man hat zur Sicherheit noch 11 Lymphknoten entnommen. Der Krebs war auf der Mammographie nicht zu sehen und wurde bei einer Untersuchung durch Ultraschall entdeckt. Bis heute habe ich keine Beschwerden und der Krebs ist nicht wieder ausgebrochen :-).
Meine Frage, da ich von Ärzten unterschiedliche Meinungen bekommen habe, ist eine Mammographie der gesunden Brust zwingend erforderlich? Reicht hier nicht die Untersuchung per Ultraschall, die alle 6 Monate durchgeführt wird?
Besten Dank und liebe Grüsse»

— Frage von Sibirien (24. September 2021)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:

Guten Tag

Die Mammographie der gegenüberliegenden Brust sollte auch ohne besonderen Verdacht regelmässig jährlich einmal durchgeführt werden. Das Ziel ist die Früherkennung eines eventuellen Zweittumors. Die Mammographie ermöglicht eine frühzeitige Diagnose, bevor Symptome auftreten. Je nach Dichte des Drüsengewebes wird die Mammographie durch eine Ultraschall-Untersuchung (Sonographie) ergänzt. In ausgewählten Fällen ist zum Ausschluss eines Zweitkarzinoms eine Magnetresonanztomographie (MRI) notwendig.

Auch wenn bei Ihnen der Tumor vor 14 Jahren in der Mammographie nicht sichtbar war, ist es sehr wahrscheinlich, dass man nun einen allfälligen Tumor in der linken Brust mit der Mammographie erkennen würde.

«Guten Tag
Ich war vor vier Wochen beim Frauenarzt wegen einem kleinen Knoten unter der Achselhöhle.
Der Arzt verschrieb mir eine Hormonsalbe. Er meinte es sei ein Lymphknoten. Nächster Termin bei ihm im November. Der Knoten ist immer noch nicht weg. Darf ich bis zum nächsten Termin abwarten?
Herzlichen Dank für die Antwort. Freundliche Grüsse»
— Frage von Vroni (12. Oktober 2021)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Sie spüren einen Knoten in der Achselhöhle. Sie haben sich von Ihrem Frauenarzt untersuchen lassen. Es ist ein Kontrolltermin im November geplant. Der Knoten hat sich bis jetzt noch nicht zurückgebildet. Wenden Sie sich vorsichtshalber an ein zertifiziertes Brustzentrum, nehmen Sie jedoch auch den Kontrolltermin bei Ihrem Frauenarzt im November wahr.

Erblich bedingter Krebs

Fünf bis zehn Prozent aller Krebsbetroffenen haben eine angeborene Mutation im Erbgut, welche die Entstehung von Krebs begünstigt.

«an Frau Knabben
in Bezug auf Gentest: ist ein Gentest angezeigt bei metastasierendem Brustkrebs, HER 2neg. (seit 4Jahren), um evtl. Eierstöcke zu entfernen? Ich bin 60 Jahre alt.
In meiner Verwandtschaft ist meine Cousine an Brustkrebs gestorben (1. Diagnose mit ca. 50 J., 2. mit 60 und dann wegen Lebermetastasen gestorben) und meine Tante ebenfalls an Brustkrebs. Grossmutter und Cousin (ca.48 Jahren) an Bauchspeicheldrüsenkrebs gestorben. Alle Betroffene Mutterseits.
Danke für ihre Antwort»
— Frage von Vivi (29.10.24)­

Dr. med. Laura Knabben, Spezialistin genetische Veranlagung, Standortleiterin des Brustzentrums Bern-Solothurn und leitende Ärztin Brustzentrum am Bürgerspital Solothurn:
In ihrer Familie sind mütterlicherseits bei zweit- und drittgradig Verwandten gehäuft Krebserkrankungen aufgetreten. Die Indikation für einen Gentest sollte im Rahmen einer genetischen Beratung überprüft werden.

Bei Nachweis einer Mutation kann auch bei metastasiertem Brustkrebs bei stabiler Krankheitssituation gegebenenfalls eine Entfernung der Eierstöcke sinnvoll sein. Ausserdem ergeben sich eventuell durch das Resultat Informationen über zusätzliche Therapieoptionen.
Das Resultat kann auch wichtige Informationen für Ihre Familienangehörigen liefern.
Am besten besprechen Sie die Indikation und den Nutzen eines Gentests mit Ihrem behandelnden Onkologen oder Gynäkologen.

«Guten Tag
Ich gelange mit Fragen an Sie, da wir unterschiedlich Auskunft bekommen. Vielleicht können Sie uns weiterhelfen.
Meine Schwester, 54 Jahre, hat Brustkrebs 3. Grades diagnostiziert bekommen. Im Moment laufen noch Abklärungen wegen Ableger.
Ich selber, 58 Jahre, habe sehr dichtes Brustgewebe (C), und viele Zysten und muss so alle 1.5-2 Jahre in die Mamo und anschliessend zum Ultraschall.
Ich habe zwei Töchter. Wir haben uns natürlich auch Gedanken gemacht, was das alles für uns heisst. Vor allem kommt noch hinzu, dass die Tante, (Schwester meines EX-Mannes) auch Brustkrebs hat.
Wir haben auch schon mit den jeweiligen Frauenärztinnen gesprochen. Jedoch sagt jeder etwas anderes. Der jüngsten Tochter wurde gesagt, dass diejenige, die Krebs hat, einen Gentest machen kann. Der mittleren Tochter wurde gesagt, dass ich als Mutter einen Gentest machen kann.
Der Test ist jedoch sehr teuer und wird ja auch nicht einfach so von der Krankenkasse übernommen. Wer muss nun aber wirklich den Gentest machen?
Sowie habe ich meine Frauenärztin noch gefragt, ob es nicht Sinn machen würde ein MRI zu machen um die Brust geschichtet zu sehen. Sie meinte, da ich Anfang diesem Jahr eine Mamo, samt Ultraschall hatte, würde die Versicherung das vermutlich ablehnen. Mir wurde jedoch auch schon von einer betroffenen Person gesagt, dass sie in der gleichen Situation war und man erst im MRI die Tumore gesehen habe. Was macht nun Sinn?
Ich freue mich von Ihnen zu hören und danke Ihnen im Voraus.»
— Frage von Liselotte (12. Oktober 2023)­

Dr. med. Laura Knabben, Oberärztin Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital:
Sie haben zwei Töchter. Ihre Schwester und die Tante Ihrer Töchter väterlicherseits sind an Brustkrebs erkrankt. Sie möchten wissen, wer sich auf allfällige prädisponierende Genveränderungen testen lassen soll, damit risikoabhängige Früherkennungs-Massnahmen individuell geplant werden können.

Genetische Beratungen und Testungen werden bei einem Verdacht auf vererbbare Krebserkrankungen und/oder entsprechende Veranlagung durchgeführt. Hinweise können neben einer familiären Häufung bestimmter Krebserkrankungen (z. B. drei Frauen mit Brustkrebs), ein junges Erkrankungsalter (<45jährig) oder bestimmte Subtypen von Krebs (z. B. triple negativer Brustkrebs) sein. Im Moment ist vermutlich noch nicht bekannt, ob Ihre Schwester von einer vererbbaren Brustkrebsart betroffen ist. Eine erste Beschreibung der Tumorzellen wird vom pathologischen Institut aus dem Gewebe der Gewebeentnahme vorgenommen. Eine weitere vollständige Charakterisierung dann aus dem Tumorgewebe, das während der Operation gewonnen wird. Der definitive pathologische Befund wird (in Zusammenschau mit der Familienanamnese) Auskunft darüber geben, ob eine genetische Testung medizinisch sinnvoll ist. Wenn möglich wird eine Testung zunächst bei einer betroffenen Person durchgeführt und bei entsprechender Indikation werden die Kosten dann von der Krankenkasse übernommen.

Die mütterliche und väterliche Seite müssen jeweils getrennt betrachtet werden. Hier wäre es noch hilfreich zu wissen, in welchem Alter die Tante väterlicherseits ihrer Töchter erkrankt ist, ob es sich ggfs. um beidseitigen Brustkrebs handelt und um welchen Subtyp (Hormonrezeptorstatus).

Anfang dieses Jahres haben Sie sich einer Früherkennungs-Mammographie und einer Echographie unterzogen. Sie möchten wissen, ob eine Magnetresonanztomographie der Brust in Ergänzung dazu notwendig ist. Eine MRI-Untersuchung ist indiziert, wenn die Mammographie und/oder die Echographie Auffälligkeiten zeigen oder nicht ausreichen, um mit hoher Sicherheit Brustkrebs auszuschliessen. Bei Frauen mit stark erhöhtem Brustkrebsrisiko ist oft ein ergänzendes MRI hilfreich. In der Allgemeinbevölkerung der Frauen zwischen 50 und 70 (-75J.) ist die Mammographie die beste Untersuchung zur Erkennung von Brustkrebsfrühstadien. Diesbezüglich sollten Sie sich durch Brustspezialist:innen («Senolog:innen») beraten lassen, um zu erfahren, welche Untersuchungen in welchem Intervall bei Ihnen am sinnvollsten sind. Bitte wenden Sie sich dazu an ein zertifiziertes Brustzentrum.

«Guten Tag
Meine Oma hatte Eierstockkrebs, ihr Sohn Magenkrebs, ihre Enkelin Nierenkrebs und jetzt meine Mutter, die Tochter meiner Oma, Gebärmutterkrebs (Adenokarzinom).
Meine Frage: ist das erblich bedingt, würde es Sinn machen, Dna-Tests bei mir durchzuführen?
Danke für ihre Antwort.»
— Frage von YB (28.10.24)

Dr. med. Laura Knabben, Oberärztin Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital:
Guten Tag
In ihrer Familie sind mütterlicherseits gehäuft Krebserkrankungen aufgetreten. Deshalb macht es Sinn, dass Sie die Wahrscheinlichkeit für eine vererbte Veranlagung im Rahmen einer genetischen Sprechstunde ermitteln lassen. Die Fachstellen für genetische Beratung in der Schweiz verlangen eine ärztliche Zuweisung. Besprechen Sie Ihr Anliegen mit Ihrer Hausärztin/Ihrem Hausarzt oder mit Ihrer Gynäkologin/Ihrem Gynäkologen.
Im Rahmen der genetischen Beratung wird die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen einer vererbten Veranlagung ermittelt und Sie werden über die möglichen Konsequenzen einer genetischen Testung orientiert. Anschliessend können Sie eine informierte Entscheidung treffen, ob Sie eine Kostengutsprache bei der Krankenversicherung beantragen und eine genetische Testung durchführen lassen wollen. Für den Test selbst genügt eine Blutentnahme. Die Resultate und die möglichen prophylaktischen Massnahmen und Früherkennungsuntersuchungen werden nachbesprochen.

«Ich habe einen Luminal B-Karzinome HER2 positiven Tumor gehabt, 9mm, in der rechten Brust. Der wurde rausoperiert, ohne Streuung etc. Jetzt bin ich in der Chemo und muss mich entscheiden, ob ich eine Brustentfernung machen möchte oder engmaschig kontrollieren, da nachträglich der Bescheid einer BRCA1-Mutation kam. Entscheide ich mich für eine Entfernung beider Brüste, kann ich auf die Bestrahlung verzichten. Auf krebshilfe.de finde ich folgenden Eintrag: ‹Die bereits erkrankte Brust kann brusterhaltend operiert und anschliessend best'rahlt werden. Das, Risiko, dass erneut ein Tumor entsteht (Redzidiv), ist nicht höher als bei Frauen ohne Mutation.› Meine Ärzte sagen aber, das Risiko bestehe trotz Bestrahlung für beide Brüste weiterhin.»
— Frage von yani14 (4. November 2021)

Dr. med. Laura Knabben, Oberärztin Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital:
Guten Tag

Bevor Sie Ihre Entscheidung treffen, möchten Sie Klarheit darüber, welche Bedeutung die BRCA1-Mutation für Sie hat. Diese Frage ist für die betroffene und die gesunde Brust gesondert zu betrachten, und es gilt, zwischen Rückfall und Neuerkrankung zu unterscheiden:

Ihre rechte Brust war betroffen von einem Tumor. Derzeit erhalten Sie eine Chemotherapie. Danach haben Sie die Wahl zwischen einer brusterhaltenden Operation mit anschliessender Bestrahlung oder einer vollständigen Entfernung der Brust. Wird die Brust vollständig entfernt, erübrigt sich eine Bestrahlung in den meisten Fällen. Im Hinblick auf das Überleben besteht kein Unterschied zwischen den beiden Vorgehensweisen. Die BRCA-Mutation spielt dabei keine Rolle.

Ihre linke Brust ist gesund. Da Sie von einer BRCA1-Mutation betroffen sind, haben Sie aber im Vergleich zur Durchschnittsbevölkerung ein erhöhtes Risiko, dass diese Brust (auch) an Krebs erkranken könnte. Dieses Risiko einer Neuerkrankung der linken Brust bleibt bestehen und kann durch eine Entfernung der gesunden Brust massiv gesenkt werden. In der Regel wird dies heute mit Erhalt des Hautmantels und der Brustwarze durchgeführt, so dass im gleichen Schritt ein Wiederaufbau erfolgen kann (Silikonimplantate oder Eigengewebe). Ihre Therapiewahl im Hinblick auf die bereits erkrankte Brust hat darauf keinen Einfluss.

Sie stehen vor einer Entscheidung, die Ihr Leben nachhaltig beeinflussen wird. Manche Frauen nehmen für die Entscheidungsfindung fachärztliche oder psychoonkologische Unterstützung in Anspruch. Grössere Behandlungszentren bieten spezialisierte BRCA-Sprechstunden an.

Sicherlich haben Ihre behandelnden Ärzte Sie auch auf das erhöhte Risiko für Eierstockkrebs bei Vorliegen einer BRCA1-Mutation hingewiesen. Da es hierfür keine ausreichend zuverlässigen Früherkennungsuntersuchungen gibt, wird die «prophylaktische» Entfernung der Eierstöcke ab dem 40. Lebensjahr empfohlen.

Brustkrebs: Therapien

Bei Brustkrebs kommen mehrere Behandlungen infrage: Operation, Strahlentherapie, Chemotherapie, antihormonelle Therapie, zielgerichtete Therapie und Immuntherapie.

«Guten Tag
Ich habe im Januar die Diagnose Brustkrebs Triple Negative erhalten und nun 6 Monate Chemotherapie inkl. Immuntherapie mit anschliessend Brust erhaltenden OP hinter mir. Es konnten bei der OP keine Krebszellen nachgewiesen werden, wodurch ich gemäss Onkologe eine sehr tiefe Rückfallrate habe.
Nun steht die Bestrahlung bevor: Erst 5 Wochen die gesamte Brust inkl. Lymphknoten beim Schlüsselbein. Anschliessend ein Boost mit höherer Dosis, direkt dort wo der Tumor war. Für diesen Boost wird die Brachytherapie empfohlen, was einen Spitalaufenthalt von 4 Tagen inkl. Vollnarkose benötigt, wovon ich nicht gerade begeistert bin. Der Boost wäre auch mit "normaler" Strahlentherapie von aussen möglich. Wie sehen Sie die Vor- & Nachtteile?»
— Frage von Sunny (13.09.24)

Dr. med. Anita Wolfer, Onkologin, Spezialistin Brustkrebs, Leiterin des Brustzentrums Universitätsspital Genf (HUG)
«Bei einer Brusterhaltenden Chirurgie wird in der Tat eine Radiotherapie empfohlen. Die Bestrahlung der Lymphknoten basiert höchstwahrscheinlich auf einem Lymphknotenbefall bei der initialen Diagnose. Was den Boost (also die zusätzliche Dosis Radiotherapie) auf das Tumorbett betrifft, gibt es tatsächlich zwei Möglichkeiten. Einerseits gibt es wie von Ihnen beschrieben die Möglichkeit dies mit zusätzlichen ambulanten Sitzungen zur Bestrahlung zu handhaben oder eben mit einer Brachytherapie. Die Brachytherapie kann den Vorteil haben, dass gewisse Organe wie das Herz oder die Lunge oder auch die zweite nicht betroffene Brust weniger Strahlung erhalten. Andererseits braucht es eine Hospitalisierung und es werden Nadeln oder dünne Katheter in die Brust direkt an das Gebiet des ehemaligen Tumors eingeführt. Die Platzierung der Katheter kann unangenehm sein, aber in der Regel wird eine lokale Betäubung und Schmerzmittel verabreicht, um die Schmerzen während des Eingriffs zu minimieren. Was die Wirksamkeit betrifft -das heisst das Vermeiden eines Rückfalls in der Brust- wurden keine Unterschiede aufgezeigt zwischen den beiden Behandlungsmöglichkeiten. Wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihnen die Vor- und Nachteile von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin nicht klar genug erklärt wurden, würde ich empfehlen eine Zweitmeinung in einem anderen zertifizierten Brustzentrum einzuholen.»
 

 

«Hallo! Meine Freundin hat vor ein paar Tagen die schreckliche Diagnose invasives Mammakarzinom, NST. Triple negativ. Proliferationsfraktion 35% bekommen. Eine ausführliche Histologie folgt noch.
Die Prognose sieht eher schlecht aus und die erste Chemo soll Sie schon nächste Woche bekommen.
Da nicht viel Zeit bleibt, um sich selbst etwas ausführlicher mit der Thematik zu beschäftigen wollte ich fragen:
Welche Therapiemaßnahmen stehen bei solchen Fällen zur Option? Oder wäre eventuell eine Studie gleich die bessere Wahl?
Wie oder woher weiss man, dass die Ärzte sich richtig entscheiden? Gibt es denn noch Hoffnung?»
— Frage von Wuschel3 (31. Oktober 2023)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Sie haben Recht: Die Prognose des triple-negativen Mammakarzinoms ist schlechter als bei anderen Brustkrebs-Subtypen. Dennoch erholen sich die meisten Betroffenen nach der Behandlung und werden wieder gesund.
Die Behandlung des triple-negativen Mammakarzinoms hängt von verschiedenen Faktoren ab. In vielen Fällen beginnt man mit einer Chemotherapie, die oft mit einer Immuntherapie kombiniert wird. Nach einigen Zyklen werden die Patientinnen operiert, und wenn bei der Operation noch Tumorreste gefunden werden, wird eine weitere Chemotherapie empfohlen.

Die Teilnahme an einer klinischen Studie, sofern vorhanden, ist immer die beste Option.

Brustkrebs sollte möglichst in einem zertifizierten Brustzentrum behandelt werden. Im Rahmen der Qualitätssicherung werden in zertifizierten Zentren alle Patientinnen in einer Konferenz (= Tumorboard) von allen an der Behandlung beteiligten Spezialisten und Spezialistinnen besprochen, auch im Rahmen einer Zweitmeinung. Im Fall von Brustkrebs sind dies Fachärztinnen und Fachärzte aus den Disziplinen Gynäkologische Chirurgie, Onkologie (für die medikamentöse Krebstherapie), Radioonkologie (für die Strahlentherapie), Pathologie (für die genaue Bestimmung des Zelltyps des Tumors) sowie die Breast Care Nurse (spezialisierte Pflegefachfrau). Auf diese Weise ist eine grössere Sicherheit gegeben, dass die Patientin die für sie beste Therapie erhält.

«Guten Tag
Ich habe eine Frage: Ist eine ayurvedische Massage (Abhyanga) kontraproduktiv bei metastasiertem Brustkrebs (Hormonabhängig, Knochenmetastasen im Skelett) Welche Massagen wären gut, vorallen zur Entspanning?
Danke für ihre Antwort»
— Frage von Liesl (23. Oktober 2023)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Sie möchten wissen, ob in Ihrer Situation eine ayurvedische Massage möglich ist.

Die Nutzen-Risiko-Abwägung muss der behandelnden Ärztin/dem behandelnden Arzt überlassen werden. Grundsätzlich sollten die von einem Tumor befallenen Körperregionen nicht massiert werden. Befallene Knochen sind weniger stabil als gesunde Knochen. Unabhängig von der Heilkunde sind energische Massagen kontraindiziert. Sanfte Berührungen hingegen sind anwendbar und können Ihnen zu mehr Wohlbefinden und zu einer besseren Lebensqualität verhelfen.

Der deutsche Krebsinformationsdienst des deutschen Krebsforschungszentrums hat nachrecherchiert sowie Aussagen überprüft im Zusammenhang mit der Frage, ob man mit Massagen möglicherweise auch Tumorzellen in Gewebe drücken kann, in die sie sonst nicht gelangt wären, und ist zu folgendem Schluss gekommen: «Mediziner gehen heute davon aus, dass die rein mechanische Beeinflussung eines Tumors durch Massage zwar theoretisch denkbar, in der Praxis aber bisher nicht nachgewiesen ist. Klar ist: Gut ausgebildete Fachkräfte werden trotzdem nicht im Bereich einer frischen Operationswunde oder im Bestrahlungsfeld während der Therapie massieren, wenn es sich vermeiden lässt.» [Quelle]

Es ist nicht ganz auszuschliessen, dass sich Zellen durch Massagen aus Gewebe loslösen. Das bedeutet jedoch nicht, dass daraus neue Tochtergeschwülste entstehen können. Dazu muss eine Tumorzelle weitere Veränderungen durchmachen.

Es ist wichtig, sich in die Hände einer Therapeutin oder eines Therapeuten zu begeben, die/der nachweislich über umfangreiche Kompetenzen verfügt, sich regelmässig fortbildet und verantwortungsvoll mit ihren Patient:innen umgeht. Das ErfahrungsMedizinische Register (EMR) unterstützt Sie bei der Suche nach qualifizierten Therapeut:innen im Bereich der Komplementärmedizin in Ihrer Nähe.

«Guten Tag, mich würde interessieren was sind die Aufgaben einer Breast Care Nurse und wie unterscheiden sich diese von einer "normalen" Pflegefachfrau?
Herzlichen Dank für Ihre Antwort»
— Frage von Bienli (23. Oktober 2023)

Monika Biedermann, Breast Care Nurse:
Guten Tag Bienli

Eine Breast Care Nurse ist eine diplomierte Pflegefachfrau mit einer zusätzlichen Spezialisierung, um Brustkrebspatienten:innen und deren Angehörige zu beraten und zu betreuen.

Die Breast Care Nurse ist ein Teammitglied des Brustzentrums und kennt die Diagnose, die Behandlungsansätze und die dadurch entstehenden Veränderungen der Betroffenen sehr genau. Sie begleitet die Brustkrebspatienten:innen durch alle Phasen der Erkrankung; von der Diagnose bis zum Abschluss der Therapie und der Zeit danach.

Zudem verfügt sie über die erforderliche Zeit, Fragen über die Brusterkrankung in aller Ruhe zu beantworten. Sie kann auch Kontakte zu Sozialdiensten, Selbsthilfegruppen, psycho(onko)logischen Dienstleistungen und vielem mehr vermitteln.

Dies unterscheidet sie von einer diplomierten Pflegefachfrau, der diese Spezialisierung fehlt.

«Guten Tag
Was können Sie über Erfahrung von Patientinnen sagen zur Chemo Enhertu?
Was bedeutet es wenn Sie nicht gut auf das Medikament anspricht? Sie hat schon vorher sehr schlecht auf Infusionstherapie reagiert und wir haben grosse Angst das es weitere organe angreift: Leber und lunge sind schon, angeschlagen mit Metasasen überhäuft....befallen, sowie die Lymphknoten und auch die Knochen (Skelett) Welche Dosis wird verabreicht?
Sie hat folgenden Brustkrebs HER 2 Immunhistochemie 2+ Sie hat alle möglichen Medis bekommen in Tabletten form welche für Sie besser sind und auch kein Erfolg.
Besten dank für Ihr Feedback, eine besorgte Tochter ps. meine mama wird 70 Jahre und kämpft aktuell seit 3 Jahren gegen den Brustkrebs»
— Frage von Sofia (11. September 2023)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Was ist Enhertu® (Trastuzumab deruxtecan)?
Trastuzumab ist ein Antikörper, der an den HER2-Rezeptor bindet, diesen blockiert und so das Wachstum der Krebszellen hemmen soll. Der Wirkstoff Deruxtecan ist an den Antikörper Trastuzumab gebunden und soll so die Krebszellen gezielt erreichen und abtöten.

In der initialen Studie an 184 Patientinnen, die stark vorbehandelt waren, wurde ein Tumoransprechen bei 60% der Patientinnen beobachtet. Dies bedeutet, dass 40% der Patientinnen nicht auf das Medikament angesprochen haben. Das Ansprechen auf die Therapie dauerte im Durchschnitt 14.8 Monate und die Patientinnen zeigten im Durchschnitt 16.4 Monate keine Tumorprogression.
In einer weiteren Studie wurde Enhertu® mit Kadcyla® (Trastuzumab emtansine) an 699 Patientinnen verglichen. Die Zeit bis zur Progression der Erkrankung war 28.8 Monate mit Enhertu® und 6.8 Monate mit Kadcyla®.
Die Dosierung entspricht 5,4 mg pro kg Körpergewicht. Das Medikament wird alle 3 Wochen verabreicht.

Wenn Ihre Mutter nicht auf die Therapie anspricht, bedeutet das, dass der Tumor (die Tumorzellen) gegen das Medikament resistent ist und weiterwächst.

Es ist eine sehr schwierige Situation für die Patientin und für Ihre Familie, wenn ein Tumor nicht oder nicht mehr auf Therapien anspricht, und einfach weiterwächst

Lassen Sie sich von einer Psychoonkologin oder einem Psycho-Onkologen unterstützen und beraten, damit Sie und Ihre Familie diese Situation besser bewältigen können.

«Guten Tag.! Seit zwei Wochen nehme ich Tamoxifen und ich verspüre absolut keine der oft genannten Nebenwirkungen. Das ist einerseits zwar schön, verunsichert mich aber auch, da es anscheinend Frauen gibt, bei denen das Medikament nicht wirkt. Gibt es Möglichkeiten, die Wirksamkeit zu überprüfen?
Besten Dank für Ihre Antwort.»
— Frage von Srpingding (17. Oktober 2023)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Häufig haben die Patientinnen keine Nebenwirkungen von Tamoxifen.

Die Wirksamkeit von Tamoxifen ist im Blut nicht nachweisbar. In der klinischen Praxis wird die Wirksamkeit von Tamoxifen bei der einzelnen Frau indirekt anlässlich der regelmässigen Nachsorgekontrollen zur frühzeitigen Erkennung eines allfälligen Rückfalls (Rezidivs) überprüft. Die Wirksamkeit von Tamoxifen wurde im Rahmen von klinischen Studien nachgewiesen: Es senkt das Rezidivrisiko und die Sterblichkeit nach hormonempfindlichem Brustkrebs.

«Ich mache mir grosse Sorgen um meine Mutter. Sie hat einen nicht behandelten Brustkrebs, der ihre linke Brust bereits massiv beschädigt hat. So wie es aussieht streut der Krebs hauptsächlich auf der Haut. Inwieweit innere Organe betroffen sind, ist nicht zu sagen.
Sie hat auch ein Lymphodem im linken Arm, das den Wasserfluss im linken Arm behindert, dem entsprechend ist ihr Arm mit Wasser gefüllt.
Nun bin ich mit zwei Meinungen konfrontiert. Die eine Meinung besagt, dass der Wasserfluss durch Bandagieren und eventuell einer Lymphdrainage unterstützt werden soll, die andere Meinung besagt, dass durch das Bandagieren die Krebszellen sich im Körper schneller verbreiten.
Wie ist Ihre Ansicht darüber? Was für eine Behandlung würden Sie empfehlen?»

— Frage von Frau C: (28. Oktober 2022)

Corinne Weidner, Physiotherapeutin MAS Rehabilitation:
Guten Tag Frau C.

Entgegen früherer Annahmen geht man heute davon aus, dass eine mechanische Beeinflussung eines bösartigen Tumors durch Manuelle Lymphdrainage, Massage oder Bandagen zwar theoretisch denkbar, im Einzelfall aber eher unwahrscheinlich ist.

Kontraindikationen für Manuelle Lymphdrainagen sind: Akute Thrombosen, Infektionen oder eine ausgeprägte Herzschwäche. Ob die Therapie im Einzelfall geeignet ist oder nicht, sollte immer mit dem Behandlungsteam abgesprochen werden.

Ein unbehandeltes Lymphödem verschwindet nicht einfach wieder. Im Gebiet eines Lymphödems können Bakterien bereits in kleinste Wunden eintreten und sich unter der Haut ausbreiten. Es entsteht eine Hautentzündung. Eine gute Hautpflege ist hier sehr wichtig.

Sie finden weitere Informationen zum Thema auf der Homepage der Krebsliga Schweiz.

Auf der Homepage von «Lympha Helvetica» finden Sie eine Liste mit Absolventen und Absolventinnen welche ein Qualitätslabel haben.

«Alter: 50–59 Jahre; Geschlecht: weiblich; Relation: für mich
OP Brustkrebs & Wächterdrüse & 5 Wochen bestrahlen, gibt es eine alternative zur Systembehandlung / antiHormon?
Ich bin seit ca. 3 Jahren in der Menopause & mache mir Gedanken, wenn ich diese Medik. Behandlung mache 5 - 10 Jahre, dass die Nebenwirkungen heftig sind. Haben sie Kenntnis von pflanzlichen / natürlichen Produkte? Oder Mistel?
Ich habe auch einen Nierentumor, OP Teilentnahme der Niere.»
— Frage von Niesen22: (31. Oktober 2022)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Viele betroffene Frauen fürchten sich vor den möglichen Nebenwirkungen der Antihormontherapie und erkundigen sich nach Alternativen.

Die meisten Patientinnen vertragen die Antihormontherapie sehr gut und haben sehr wenige Nebenwirkungen, die ihre Lebensqualität beeinträchtigen.

Eine gleichwertige Alternative zur Antihormontherapie gibt es nicht. Es gibt kein pflanzliches Heilmittel und keine unkonventionelle Behandlungsmethode, die anstelle der Antihormontherapie zur Verminderung des Rückfallrisikos nach Brustkrebs eingesetzt werden kann. Jedoch bieten folgende Institute begleitende Behandlung bei onkologischen Erkrankungen an:

Allgemein wird unterschieden zwischen Komplementär- und Alternativtherapie. Komplementäre Therapien ergänzen das schulmedizinische Angebot, wirken unterstützend und können bei geeigneter Auswahl nachweislich spezifische unerwünschte Wirkungen der konventionellen Therapie lindern. Die Kombination von Schul- und Komplementärmedizin wird als integrative Medizin bezeichnet. Alternativtherapien umfassen Methoden, deren Krebswirksamkeit und Unbedenklichkeit wissenschaftlich nicht belegt ist.

«Guten Morgen
Da ich schon zum dritten Mal an Krebs erkrankt bin, muss ich jetzt eine Antikörpertherapie mit Avastin machen. Möchte sie fragen ob diese Therapie eine Art Immuntherapie ist.
Ich bin immer sehr, sehr müde und habe auch mit Verstopfung sowie auch Durchfall zu kämpfen und somit ist meine Lebensqualität eingeschränkt. Die Therapie muss ich alle drei Wochen machen. Meine Frage ist:
Könnte man so eine Therapie auch alle vier Wochen machen?
Mit freundlichen Grüssen»
— Frage von Elisabeth (22. September 2021)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Guten Tag Elisabeth

Der Wirkstoff Bevacizumab (Handelsname Avastin) ist ein monoklonaler Antikörper, der zur zielgerichteten Krebstherapie eingesetzt wird. Er aktiviert das körpereigene Immunsystem zur Zerstörung des Tumorgewebes. Bevacizumab wirkt spezifisch auf einen bestimmten Rezeptor der Tumorzellen und hemmt die Bildung neuer Blutgefässe im Tumor: Die Versorgung mit Nährstoffen wird gedrosselt und das Wachstum gehemmt.
Avastin wird zusammen mit anderen Medikamenten zur Behandlung von verschiedenen Krebserkrankungen im fortgeschrittenem Stadium eingesetzt, so etwa bei fortgeschrittenem Brustkrebs, Eierstockkrebs und Gebärmutterhalskrebs.

Ihre Lebensqualität ist unter der Therapie eingeschränkt. Sie schildern eine grosse Müdigkeit. Diese wird auch als krebsbedingte Fatigue, ein Erschöpfungszustand, der sich auch nach Erholungsphasen kaum bessert, beschrieben. Ursachen können sowohl die Krankheit und ihre psychischen Folgen als auch die Therapie sein.

Verstopfung und andere Verdauungsprobleme gehören zu den häufigen Nebenwirkungen unter der Therapie mit Avastin.
Es ist wichtig, dass Sie Ihrem Behandlungsteam die Beschwerden immer wieder melden. Fragen Sie ruhig, wie diese behandelt werden und worauf Sie zuhause achten können. Eine ausgewogene Ernährung und regelmässige Bewegung, die auf Ihr Befinden abgestimmt ist, können Ihr Wohlbefinden positiv beeinflussen.

Zur Frage der Therapie: Das Intervall (Häufigkeit) und die Dosis (Menge) sind abhängig von der genauen Diagnose, dem Therapieziel, Ihren Untersuchungsergebnissen unter der Therapie und Ihrem Befinden. Ich ermutige Sie, das Gespräch mit Ihrem Behandlungsteam zu suchen, um gemeinsam immer wieder die beste Lösung für Sie zu finden.

«Guten Tag
Gerne hätte ich gewusst, wie die Chancen sind, wenn das Mamma Ca in der Lunge und Leber und Clavicula und BWK/LWK Metastasen gestreut hat. Behandelt wird aktuell Hormonell.
Danke für ihre Antwort.»
— Frage von Leseratte6 (11. Oktober 2021)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Bei metastasiertem Brustkrebs können bestimmte Medikamente Beschwerden vermeiden oder lindern, das Leben verlängern und die Lebensqualität so gut wie möglich erhalten. Mit den heutigen Behandlungen ist es oft möglich, jahrelang mit der Erkrankung zu leben. Allerdings gestaltet sich der Krankheitsverlauf von Patientin zu Patientin unterschiedlich: Manche Frauen leben noch lange weiter, nachdem der Krebs gestreut hat, bei anderen verschlechtert sich der Zustand sehr rasch. Viele Faktoren - wie das Alter, der Allgemeinzustand, die angewandte Therapie und das individuelle Ansprechen auf die Behandlung - beeinflussen die Prognose.

Brustkrebs: Leben nach abgeschlossener Behandlung

Nebenwirkungen und Spätfolgen nach Krebsbehandlung

«Aufgrund welcher Kriterien sollte man entscheiden wann eine Hormontherapie beendet werden kann/darf/muss?
Wenn eine Hormontherapie (Aromasin) beendet wird, müsste dann nicht eine gewisse Zeit lang der Hormonspiegel kontrolliert werden um einen Anstieg sofort zu bemerken?
Ist ein solcher Anstieg im Alter von 68 Jahren überhaupt noch zu befürchten?
Wenn durch die Hormontherapie mit Aromasin die Oestrogenproduktion "gedrosselt" wird, verändern sich dann nicht auch die anderen Hormonspiegel, z B. Testosteron, Progesteron?
Weitere Fragen habe ich zum Thema Absetzen von Prolia.»
— Frage von R.S. (31.10.24)

Dr. med. Anita Wolfer, Onkologin, Leitende Ärztin der Abteilung gynäkologische Onkologie, Universitätsspital Genf (HUG)
Wann eine Hormontherapie beendet werden kann/darf/sollte, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Ich gehe davon aus, dass es sich bei Ihnen um eine sogenannte adjuvante Therapie handelt. Das heisst der Tumor wurde entfernt und es geht darum zu verhindern, dass er wiederkommt. In diesem Falle basiert die Dauer der Therapie auf Studien, die entweder 5 Jahre oder sogar bis 10 Jahre das Medikament verabreicht haben. Im Allgemeinen wird die Hormontherapie – oder wie ich gerne sage die Antihormontherapie – für fünf Jahre verabreicht. Studien, die eine längere Dauer untersucht haben, haben einen Vorteil gezeigt, bei Patientinnen, die einen Lymphknotenbefall aufwiesen. In diesem Falle wird empfohlen die Therapie mit einem Aromataseinhibitor, wozu Aromasin gehört, bis 8 Jahre zu verabreichen. Ohne Lymphknotenbefall kann die Therapie nach fünf Jahren abgesetzt werden. Das Absetzen einer Hormontherapie muss immer im Zusammenhang mit dem Behandlungsteam erfolgen.

Bezüglich der Frage, ob der Hormonspiegel gemessen werden sollte, kann ich folgendes sagen. Aromasin – und die anderen Aromataseinhibitoren Letrozol und Anastozol – führen zu einer Verringerung des Oestrogenspiegels durch die Hemmung des Enzyms Aromatase. Dieses ist verantwortlich für die Produktion von Oestrogen bei Frauen nach der Menopause. Darauf basiert der Wirkmechanismus dieser Medikamente. Wenn also das Medikament abgesetzt wird, kommt es automatisch zu einer Erhöhung von Oestrogen.
Das muss Sie nicht beunruhigen. In den Studien, welche eine Wirksamkeit gezeigt haben, war dies auch der Fall. Nach der Menopause sind die Oestrogenspiegel weiterhin niedrig.

Schliesslich noch zu Testosteron und Progesteron. Testosteron wird von dem erwähnten Enzym Aromatase zu Oestrogen umgewandelt. Somit wäre es denkbar, dass der Testosteronspiegel nach Absetzen von Aromasin leicht gesenkt wird. Testosteron hat aber keine direkte Wirkung auf allfällige Krebszellen. Progesteron ist vom Aromatasehemmer nicht betroffen und sollte sich daher nicht ändern.

Ich möchte Sie ermutigen, Ihre Fragen zum Absetzten von Prolia ebenfalls mit dem Behandlungsteam zu besprechen.

«Ich habe Brustkrebs, und mir wurden in der Achsel Lymphknoten entfernt. Nun hat man mir gesagt, ich solle nicht auf der operierten Seite den Blutdruck messen und auch keine Blutentnahmen auf dieser Seite machen.
Stimmt das und wenn ja, warum? Danke für ihre Antwort.»
— Frage von Sonnenblume (26. Oktober 2023)

Monika Biedermann, Breast Care Nurse im Brust- und Tumorzentrum der Frauenklinik Bern, Inselspital
und Corinne Weidner, Physiotherapeutin MAS Rehabilitation, Dozentin Lymphologische Physiotherapie, Stiftungsrätin Lympha-Helvetica:
Guten Tag Sonnenblume

Zur Frage, ob Blutdruckmessungen am operierten Arm gemacht werden können oder nicht, liegt keine eindeutige Datenlage vor. Unter Expert:innen gibt es widersprüchliche Meinungen zum Thema. Die meisten Fachleute raten beispielsweise Brustkrebspatientinnen auch Jahre nach einer Krebsbehandlung immer noch davon ab, am betroffenen Arm den Blutdruck zu messen, Blut abnehmen oder Kanülen in die Venen legen zu lassen. Sie gehen davon aus, dass das Aufpumpen der Blutdruckmanschette oder ein Stauschlauch möglicherweise einen bereits vorhandenen Lymphstau verstärken, zu kleinsten Verletzungen führen und dadurch das Entstehen und Fortschreiten eines Lymphödems begünstigen. Andere Fachspezialist:innen gehen davon aus, dass seltene kurze Stauungen mit einer Blutdruckmanschette oder mit einem Stauschlauch nicht schaden.

Es ist wissenschaftlich nicht belegt, dass Blutdruckmessungen oder Blutentnahmen am operierten Arm ein Lymphödem begünstigen. Vergleichende Studien werden keine gemacht, da dies ethisch bedenklich wäre.

Bei einer Überbelastung oder Verletzung der Lymphbahnen kann sich die Menge der Flüssigkeit, welche über das Lymphsystem abtransportiert wird, erhöhen und so ein Lymphödem verstärken.
Betroffene sollten deshalb mit ihrem Behandlungsteam besprechen, was in ihrem persönlichen Fall sinnvoll ist.

Die Broschüre «Das Lymphödem nach Krebs» der Krebsliga Schweiz gibt Einblick in die Funktionsweise des Lymphsystems, in Massnahmen zur Senkung des Risikos, ein Lymphödem zu entwickeln, sowie in Behandlungsansätze.

«Ich habe vor ca.sechs Wochen die Chemotheraphie beendet!Seit ca.vier Wochen habe ich starken Juckreiz am ganzen Körper!Habe keinen Hautausschlag,nichts!Blutwerte sind ok!Was kann ich das sein?»
— Frage von E.C.: (15. September 2022)

Monika Biedermann, Breast Care Nurse:
Guten Tag

Einige Chemotherapeutika können während und auch nach Ende der Therapie zu trockener Haut führen. Trockene Haut kann ohne sichtbaren Ausschlag stark jucken. Juckreiz kann sehr belastend sein und die Lebensqualität einschränken.
Es gibt einfache Massnahmen wie Sie Ihre Haut pflegen können:

  • Milde Pflegeprodukte verwenden: Benutzen Sie bei Ihrer Hautpflege ganz allgemein Pflegemittel, die möglichst frei von Duftstoffen oder Parfüm sind.
  • Möglichst kurz duschen und baden: Achten Sie neben einer kürzeren Dusch- oder Badedauer auch darauf, dass das Wasser nicht zu heiß ist. So verhindern Sie, dass die Haut austrocknet.
  • Die Haut nicht zusätzlich reizen: Vermeiden Sie möglichst, sich zu kratzen. Auch Pflaster können die Haut schädigen, wenn es unter dem Pflaster feucht und warm wird.
  • Eine rückfettende, harnstoffhaltige Körperlotion benutzen. Falls Sie aber schon harnstoffhaltige Pflegeprodukte verwenden und nun den Juckreiz entwickelt haben, sollten Sie auf harnstofffreie Produkte wechseln. Aus Erfahrung wissen wir, dass einige Personen mit Juckreiz auf harnstoffhalte Produkte reagieren. Erkundigen Sie sich beim Behandlungsteam oder lassen Sie sich in der Apotheke beraten welche Salbe für Sie in Frage kommt.

Wenn nach ca. einer Woche keine Besserung des Juckreizes eintritt, dann zögern Sie nicht und wenden sich an das Behandlungsteam oder Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin.

«Ich habe vor vier Wochen meine Operation gut überstanden, fühle mich soweit gut. Mir wurden die Wächterlymphknoten entfernt und bei meiner Befundbesprechung hat die Ärztin ein leichtes «Geigensaitensyndrom»* festgestellt – ich spürte ein Ziehen von der Achsel aus in den Oberarm Richtung Ellenbogen. Sie hat mir gesagt das sei eine Lymphbahn, ich solle den Arm dehnen.
Seit gestern spüre ich nun wirklich diese «Geigensaite», d.h. einen richtigen Strang aus meiner Achsel heraus, wie eine gespannte Saite, auch ein kleiner Knoten ist spürbar.
Ich habe Schmerzen, spüre die Spannung, habe das Gefühl, das sich das ganze verschlechtert. Habt ihr Tipps, was ich tun soll? Dehnen, dehnen oder gibt es noch mehr? Oder am besten keine Sorgen machen?»
— Frage von Kleeblatt: (27. September 2022)

Corinne Weidner, Physiotherapeutin MAS Rehabilitation:
Guten Tag Kleeblatt
Es ist wichtig, die «Geigensaiten» so schnell wie möglich zu behandeln, noch vor der Strahlentherapie, die einen grossen Bewegungsspielraum der Schulter erfordert.

Die Behandlung umfasst zunächst Manuelle Lymphdrainagen und Mobilisationen, welche, von einem/er Physiotherapeut:innen mit Zusatzausbildung in Lymphologischer Physiotherapie durchgeführt werden. Dabei handelt es sich unter anderem um sanfte Quermobilisationen.
Zusätzlich werden durch den/die Therapeut:in Dehnübungen instruiert, welche als Heimprogramm regelmässig durchgeführt werden sollten.
Ziel ist es, alle Gelenke, durch die die Saiten laufen (Schulter, Ellbogen, Handgelenk, Finger), in Dehnung zu bringen. Diese Dehnung kann durch tiefe Bauchatmung verstärkt werden.

Hier ein Paar Dehnübungen:
Die Dehnung sollte sanft spürbar sein.

  • Heben Sie den Arm mit gestrecktem Ellbogen, gestrecktem Handgelenk und offenen Fingern an und vergessen Sie
    nicht dabei zu atmen.
  • Atmen Sie und entspannen Sie sich. Legen Sie sich auf den Rücken (auf dem Boden oder im Bett), verschränken Sie
    Ihre Finger und strecken Sie Ihre Arme über den Kopf (Arme so weit wie möglich auf der Matratze , dem Boden oder
    auf einem Kissen gelagert ausgestreckt).

Ich wünsche Ihnen alles Gute!

   

*: Geigensaiten: Sie werden auch als Achselhöhlenstränge, Bänder, oberflächliche Lymphthrombosen oder Pseudo-Mondor-Krankheit bezeichnet und sind eine Verhärtung der Lymphgefässe, die durch ein chirurgisches Trauma in der Achselhöhle und/oder im Brustkorb verursacht wird. Das Lymphsystem entzündet sich und verengt sich, sodass das Lymphgefäss unter der Haut tastbar oder sogar sichtbar wird und wie eine Geigensaite aussieht.

«Meine Tochter wurde im Dezember 2021 diagnostiziert: invasiver duktaler NST-Krebs, pT1c,cN1,M1(2 Metastasen: Rückenwirbel und Schulter (linke Brust)) Chemotherapie (6 Sitzungen), Operation, Zementierung des Wirbels und derzeit Strahlentherapie + Hormontherapie (Letrozol seit Mitte Juli).
Die starke Müdigkeit, die sie verspürt, würde eine Vitaminkur helfen?
Meine Frage:Verzenios wurde zweimal von der Krankenkasse abgelehnt, wie kann ich es bekommen?
Meine Tochter fühlt sich immer schlechter, liegt es an Letrozol oder an der Strahlentherapie? Meine einzige Tochter ist 51 Jahre alt und ich bin eine verzweifelte Mutter, vielen Dank für Ihre Antwort!»
— Frage von B.A.: (29. September 2022)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Die Situation, in der Sie sich gerade befinden, ist sehr schwierig und zermürbt Sie völlig.

Bei den meisten Menschen mit Krebs führen die Behandlungen und die Krankheit selbst zu einer enormen Müdigkeit.

Sie suchen nach etwas, das Ihrer einzigen Tochter hilft, die medizinischen Behandlungen besser zu überstehen. Ich empfehle Ihnen, mit einem Institut für integrative und komplementäre Medizin Kontakt aufzunehmen. In der Romandie gibt es ein Zentrum für integrative und komplementäre Medizin (CEMIC) am CHUV (Centre hospitalier universitaire vaudois). In Genf finden Sie das Zentrum Otium.

Im Zusammenhang mit der Weigerung der Krankenkasse, die Kosten für das Medikament Verzenios zu übernehmen, finden Sie auf der Website der Krebsliga Schweiz ein erklärendes Schema zum Thema Kostenübernahme von Medikamenten. Wenden Sie sich mit dem Grund für die Ablehnung der Kostenübernahme durch die Krankenkasse an die Krebsliga Ihres Kantons. Dort können Sie von Fachleuten aus dem Bereich der Sozialversicherungen beraten werden.

Ihre Tochter fühlt sich zunehmend schlechter. Das beunruhigt Sie. Eine onkologische Erkrankung und die Behandlungen haben starke Auswirkungen auf verschiedenen Ebenen. Ich wünsche und hoffe für Sie und Ihre Tochter, dass eine Behandlung mit integrativer und komplementärer Medizin zu einer deutlichen Verbesserung des Allgemeinzustands Ihrer Tochter führen wird.

Die Krebsliga Schweiz hat Broschüren zum Thema Alltag mit einer Krebserkrankung. Vielleicht findet Ihre Tochter dort Informationen, die ihr helfen können.
Sowohl Sie als auch Ihre Tochter könnten auch eine psychoonkologische Unterstützung in Anspruch nehmen.

«Hallo
Habe durch Bestrahlung im Becken defekte Lymphknoten im Becken.
Habe ihre Broschüre gelesen und habe einenFrage bitte.
Wenn die Lymphknoten im Becken zerstört ( bei mir nachgewiesen) sind und somit keine Lymphflüssigkeit mehr von den Beinen in die Bauchregion transportieren, wohin gelangt denn dann die Flüssigkeit, wenn ich MLD habe und Strümpfe trage? Die löst sich doch nicht in Luft auf?
Danke für eine Info.
Liebe Grüße»
— Frage von C.P. (17.10.21)

Corinne Weidner, Physiotherapeutin MAS Rehabilitation:
Guten Tag C.P
Durch eine Bestrahlung sind Lymphknoten in Ihrem Becken zerstört worden. Nach der Lektüre der Broschüre «Das Lymphödem nach Krebs» haben Sie sich die Frage gestellt, wo die Lymphflüssigkeit hinfliesst, wenn die Lymphknoten im Becken zerstört sind?

Nach einer Strahlentherapie kann der Lymphabfluss blockiert sein, wie dies bei Ihnen der Fall ist. Normalerweise steigern die naheliegenden Lymphknoten nach einer Schädigung ihre Tätigkeit. Wenn diese Lymphgefässe die Mehrarbeit nicht mehr leisten können, entsteht ein Lymphödem. Das heisst die Lymphflüssigkeit gelangt ins Gewebe und staut sich dort an. Daher kommt es zu Schwellungen und Flüssigkeitsansammlungen. Dies kann die Beweglichkeit einschränken und auch Schmerzen verursachen. Wenn das Lymphödem weiter unbehandelt bleibt, kann es zu Fistelbildungen oder Hautentzündungen kommen.

Durch die Manuelle Lymphdrainage (MLD) werden die Lymphgefässe zu vermehrter Aktivität angeregt, dadurch entsteht ein besserer Rücktransport und der Lymphabfluss wird gesteigert. Die Flüssigkeit wird über das oberflächlich liegende Netz der kleinsten Lymphgefässe in Bereiche verschoben, deren Gefässe mit noch intakten Lymphknoten verbunden sind und so wird die Lymphflüssigkeit abtransportiert.
Ebenfalls hilft das Tragen eines Kompressionsstrumpfes das Wiederauffüllen des Gewebes zu verhindern und der Rücktransport der Lymphflüssigkeit zu verbessern.

Zur Behandlung eines Lymphödems gehört immer auch eine KPE (komplexe physikalische Entstauungstherapie) Diese ist in der Broschüre «Das Lymphödem nach Krebs» Seite 18ff sehr gut beschrieben.
Die KPE besteht aus 2 Phasen.
Phase 1 = Intensivphase: in dieser wird das Bein bandagiert und im Anschluss eine flachgestrickte Kompressionsversorgung angepasst.
Phase 2 = Erhaltungsphase in dieser ist das Ziel mit Manueller Lymphdrainage und tragen der Kompressionsversorgung das erreichte Resultat aufrecht zu halten.

Wichtig ist, dass die Therapie nicht nur MLD beinhaltet, sondern auch die Kompressionsbandagen. Das Anmessen der Kompressionsversorgung muss im Anschluss an eine Intensivphase erfolgen.

Ein Lymphödem ist eine chronische Erkrankung, die mit einer Behandlung zurückgedrängt und am Fortschreiten gehindert wird. Das braucht Disziplin, Geduld und Durchhaltevermögen.

Wenn das Ödem im Laufe der Behandlung nicht kleiner wird, holen Sie sich am besten eine Zweitmeinung bei einer anderen Therapeutin oder einem anderen Therapeuten ein. In der Broschüre «Das Lymphödem bei Krebs» finden Sie auf Seite 23/24 weiterführende Informationen, sowie verschiedene schweizerische Verbände, welche über Adressen von Therapeutinnen und Therapeuten verfügen.

Eierstockkrebs: Therapien und Nachsorge

Die wichtigsten Behandlungen sind: Operation, Therapien mit Medikamenten (Chemo und zielgerichtete Therapie).

«wie kann in der Nachsorge von Eierstockkrebs etwas überhaupt gesehen werden?
Mein HauptKarzinom (3,5cm) wurde mit der Ultraschalluntersuchung per Zufall gefunden, weder im CT noch MRI wurden die weiteren kleineren Karzinome, kleineren Wucherungen, Verteilungen gesehen,  bei der grossen OP, mit offenem Bauch wurde alles gefunden.
Wie soll ich mir eine Nachsorge denn überhaupt vorstellen? Die Tumormarker sind ja auch nicht ganz aussagekräftig. danke für Ihre Antwort.»
— Frage von L.P: (05.09.2024)

Dr. med. Anita Wolfer, Onkologin, Leitende Ärztin der Abteilung gynäkologische Onkologie, Universitätsspital Genf (HUG)

Diese Frage ist absolut berechtigt. Es ist in der Tat so, dass die Bildgebung beim Eierstockkrebst oft unzureichend ist, aber wir haben leider keine bessere Möglichkeit. Deshalb besteht die Nachsorge aus einer Kombination von ausführlichem Patientengespräch, um allfällige ungewöhnliche Veränderungen der Körperfunktionen aufzudecken, klinischer Untersuchung, Dosierung des Tumormarkers und eben der Bildgebung mit einem CT auch wenn diese nicht perfekt ist.
Dazu muss auch gesagt werden, dass die Nachsorge einen allfälligen Rückfall leider nicht verhindern kann.

«Hallo, ich bin seit 2013 aufgrund von Eierstockkrebs in Behandlung. Im Jahr 2016 hatte ich einen Rückfall.
Nach meinem Rückfall und der Chemo wurde mir eine Behandlung mit Olaparib (Lynparza) verordnet, die ich gut vertrage. Während meines letzten Besuches bei der Onkologin, die ich zum ersten Mal sah, sprach sie davon, das Medikament abzusetzen. Ich war überrascht, weil man mir gesagt hatte, dass ich das Medikament so lange nehmen solle, wie ich es vertrage, oder im Falle eines Rückfalls.
Ich habe wirklich Angst davor, das Medikament abzusetzen, weil ich denke, dass die Krebszellen dadurch wieder aktiv werden könnten. Ich habe vor zwei Jahren meine Schwester an denselben Krebs verloren und ich war diejenige, die sie bis zum Ende begleitet hat.
Ich würde gerne eine Meinung, eine Erklärung dazu haben, ob ich die Behandlung abbrechen soll oder nicht. Vielen Dank»
— Frage von V.D: (8. September 2022)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Guten Tag,
Ihre Frage ist durchaus berechtigt.

Leider ist es für mich schwierig, Ihrer Situation umfassend einzuschätzen, ohne mehr über den gesamten Verlauf Ihres Eierstockkrebses und über die medizinische Versorgung, die Sie bislang erhalten haben, zu wissen.

Wie Sie erwähnen, hat Ihre neue Onkologin vorgeschlagen, die Behandlung mit dem Medikament zu beenden. Ich schlage Ihnen vor, bei Ihrem nächsten Gespräch mit der Onkologin, Ihre Zweifel aufgrund dieser «gegenteiligen Information» zu äussern. Fragen Sie sie nach den Gründen für diese Umstellung.

Wenn Sie sich danach immer noch unsicher fühlen, ob Sie die Behandlung mit dem Medikament abbrechen sollen, können Sie sich an eines der folgenden Zentren wenden. Dort erhalten Sie eine Zweitmeinung, bei dem Ihr gesamtes Patientendossier berücksichtigt wird.

Freundliche Grüsse

«Sehr geehrte Damen und Herren
Meine Frau ist an Eierstockkrebs erkrankt. Nun wurden 3 rezitative Tumoren operativ entfernt.
Kann eine ketogene Ernährung (wie an der Uni-Würzburg in einer Studie) in dieser Situation helfen?
Wer könnte hier für mich ein Ansprechpartner sein um den möglichen Nutzen dieser Diät zu klären?
Herzlichen Dank für Ihre Hilfe.»
— Frage von Dieter (24. September 2021)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Die ketogene Diät wird von vielen Krebspatienten in der Hoffnung umgesetzt, den Krebs zu bekämpfen oder auszuhungern.

Es fehlen bislang allerdings die wissenschaftlichen Beweise, dass die Diät tatsächlich Sinn macht. Bei Humanstudien gibt es keine eindeutigen Ergebnisse für ein Aushungern des Tumors, eine Lebensverlängerung oder eine Verbesserung der Therapiewirksamkeit.

Bei der Umsetzung der Diät sollten insbesondere die Nebenwirkungen im Auge behalten werden. Es kann zu einem Muskelabbau und zu einer unerwünschten Mangelernährung führen. Ausserdem besteht ein erhöhtes Risiko für Unterzuckerungen, Hyperlipidämien, Verstopfung oder Durchfall und Nierensteine und Gicht. Deshalb wird offiziell empfohlen, die Umsetzung einer ketogenen Diät nur unter ärztlicher Aufsicht und unter Beobachtung eines erfahrenen Ernährungsteams durchzuführen.

Der Körper benötigt sowohl Fette, als auch Eiweisse und Kohlenhydrate für diverse Körperfunktionen. Es ist deshalb naheliegend, dass eine ausgewogene Zufuhr dieser Nährstoffe, aber auch von Nahrungsfasern, Vitaminen und Mineralstoffen vermutlich am sinnvollsten ist.

Solange es für die ketogene Diät keine eindeutigen Studienergebnisse gibt, muss jede Person selbst entscheiden, ob sie diese Diät umsetzen möchte. Wenn Ihre Frau von der ketogenen Diät überzeugt ist und sie sich ketogen ernähren möchte, sollte die Umsetzung gut geplant und auf eine bedarfsgerechte Versorgung an Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen geachtet werden.

Eine Fachspezialistin oder ein Fachspezialist für Ernährung sollte erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Onkologen oder der behandelnden Onkologin konsultiert werden.

«Adulter Granulosazelltumor: wenn die Tumorkapsel vor der Operation bereits rupturierte, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Rezidiv auftreten kann? Und nach wievielen Jahren kann ich davon ausgehen, dass kein Rezidiv mehr entsteht?»
 Frage von Ischtil (28. September 2021)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Sie sind an einer sehr seltenen Tumorart des Ovars erkrankt. Man hat generell wenig Erfahrung mit dieser Tumorart, auch was typische Verläufe anbelangt. In der Regel handelt es sich dabei um einen niedrigmalignen Tumor, der langsam wächst.

Die Ausdehnung des Tumors zum Zeitpunkt der Diagnose (Tumorstadium) ist nur einer von mehreren Faktoren, die einen Einfluss auf Ihre Prognose haben. Der eventuelle postoperative Tumorrest, Ihr Alter, Ihr Allgemeinzustand, der histologische Unter-Typ, das Tumorgrading (Wie stark sich die Tumorzellen von den gesunden Zellen unterscheiden) und Ihr Ansprechen auf die angewandte Therapie müssten bei der Abschätzung des voraussichtlichen Verlaufs mitberücksichtigt werden.

Ausserdem sagen Statistiken nur bedingt etwas über die individuelle Prognose aus: Es gibt Verläufe, die ganz anders sind, als die in der Fachliteratur beschriebene allgemeine Tendenz. Manche Frauen leben lange rezidivfrei, bei anderen verschlechtert sich die Erkrankung sehr rasch, trotz Therapie. Besprechen Sie die Frage, die Sie umtreibt, mit Ihren behandelnden Ärzten: sie können sich am ehesten zu Ihrer persönlichen Prognose äussern, weil sie die Befunde kennen und Ihnen erklären können, was sich daraus ableiten lässt.

Das Risiko eines Rezidivs bleibt zwar ein Leben lang bestehen, verringert sich aber mit den Jahren.

Gebärmutterhalskrebs: Leben nach abgeschlossener Behandlung

Nebenwirkungen und Spätfolgen nach Krebsbehandlung

«Liebe Ärzte, mein Name ist Concetta und ich wende mich an Sie, um Ihre Meinung zu erfahren. Aufgrund von Gebärmutterhalskrebs habe ich 5 Zyklen Chemo mit Taxol, Cisplatin und Bevacizumab hinter mir. Anschliessend hatte ich 25 Behandlungen mit Radium und Chemo mit Cisplatin und Brachytherapie. Ich bin jetzt krankheitsfrei und mache eine Erhaltungstherapie mit Bevacizumab. Mir geht es gut, abgesehen von starken Schmerzen in den Beinen, Füßen und Knöcheln, wenn ich gehe. Niemand ist in der Lage, mir zu helfen. Die Onkologen, die mich betreuen, nehmen an, dass es sich um Auswirkungen der Therapien handelt, aber sie können mir nicht helfen. Ich war bei einem Orthopäden und habe Röntgenaufnahmen machen lassen, aber in meinen Knochen ist nichts zu finden. Ich habe 20 Kilo zugenommen, könnte es auch am Gewicht liegen? Vielleicht sollte ich zu einem Neurologen gehen und ein MRT machen lassen?»
— Frage von Concetta79 (5. Oktober 2023)

Prof. Dr. med. Monica Castiglione, Onkologin und Brustkrebs-Spezialistin:
Guten Tag Concetta79

Es freut mich, dass Sie gut auf die Behandlung angesprochen haben.

Ich denke, es ist klar, dass es nicht möglich ist, eine Diagnose zu stellen und Behandlungsempfehlungen zu geben, ohne die Patientin zu sehen und alle Einzelheiten ihrer Behandlung sowie alle Blut- und radiologischen Ergebnisse zu kennen.
Trotzdem kann ich Ihnen sagen, dass sowohl Taxol als auch Bevacizumab Nebenwirkungen verursachen können, die denen ähneln, die Sie beschreiben. Diese Probleme bessern sich in vielen Fällen, wenn die Therapien beendet werden. Besprechen Sie dies offen mit Ihrem Onkologen.

Eine Gewichtsabnahme würde Ihre Gelenke entlasten und einen Rückfall verhindern helfen. Es ist nicht einfach, auf eigene Faust abzunehmen, ohne dabei Ernährungsmängel in Kauf zu nehmen. Bitten Sie Ihren Arzt um eine Verordnung zur Ernährungsberatung. Ein normales Körpergewicht und eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung tragen wesentlich zum psychophysischen Wohlbefinden bei und verbessern die Wirksamkeit der Behandlung.

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