Therapien gegen Krebs können Nebenwirkungen haben. Betroffene erhalten unterschiedliche Behandlungen. Daher können auch unterschiedliche Nebenwirkungen und Beschwerden auftreten. Welche Beschwerden Betroffene häufig haben und wie sie diese lindern können, erfahren Sie hier.
Ihr Behandlungsteam informiert Sie über mögliche Nebenwirkungen. Es gibt Nebenwirkungen, die während der Behandlung von Prostatakrebs spürbar sind und später abklingen. Einige Nebenwirkungen machen sich erst nach Abschluss der Behandlung bemerkbar.
Besonders in einem fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist es ratsam, den zu erwartenden Behandlungserfolg und die damit verbundenen unerwünschten Wirkungen sorgfältig gegeneinander abzuwägen.
Wichtig: Informieren Sie Ihr Behandlungsteam
Informieren Sie Ihr Behandlungsteam, wenn Sie Beschwerden haben.
Fragen Sie nach, bei welchen Beschwerden Sie sich sofort melden müssen.
Sie müssen Nebenwirkungen nicht ertragen, die meisten können behandelt werden.
Informieren Sie Ihr Behandlungsteam, wenn Sie selbst gewählte Medikamente einnehmen möchten.
Sexualität und Fruchtbarkeit
Eine Therapie bei Prostatakrebs kann die Sexualität und Zeugungsfähigkeit vorübergehend oder dauerhaft beeinträchtigen.
Fragen Sie vor Therapiebeginn Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt, welche Auswirkungen die Behandlung auf Ihre Sexualität und Zeugungsfähigkeit haben kann.
Was tun bei Problemen mit der Erektion?
Während und nach einer Krebserkrankung können Betroffene Probleme mit der Erektion haben. Der medizinische Fachbegriff dafür ist erektile Dysfunktion.
Müssen Urologinnen und Urologen die Prostata vollständig entfernen, können Nerven verletzt werden, welche die Erektion steuern. Je nach Grösse des Tumors ist es auch möglich, dass das Nervenbündel im Becken vollständig entfernt werden muss. Dadurch kann die Fähigkeit zu einer spontanen Erektion vorübergehend oder für immer verloren gehen. Funktionieren die Nerven noch, kann die Erektionsstörung mit Medikamenten behandelt werden.
Bei einer Strahlentherapie oder einer medikamentösen Therapie tritt die Erektionsstörung erst Monate bis Jahre nach der Therapie auf. Betroffene Männer erhalten Medikamente.
Gegen Erektionsstörungen gibt es neben medikamentösen auch mechanische Erektionshilfen. Das sind zum Beispiel Penisringe oder Vakuum-Erektionspumpen.
Fragen Sie Ihre Urologin oder Ihren Urologen, welche Massnahme für Sie am besten geeignet ist.
Lesen Sie mehr zu Erektionsstörungen in der Krebsliga-Broschüre Männliche Sexualität.
Was tun, wenn ich nicht mehr zeugungsfähig bin?
Bei einer vollständigen Entfernung der Prostata wird unter anderem auch die Samenblase entfernt. Sowohl die Prostata als auch die Samenblase bilden ein Sekret, das für die Samenflüssigkeit benötigt wird. Fehlt das, wird beim Samenerguss keine Samenflüssigkeit mehr ausgestossen. Eine natürliche Zeugung ist nicht mehr möglich.
Kinderwunsch trotz Krebs
Falls Sie Ihre Familienplanung noch nicht abgeschlossen haben, können Sie vor Therapiebeginn beispielsweise Ihre Samenzellen einfrieren lassen.
Sie geben vor Therapiebeginn mehrere Samenproben in einen spezialisiertem Zentrum ab (Kinderwunschklinik). Die Samen (Spermien) werden aufbereitet und vor Therapiebeginn eingefroren. Das ist die sogenannte Spermien- Kryokonservierung. Sie können diese Samen später für eine künstliche Befruchtung benutzen. So ist eine spätere Vaterschaft möglich.
Sie können weiterhin einen Orgasmus haben, auch wenn keine Samenflüssigkeit mehr austritt.
Ein Orgasmus kann ohne Erektion und Samenerguss stattfinden. Man spricht dann von trockenem Orgasmus.
Die Erektionsfähigkeit kann eingeschränkt sein oder ganz verloren gehen.
Ihre Urologin oder Ihr Urologe berät Sie, welche Möglichkeiten es gibt, wenn Sie Probleme mit der Erektion haben. Lassen Sie sich die jeweiligen Vor- und Nachteile der Möglichkeiten erklären.
Vielleicht hilft es Ihnen, mit einer Sexualtherapeutin oder einem Sexualtherapeuten zu sprechen? Sexuelle Lust und Befriedigung können Sie auch ohne Erektion erleben. Haben Sie Mut, Neues auszuprobieren.
Veränderungen hinsichtlich des Liebeslebens betreffen auch immer Ihre Partnerin oder Ihren Partner. Es ist wichtig, dass sie oder er bei diesen Gesprächen nach Möglichkeit dabei ist. So lassen sich Bedürfnisse, Unsicherheiten und Ängste, die bei beiden auftauchen gemeinsam besprechen.
Was tun bei Harninkontinenz?
Harninkontinenz bedeutet, dass Betroffene ungewollt Stuhl oder Urin verlieren. Es gibt Krebsbehandlungen, die dazu führen können.
Inkontinenz belastet Betroffene sehr, sie empfinden Scham und vermeiden körperliche Nähe.
Nach einer Entfernung der Prostata kann es vor allem beim Aufstehen und Hinsetzen oder auch beim Sport, Lachen, Husten oder Pressen zu ungewolltem Urinverlust kommen.
Lassen Sie sich von Ihrem Behandlungsteam beraten, welche Hilfsmittel Sie unterstützen können, damit Sie ihren Alltag möglichst normal gestalten können.
Beckenbodentraining
Bei einem gezielten Beckenbodentraining wird der äussere Schliessmuskel trainiert. Das hilft dabei, dass Sie den Urin wieder besser halten können.
Das bewusste Training dieser Muskeln, ist nicht ganz einfach. Wenn Sie mit Beckenbodentraining beginnen möchten, lohnt es sich, zuerst zu einer spezialisierten Fachperson zu gehen. Wichtig ist es, bereits vor einer Operation mit dem Beckenbodentraining zu beginnen.
Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Webseite von Plevisuisse, der Gesellschaft für Beckenbodenphysiotherapie.
Fragen Sie Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt, ob Sie von einer Fachperson angeleitet werden sollen, bevor Sie mit dem Beckenbodentraining beginnen.
Bei einigen Betroffenen funktioniert nach der Operation der äussere Schliessmuskel nicht mehr richtig. Das bedeutet, dass die Betroffenen, obwohl sie ihren Beckenboden trainieren, weiterhin Urin verlieren. Die Folge ist eine bleibende Harninkontinenz.
In solchen Fällen gibt es die Möglichkeit, durch eine Operation einen künstlichen Schliessmuskel oder ein Netz einzusetzen. Danach können Betroffene den Urin wieder besser halten oder die Inkontinenz kann sogar vollständig behoben werden.
Fragen Sie Ihre Urologin oder Ihren Urologen, welche Behandlungsmöglichkeiten oder Hilfsmittel für Sie infrage kommen.
Verlieren Sie ungewollt Urin oder leiden Sie unter Erektionsverlust?
Sprechen Sie mit Ihrer Urologin oder Ihrem Urologen darüber. Dafür gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. In manchen Spitälern gibt es besondere Sprechstunden für Inkontinenz und Erektionsstörungen. Erkundigen Sie sich danach.
Nach der Operation können Sie Schmerzen haben. Diese sind aber meistens vorübergehend. Aber auch andere Behandlungen gegen Krebs oder beispielsweise Metastasen können Schmerzen verursachen.
Nehmen Sie Ihre Schmerzen ernst. Sie müssen die Schmerzen nicht aushalten. Denn Schmerzen sind kräfteraubend und sehr belastend.
Medikamente sind nur eine von vielen Möglichkeiten, Schmerzen zu behandeln. Andere Möglichkeiten sind:
Physiotherapie
körperliche Aktivität (Sport und Bewegung)
Komplementärmedizin (zum Beispiel Akupunktur, TCM, Naturheilkunde)
Entspannungsübungen (zum Beispiel Meditation, autogenes Training)
Strahlentherapie bei Metastasen
Psychotherapie
Besprechen Sie Schmerzen deshalb immer mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.
Als «Fatigue» bezeichnen Fachpersonen eine anhaltende, schwer zu überwindende und belastende Müdigkeit. Diese besondere Form der Erschöpfung und Müdigkeit lässt sich schwer lindern, auch wenn Sie ausreichend schlafen und sich erholen.
Sprechen Sie mit Ihrer behandelnden Ärztin oder Ihrem behandelnden Arzt über die Ursachen der Fatigue. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt untersucht Sie noch einmal genauer.
Bewegungsmangel und zu viel Schonung können eine chronische Fatigue verstärken, anstatt sie zu bessern. Bewegen Sie sich deshalb regelmässig. Planen Sie auch genügend Ruhepausen ein. Vielleicht hilft Ihnen ein Tagebuch dabei, besser zu erkennen, wann oder nach welchen Behandlungen die Fatigue besonders stark ist. Achten Sie darauf sich gesund und ausgewogen zu ernähren.
Medikamente gegen Krebs sowie der Entzug von Testosteron können zu einer Abnahme der Knochendichte führen (Osteoporose). Dadurch steigt die Anfälligkeit für Knochenbrüche.
Vorbeugende Massnahmen sind:
regelmässige körperliche Aktivität
regelmässige Einnahme von Kalzium und Vitamin D3
Rauchstopp
Alkoholkonsum reduzieren
Vermeiden von Über- oder Untergewicht
Einnahme von Bisphosphonaten oder RANKL-Inhibitoren. Das sind Medikamente, die den Knochenabbau reduzieren.
Betroffene, Angehörige, weitere Interessierte und Fachpersonen können den Dienst unter der Woche per Telefon, E-Mail, Chat oder WhatsApp von 10 Uhr bis 18 Uhr erreichen.