Armut und Krebs
Im Jahr 2017 wurden wir in der Beratung und Unterstützung von krebskranken Menschen vermehrt mit der Thematik Armut konfrontiert. Auch im Kanton Zug ist die Armut in den letzten Jahren auf der Beratungsstelle zunehmend spürbar geworden.
Die Krebsliga Zug hat im letzten Jahr zehn Personen und Familien aus dem Kanton Zug finanziell unterstützt. Sei dies direkt mit Spendengeldern oder vermehrt auch über Gesuche an Stiftungen.
Damit wir finanzielle Unterstützung leisten können, müssen die betroffenen Personen bereit sein, über ihre aktuelle wirtschaftliche Situation Auskunft zu geben. Danach entscheidet ein Gremium bei der Krebsliga Zug über die Anträge.
Für viele Menschen bedeutet diese Anfrage eine grosse Überwindung. Demzufolge ist es meistens auch schon sehr spät und dringend, bis sie bei uns um Unterstützung bitten. Mahnungen oder auch Betreibungen können schon anstehen. In einigen Fällen ist es unumgänglich, eine Anmeldung auf einem Sozialamt oder für die Ergänzungsleistungen zu empfehlen. Hier sind wir beim Ausfüllen der mehrseitigen Antragsformalitäten behilflich.
Viele Menschen können sich mit knappem Budget mehr recht als schlecht organisieren. Doch wenn dann eine Krebserkrankung über sie einbricht, fällt das ganze Kartenhaus zusammen. In dieser belastenden Situation werden finanzielle Fragen für eine gewisse Zeit auf die Seite geschoben und es droht eine Verschuldung.
Gerne möchte ich dies an einem Beispiel aufzeigen: Herr S. meldet sich auf der Beratungsstelle. Seine 45-jährige Frau ist vor zwei Jahren an Brustkrebs erkrankt. Sie haben drei Kinder (16, 14 und 6 Jahre alt). Herr S. arbeitet auf dem Bau und Frau S. war bis zur Erkrankung als Reinigungskraft selbstständig tätig. Sie hat keine Taggeldversicherung. Die Krankheit ist fortgeschritten. Frau S. leidet an Knochen- und Hirnmetastasen. Sie sollte für mehrere Wochen täglich nach Luzern zur Bestrahlung. Herr S. kann diesen Fahrdienst mit dem Auto nicht übernehmen. Er hat vom Arbeitgeber schon eine Kündigungsandrohung erhalten, da er zu viel auf der Baustelle fehlt. Wir sind ihm beim Organisieren eines Fahrdienstes, der Spitex, einer Haushaltshilfe und einer Randzeitenbetreuung für das jüngste Kind behilflich. Ein Teil dieser Kosten kann von der Krebsliga Zug übernommen werden. Frau S. kann so zu Hause sein. Sie stirbt nach einigen Monaten daheim im Kreise ihrer Familie.
Rebekka Toniolo Schmid, Leiterin Beratungsstelle