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KrebsligaMedienstelleMedienmitteilungenMethadon in der Krebstherapie: Einschätzung der Krebsliga

Methadon in der Krebstherapie: Einschätzung der Krebsliga

Die Krebsliga zweifelt an der Wirksamkeit von Methadon bei Krebspatienten im Hinblick auf ein verbessertes Überleben und warnt ausdrücklich vor unrealistischen Hoffnungen und Erwartungen. Die Krebsliga gibt als nicht medizinische Organisation keine Therapie-Empfehlungen ab. Wir bitten Krebsbetroffene sich mit Fragen zu Methadon an ein onkologisches Behandlungsteam zu wenden.

Unter dem Titel «Methadon – warum ein preiswertes Mittel für Krebspatienten nicht erforscht wird» hat die deutsche ARD Sendung «Plusminus» [1]im April in den Medien und der Fachwelt eine Diskussion ausgelöst. In der erwähnten Sendung werden Fälle von Hirntumorpatientinnen präsentiert, die dank Methadon ein deutlich längeres Überleben erreicht haben. Bei einigen Patientinnen soll das Gliom sogar vollständig verschwunden sein, und es wurde von «Heilung» gesprochen. Diese Information hat bei Krebsbetroffenen Hoffnungen geweckt und zu zahlreichen Rückfragen bei den kantonalen Beratungsstellen und am Krebstelefon geführt.

Die Krebsliga zweifelt an der Wirksamkeit von Methadon bei Krebspatienten im Hinblick auf ein verbessertes Überleben und warnt ausdrücklich vor unrealistischen Erwartungen, dies u.a. aus unten aufgeführten Gründen. Eine einzelne Studie – wie jene, auf der die genannte ARD-Sendung basiert – reicht bei weitem nicht aus, um Resultate und Beobachtungen für allgemeingültig zu erklären. Umfassende klinische Studien zur Wirkung von Methadon in der Krebsbehandlung wären dazu notwendig.

Zudem ist die Darstellung der Studienresultate im TV-Beitrag einseitig und weicht stark von den Schlussfolgerungen ab, die die in der Sendung zitierte Forscherin in ihrer Publikation selber trifft. Um die Wirksamkeit und Sicherheit einer Behandlungsmethode zu beweisen, sind klinische Studien notwendig. Bisher wurden jedoch keine solchen klinischen Studien mit einer genügend grossen Anzahl Patienten durchgeführt, um die Wirksamkeit von Methadon in der Krebsbehandlung nachzuweisen (siehe Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie DGHO).


Klinische Studien zur Wirksamkeit von Methadon notwendig
Klinische Studien sind sehr teuer und können bis zu einigen Millionen Franken kosten. Für die Pharmaindustrie lohnt sich der grosse finanzielle Aufwand nicht, weil Methadon sehr billig und nicht mehr patentgeschützt ist, wie im TV-Beitrag erwähnt. Sollen dennoch klärende Studien durchgeführt werden, müssen öffentliche Geldgeber oder Stiftungen die Finanzierung übernehmen. Eine Organisation hat sich in der Schweiz die Durchführung von sogenannten «investigator driven trials» zur Kernaufgabe gemacht: die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für Klinische Krebsforschung (SAKK). Sie hat bereits mehrere solche «billige» Medikamente im Hinblick auf eine verbesserte oder verträglichere Krebsbehandlung – z.B. zur Schmerzbekämpfung (Metformin, Ritalin, Marihuana, Aspirin) – untersucht. Was die Wirksamkeit von Methadon betrifft, wäre es ideal, wenn unabhängige Kliniker eine Studie als notwendig erachten und beschliessen würden, ein Studiendesign zu entwickeln. Stimmt die Qualität einer solchen Studie, könnten die Krebsliga Schweiz und die Stiftung Krebsforschung Schweiz nach sorgfältiger Prüfung durchaus gewillt sein, sie zu finanzieren. Da Methadon jedoch v.a. in den USA als Schmerzmittel verwendet wird, ist aktuell die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass dort eine entsprechende klinische Studie realisiert wird.


Methadon in der Palliativbehandlung
Methadon wird vor allem als Schmerzmittel in der Krebsbehandlung eingesetzt, häufig in palliativen Situationen. In der Sendung kommt auch ein Palliativmediziner zu Wort, der erwähnt, dass Krebspatientinnen, denen Methadon als Schmerzmittel verabreicht wurde, «länger und ruhiger leben». Die Aussage basiert auf der subjektiven Wahrnehmung des Mediziners (die keineswegs falsch sein muss). Eine retrospektive Untersuchung aus dem MD Anderson Cancer Center in Houston [3] hat die Auswirkungen von Methadon auf den Tumorverlauf bei einer Umstellung der Schmerztherapie untersucht. Dabei wurde Methadon mit anderen Schmerzmitteln verglichen, wie etwa den Opioiden Morphium und Heroin. Zwischen den Vergleichsgruppen konnte kein Unterschied im Überleben der Patienten nachgewiesen werden.

Die Krebsliga gibt als nicht medizinische Organisation keine Therapie-Empfehlungen ab. Wir bitten Krebsbetroffene sich mit Fragen zu Methadon an ein onkologisches Behandlungsteam zu wenden.


Weitere Informationen
sind am 22. Juni im SRF Beitrag in der Sendung «Rendez-Vous» und im anschliessenden Tagesgespräch (13 - 13.30 Uhr) publiziert worden https://www.srf.ch/news/schweiz/kann-methadon-zur-krebsheilung-beitragen


Quellen, Hintergrundmaterial

2. Methadon bei Krebspatienten: Zweifel an Wirksamkeit und Sicherheit. Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie vom 26. April 2017. https://www.dgho.de/informationen/nachrichten/methadon-bei-krebspatienten-zweifel-an-wirksamkeit-und-sicherheit

 

3. Onken J, Friesen C, Vajkoczy P, Misch M: Safety and Tolerance of D,L-Methadone in Combination 
with Chemotherapy in Patients with Glioma. Anticancer Res. 37:1227-1235, 2017. ar.iiarjournals.org/content/37/3/1227.long

4. Reddy A, Schuler US, de la Cruz M et al.: Overall survival among cancer patients undergoing opioid rotation to methadone compared to other opioids. J Palliat Med. 2016 Dec 20. DOI: 10.1089/jpm.2016.0316

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