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KrebsligaProstata Webinar

Prostatakrebs: Schauen Sie das Webinar online nach

Prostatakrebs löst viele Fragen zur Behandlung, aber auch zu Nebenwirkungen wie Inkontinenz und Impotenz aus.

Die Krebsliga führte Anfang November im Rahmen der Expertinnen- und Expertensprechstunde des Krebsforum ein Webinar für Betroffene und Angehörige durch. Der Onkologe Aurelius Omlin und der Urologe Thomas Hermanns diskutierten über häufige Folgen der Prostatakrebsbehandlung: Impotenz und Inkontinenz. Zudem informierten sie über die aktuellen Behandlungsmöglichkeiten.

Aufzeichnung

Ausgewählte Fragen und Antworten

Antwort Dr. Hermanns:

Wenn die Operation schon so lange zurückliegt und die Kontinenz in der ersten Zeit nach der Behandlung besser war und sich dann wieder verschlechtert hat, empfiehlt sich eine erneute Abklärung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten: die Untersuchung von Harnröhre und Harnblase mit der Frage nach Veränderungen; die Untersuchung der Blasenfunktionsstörungen durch Neuro-Urologen, bei denen abgeklärt wird, wie gross der Urinverlust ist, wie der Verschlussmechanismus der Harnröhre funktioniert und wie es um die Aktivierung des Schliessmuskels steht. Daraus können dann massgeschneiderte Therapien verordnet werden.

Antwort Dr. Hermanns:

Das Ziel nach der Operation ist, keinen Urin zu verlieren. Dies kann in sehr vielen Fällen erreicht werden. Es braucht aber Zeit. In der Regel verbessert sich die Situation in den ersten 6 Wochen bis 3 Monaten so weit, dass nur noch zur Sicherheit eine Einlage getragen wird.

Der äussere Schliessmuskel verliert im Laufe des Tages an Spannkraft. Wenn der Körper müde wird, kann es sein, dass der Urinverlust am Abend grösser ist als am Morgen, da auch der Schliessmuskel müde wird. Auch der Genuss von Wein führt zu einer Entspannung der Muskulatur, was zu einem erhöhten Urinverlust führen kann. Hier ist eine gute Aufklärung notwendig. Viele Patienten in der Sprechstunde berichten, dass sie so gut wie nie Urin verlieren, aber sicherheitshalber eine dünne Einlage tragen, falls es doch einmal zu einem unerwarteten, tröpfchenweisen Urinverlust kommen sollte.

Antwort Dr. Hermanns:

Man kann es immer ausprobieren. Physiotherapie hat keine Nebenwirkungen und kann daher auch zu einem späteren Zeitpunkt wieder versucht werden. Die Daten zeigen, dass Physiotherapie besonders wirksam ist, um eine frühe Kontinenz zu erreichen, d.h. nach der Operation und in den ersten 6 Monaten. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass die Physiotherapie an ihre Grenzen stösst, wenn das Beckenbodentraining nach einem halben bis einem Jahr noch keine Besserung gebracht hat.

Zu beachten ist auch, dass die Inkontinenz mit zunehmendem Alter einen natürlichen Verlauf nimmt. Sowohl bei operierten als auch bei nicht operierten Männern kann sich eine Inkontinenz altersbedingt entwickeln und/oder verschlechtern.

Antwort Dr. Hermanns:

Damit ein Urologe, eine Urologin als erfahren bezeichnet werden kann, ist eine Expertise von mindestens 100 durchgeführten Eingriffen erforderlich. Zur Aufrechterhaltung der Praxis sind mindestens 25 Eingriffe pro Jahr notwendig.

Es geht neben der Lebensqualität der Patienten auch um die Kontrolle des Krebses. Deshalb sind wir den Patienten eine gute Qualität schuldig. Wir müssen die Eingriffe kompetent durchführen. Demzufolge brauchen wir diese Operationszahlen.

Die Frage, wie viele Operationen durchgeführt wurden, kann man den Urologen stellen. Die Ärzte sollten ihre Expertise sogar öffentlich machen. Das Bundesamt für Gesundheit führt auf seiner Internetseite eine Liste mit Fallzahlen. Aus dieser Liste geht hervor, wie oft die Schweizer Akutspitäler Prostatektomien durchführen.

Antwort Dr. Hermanns:

Das hängt davon ab, ob zusätzlich zur Bestrahlung noch eine Hormontherapie durchgeführt wird. Häufig wird bei bestimmten Tumoren ein Testosteronentzug für 6 Monate gemacht und das führt natürlich auch zu Veränderungen der Erektionsfähigkeit durch den Mangel an männlichen Hormonen. Ich gehe davon aus, dass bei Ihnen kein Hormonentzug gemacht wurde, weil Erektionen vorhanden sind.

Bei der Strahlentherapie wird auch der an der Prostata liegende Nerv mitbehandelt, und deshalb kann es zu einer Beeinträchtigung dieses Nervs kommen. Patienten, die nach einer Bestrahlung Erektionsstörungen haben, empfehle ich dringend, zusätzlich Medikamente einzunehmen, um die Erektionsfähigkeit zu unterstützen. Die Durchblutung des Penis wird durch die Medikamente optimiert, in der Hoffnung, dass dies langfristig zu einer Besserung führt. Patienten, die nach einer Bestrahlung Einschränkungen der Erektionsfähigkeit haben, empfehle ich die gleiche Therapie wie nach einer Operation.

Antwort Dr. Hermanns:

Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, der von einem Mann sehr individuell beurteilt werden kann und oft von Fragen abhängt wie: Wo stehe ich gerade im Leben? Wie nehme ich mich selbst wahr? Was habe ich für eine Rolle? Wie ist es in meiner Partnerschaft?

Wichtig ist eine gute und ehrliche Aufklärung vor der Therapie. Im Gespräch geht es auch darum, herauszufinden, was dem Patienten wichtig ist. So soll vermieden werden, dass nach der Operation der Moment kommt, in dem der Patient enttäuscht ist, weil er nicht mit Potenzproblemen gerechnet hat.

Eine psychoonkologische Begleitung kann hilfreich sein. Geschulte Fachkräfte können bei der Bewältigung seelischer Überforderungssituationen helfen, gemeinsam mit dem Patienten wird im Gespräch versucht, Lösungen zu finden.

Prostatakrebs erfordert in der Regel keine schnelle Therapieentscheidung. Der Patient kann sich die Zeit nehmen, die Informationen über die Behandlungsmöglichkeiten wirken zu lassen, sich mit anderen auszutauschen und gegebenenfalls eine Zweitmeinung einzuholen. Wichtig ist, dass der Betroffene mit dem Gefühl der «richtigen Entscheidung» in die Behandlung geht.

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