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KrebsligaForschungNews aus der Forschung«Ich schätze es sehr, dass die Frauen uns ihr Vertrauen schenken»

«Ich schätze es sehr, dass die Frauen uns ihr Vertrauen schenken»

Sie begleitet, informiert und forscht: Prof. Cornelia Leo kämpft als Ärztin wie eine Löwin für ihre Brustkrebspatientinnen. Zugleich gewinnt sie als Forscherin neue Erkenntnisse zu den genetischen Risikofaktoren.

Der Austausch untereinander ist essenziell: Prof. Cornelia Leo und ihr Team bei der Besprechung.

«Die Heilungsaussichten von Brustkrebs haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert», erklärt Prof. Cornelia Leo. Die Leiterin des Interdisziplinären Brustzentrums am Kantonsspital Baden (AG) arbeitet seit über 20 Jahren als Ärztin. In dieser Zeit habe es bedeutende Fortschritte in der Therapie gegeben: «Ich bin froh, dass wir ein kleiner Teil davon sein können, indem wir zur klinischen Forschung beitragen.» Mehr noch als die Forschung liegen ihr die langjährigen Beziehungen zu ihren Brustkrebspatientinnen am Herzen: «Ich schätze es sehr, dass die Frauen uns ihr Vertrauen schenken und wir sie durch diese herausfordernde Lebensphase begleiten können.» Den- noch bleibt es für Prof. Cornelia Leo schwierig, wenn sie einer Frau die Diagnose Brustkrebs überbringen muss: «Das ist jedes Mal eine neue Herausforderung. Das wird nie zur Normalität.» Glücklicherweise könne die überwiegende Zahl der Patientinnen inzwischen geheilt werden. «Das habe ich immer im Kopf und achte darauf, dies im ersten Gespräch mit auf den Weg zu geben.»  

Viele Frauen trifft die Diagnose aus heiterem Himmel, es zieht ihnen den Boden unter den Füssen weg. Hier können auch Psychoonkologinnen zusätzliche Unterstützung bieten. Andere Frauen hingegen seien sehr gefasst, hätten es bereits geahnt. Sehr junge oder schwangere Patientinnen gehen Prof. Leo besonders nahe. «Die werdende Mutter freut sich auf ihr Baby und muss dann erfahren, dass sie Brustkrebs hat und eine Chemotherapie braucht. Solche Schicksale beschäftigen einen», erzählt sie offen. Kraft tankt die Chefärztin bei ihrer eigenen Familie: «Ich habe zwei grossartige Töchter und einen Mann, der mir den Rücken stärkt. Unser Familienleben geniesse ich sehr bewusst.»  

Was sind die häufigsten Sorgen?  
«Tatsächlich haben die meisten vor der Chemotherapie Angst», sagt die Spezialistin. Sie wüssten nicht, wie gut sie diese verkraften werden. Schliesslich zieht sich eine solche Therapie über Monate hin, was sehr erschöpfend sein kann. Auch mit einem möglichen Haarausfall gehe jede Frau unterschiedlich um.

Nach wie vor gilt vielen die Brust als primäres Zeichen der Weiblichkeit. «Auch da begleiten wir Patientinnen, wenn sie sich in ihrem eigenen Frausein wieder finden müssen. Bei etwa 70 Prozent der Betroffenen können wir brust- erhaltend operieren. Bei den übrigen 30 Prozent ist aber eine Brustentfernung nötig.» Heute werde die betroffene Brust nach einer sogenannten Mastektomie, der Entfernung von Gewebe und Drüsen, meist wieder aufgebaut. Einigen sei das aber auch gar nicht so wichtig, weiss die Chefärztin. Massgeblich sei eine einfühlsame Aufklärung, damit die Frau ihre persönliche Entscheidung treffen kann. Möchte sie anschliessend einen Brustaufbau mit Silikon, falls möglich mit eigenem Gewebe oder eine Prothese für den BH? Auch das Gefühl in der Brust sei nach einem Wiederaufbau nicht mehr vorhanden. «Die Frau muss sich erst wieder mit ihrer neuen Brust anfreunden. Das braucht Zeit.» Hier spiele zudem die Sexualität mit: Wie nehme ich mich wahr, wie mein Partner? Durch eine Antihormontherapie machen sich zudem hormonelle Veränderungen bemerkbar, gibt die Fachärztin zu bedenken.  

Ursachenforschung und Schuldgefühle  
Nach der Diagnose taucht als Erstes oft die Frage nach dem Warum auf: «Die meisten Frauen haben den Wunsch, eine konkrete Ursache zu finden.» Doch die Forscherin weiss auch, dass der Brustkrebs bei 70 bis 80 Prozent aller Frauen zufällig auftritt. Brustkrebs entsteht unter hormonellen Einflüssen, weshalb weibliche Hormone, die nun einmal jede Frau hat, zum Risiko beitragen. Auch das Alter ist ein Faktor. So tritt Brustkrebs häufiger bei Frauen über 50 Jahren auf. Meist lässt sich aber kein einzelner Faktor finden. Manche Frauen haben laut Ärztin «alles richtig» gemacht: Sie haben sich gesund ernährt, waren sportich aktiv, haben ihr Baby gestillt – und trotzdem bekommen sie Brustkrebs. Die Frauen können also nichts dafür. Prof. Leo versucht dann, ihnen mögliche Schuldgefühle zu nehmen. Denn die Wissenschaftlerin weiss: «Brustkrebs ist leider eine häufige Erkrankung: Eine von acht Frauen erhält in ihrem Leben die Diagnose Brustkrebs. Das ist vielen gar nicht so bewusst.».

Text: Danica Gröhlich, Fotos: Fabienne Bühler  

Forschungsprojekt dank Spendengeldern

Prof. Cornelia Leo

Frau Leo – woran forschen Sie? «Als Forschende wissen wir heute, dass genetische Faktoren eine wichtige Rolle für das Risiko einer Frau spielen, an Brustkrebs zu erkranken. Dabei sind BRCA1 und BRCA2 die wichtigsten Gene, die dem erblichen Brust- und Eier- stockkrebs zugrunde liegen können. Allerdings findet man nur in 5 bis 10 Prozent aller Brustkrebsfälle einen solchen Gendefekt. In Familien, in denen keine Mutation in diesen Genen festgestellt wurde, können jedoch andere erbliche Faktoren das Risiko beeinflussen.

In unserem aktuellen Forschungsprojekt ‹Pro-Screen› untersuchen wir daher mit Unterstützung der Krebsliga Schweiz und der Krebsliga Ostschweiz an verschiedenen Brustzentren, wie das komplexe Zusammenspiel genetischer, persönlicher und familiärer Faktoren das individuelle Brustkrebsrisiko beeinflusst. Wir analysieren dabei einen sogenannten Polygenen Risikoscore (PRS) aus dem Blut. 

Eine bessere Vorhersage des individuellen Risikos soll es künftig ermöglichen, Frauen mit familiärer Vorbelastung eine personalisierte Brustkrebsfrüherkennung anzubieten.»  

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